Mai bedeutet Wasser

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Erscheinungstermin 01.09.2021 | Archivierungsdatum 31.12.2021

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Zum Inhalt

»Eine zeitlose Erzählung über die Fähigkeit junger Menschen, sich neu zu erfinden, auch unter noch so schwierigen Umständen.« Helsingborgs Dagblad

DAS BUCH
Die kleine Adi wächst im Diplomatenviertel von Daressalam, Tansania, auf, zusammen mit zwei Schwestern, der tanzenden Dina und der immer kranken Mai. Ihr gottgläubiger und strenger Vater duldet keinen Ungehorsam, will er doch, dass seine Kinder es weit bringen. Besonders von den Töchtern verlangt er Unschuld und Reinheit. Aber Adi hat ein dunkles Geheimnis.

Lebendig, poetisch und unmittelbar erzählt Adi von ihrem täglichen Leben, von ihren älteren Geschwistern im Heimatland Zaire, den Vorfahren und den Jahrzehnten voller Gewalt, Krieg und Unterdrückung durch die Kolonialmächte. Die Mythen und Flüche der Ahnen leben in den Generationen weiter und beeinflussen das Leben aller. Ihre Geschwister machen sich auf den Weg nach Europa, doch Adi muss lernen, ihren eigenen Weg zu finden, um der Vergangenheit zu entkommen.

Kayo Mpoyis facettenreiche, poetisch erzählte Familiengeschichte gewann den Katapultpriset  als bestes schwedisches Debüt des Jahres.

DIE AUTORIN
Kayo Mpoyi lebt in Schweden. Sie wurde 1986 in Zaire (der heutigen Demokratischen Republik Kongo) geboren und wuchs in Tansania auf, bevor sie mit zehn Jahren nach Schweden kam. Mpoyi studierte an der renommierten Autorenschule Biskops-Arnös und arbeitet als Medienproduzentin. »Mai bedeutet Wasser« ist inspiriert von Mythen und Geschichten, die in ihrer Familie erzählt wurden.

»Eine zeitlose Erzählung über die Fähigkeit junger Menschen, sich neu zu erfinden, auch unter noch so schwierigen Umständen.« Helsingborgs Dagblad

DAS BUCH
Die kleine Adi wächst im Diplomatenviertel...


Vorab-Besprechungen

»Kayo Mpoyis Sprache ist wie eine in Quellwasser gefrorene Blüte – und hinter jeder Zeile lauert ein verführerisches Gefühl von Gefahr«. Expressen

»Kayo Mpoyis Sprache ist wie eine in Quellwasser gefrorene Blüte – und hinter jeder Zeile lauert ein verführerisches Gefühl von Gefahr«. Expressen


Verfügbare Ausgaben

ISBN 9783959881548
PREIS 20,00 € (EUR)

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Mai bedeutet Wasser – Kayo Mpoyi

Eine afrikanische Familiengeschichte

Eine afrikanische Familiengeschichte, erzählt aus der Perspektive eines Kindes. Es sind die späten Achtziger und Neunziger Jahre Adi ist zu Beginn des Buches ca.5 oder 6 Jahre alt, sie hat eine ältere Schwester, Dina und ihre jüngere Schwester Mai wird gerade geboren.
Adis neugieriger Blick bestimmt das Buch.

Die Familie ist in Tansania, stammt aber aus Zaire. Ein Land in dem es viele Unruhen gab.

Angereichert wird der Plot durch Geschichten und Mythen der Vergangenheit.

Kayo Mpoyi baut eine ganze Reihe von Thema schlüssig ineinandergreifend in den Roman ein, z.B. die Benachteiligungen von Frauen durch strenge Auslegung von Religion, Missbrauch und die Folgen des Kolonialismus auch noch Jahrzehnte später.

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Ein Buch, das mich schon allein wegen der Autorin wahnsinnig gereizt hat. Denn ich kannte bisher keine Autorin aus Zaire, obwohl ich dort ein Jahr gelebt habe. Kayo Mpoyi, die in Kinshasa geboren wurde lebt seit ihrem 10.Lebensjahr in Schweden und hat mit diesem Debüt gleich einen wichtigen Schwedischen Literaturpreis gewonnen. Zurecht, wie ich finde.
Mich konnte die Familiengeschichte, die von der kleinen Ada erzählt wird und vor dem Hintergrund der beginnenden Bürgerkriege in Zaire spielt, fesseln und berühren denn die eingestreuten Swahili-Worte erzeugten einen Nachhall der Erinnerung in mir:

Ada lebt zu Beginn der Neunziger Jahre mit ihrem Vater, der bei der zairischen Botschaft in Daressalam arbeitet, ihrer Mutter, ihrer tanzenden älteren Schwester Dinah und der kleinen Mai in Tansania, während in Zaire die Unruhen ausbrechen. Zwei ihrer erwachsenen Geschwister, die in Kinshasa leben, kommen deshalb zu ihnen nach Daressalam, doch der strenge, gläubige Vater schikaniert seine Kinder, damit aus ihnen etwas Besseres wird. Er überlegt, sie nach London zu schicken, doch als die vierzehnjährige Dinah schwanger wird, reißt sie mit den beiden großen nach Südafrika aus. Ada und Mai bleiben mit der traurigen Mutter und dem strengen Vater zurück. Ada fühlt sich durch Gott beobachtet, für sie ein Junge mit dicker Brille und Aktenkoffer, der sie auf Schritt und Tritt begleitet und den nur sie sehen kann. Zudem stellt ihr der pädophile Nachbar nach und vor lauter Empörung über die unsittliche, gefallene Dinah sehen die Eltern nicht, was mit der jüngeren Mai vor ihrer Nase geschieht.

Der Autorin gelingt es, in diesem Entwicklungsroman, der in eingeschobene Erzählungen von Ahnen und Geistern berichtet, durch die kindliche Perspektive und poetische Sprache die Wucht und Grausamkeit des Inhalts abzuschwächen. Denn die kleine Erzählerin scheint einerseits naiv und andrerseits gut im Verdrängen und unzuverlässig im Erzählen zu sein. Teilweise kann das Verwirrung stiften und ohne die Ahnentafel wäre man bei den zahlreichen Zeitsprüngen und Familienmitgliedern schnell aufgeschmissen gewesen. Dennoch setzt sich nach und nach das Bild einer zerrissenen Großfamilie zusammen, die im Exil um ihr Überleben kämpft, während Zaire im Bürgerkrieg versinkt. Dass dabei das koloniale Erbe der Belgier und Differenzen der verschiedenen Ethnien in innerfamiliären Konflikten und einer wilden Mischung aus christlichem und Schamanen-Glauben münden, die die komplexe Situation des Landes illustrieren, ist mehr als gelungen.

Aus dem Schwedischen von Elke Ranzinger, Culturbooks 2021

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„Das ist Teil von Urgroßmutters Fluch. Wir dürfen alle nicht glücklich werden.“

Tschadi wächst im Diplomatenviertel von Daressalam, Tansania, auf. Ihre Familie stammt aus Zaire und dort leben auch ihre älteren Geschwister. Für sie scheint die Familie nur aus ihren Eltern und ihren zwei Schwestern zu bestehen: Dina, die gerne tanzt und sich dem strenggläubigen Vater widersetzt und die kleine Mai, die Tschadi für ein Geistwesen hält.

Die Geschichte erzählt aus Tschadis Kindheit und reicht von 1989 bis 1994. In die gegenwärtige Geschichte bringt sie die Erzählung ihrer Familie mit ein. Von der Urgroßmutter Mai – die einen Fluch auf die Familie gelegt hat – über die Familie ihres Vaters und ihrer Mutter bis hin zu den Geschichten ihrer Geschwister. Alle scheinen das Unglück anzuziehen. Die Kolonialzeit samt ihrem Rassismus, ethnische Säuberungen zwischen verschiedenen Völkern, (sexueller) Missbrauch in der Vergangenheit aber auch in der Gegenwart, kriegerische Auseinandersetzungen – die Familiengeschichte ist geprägt von brutalen Ereignissen. Der Tod eines Kindes scheint ebenso normal zu sein, wie die Züchtigung von Frauen und Kindern durch die Männer.

Die Geschichte zeigt sich sehr unterschiedlich. Einerseits erzählt sie Tschadis kindliche Überlegungen zu ihrer Familie, ihrem Leben und Gott. Dabei gehört ihre Eifersucht auf die kleine Schwester, ihr Schulalltag und das Aufsehen zur größeren Schwester mit dazu. In diesen Teilen ähnelt die Geschichte anderen Erzählungen vom Heranwachsen. Auffallend ist dabei, dass von Tschadi für ihr Alter (zumindest im Vergleich zu europäischen Kindern) ein höherer Grad an Reife erwartet wird. Sie wird viel früher als Frau gesehen und muss mehr Verantwortung übernehmen. Andere Teile der Geschichte – besonders diejenigen, die sich der Familiengeschichte widmen – sind bei weitem schonungsloser und sollten mit dem Alltag eines Kindes nichts zu tun haben. Dazu zählen sowohl die Ereignisse in der Vergangenheit, als auch das Schicksal ihrer älteren Geschwister.

Die Geschichte entführt in eine ungewohnte Welt mit anderen Ansichten. Das Wort „exotisch“ habe ich bewusst nicht gewählt, klingt es doch zu sehr nach Reiseprospekt. Bei den Beschreibungen des Alltags und besonders der Speisen fiel mir immer wieder ins Auge, wie neu mir Vieles war. Ebenso unterschiedlich zu meinem Leben zeigte sich der Glaube – sei es der strenge Glaube zu einem strafenden Gott als auch der an Traumdeutung und heil- und hexenkräftige Frauen.

Fazit: Das Buch erzählt rückblickend und oftmals aus der Sicht eines Kindes die hundertjährige Geschichte einer Familie aus Zaire/Belgisch-Kongo. Immer wieder wird man hier gezwungen seinen Wohlfühlbereich zu verlassen und auch brutalen Tatsachen ins Auge zu sehen.

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„Mai bedeutet Wasser“ ist eine gut gebaute Erzählung aus der Sicht eines jungen Mädchens (Adi) rund um Religion, Repression und Rebellion in Kongo und Tansania.
Das Kind glaubt, mit Gott zu sprechen, hat die christliche ***-Moral internalisiert und beobachtet teilnehmend besonders die Entwicklung der Schwester zur jungen Frau. Von einem regelmäßigen Gast im Haus werden beide Kinder missbraucht, besagte Moral aber auch fehlende Aufklärung hindern sie am darüber sprechen.
Dann führt Krieg erst zwei Flügel der Familie zusammen und reißt dann alles auseinander.
Im Hintergrund wird die Geschichte der Großmutter Mai erzählt, nach der die jüngste Tochter benannt ist, um eine Art Fluch zu brechen, und märchenhafte Erzählungen, in denen das Schicksal der Figuren eng an das Thema Wasser gebunden ist, sind mit der Geschichte Adis verwoben. Die letzten „Märchen“ gehen wiederum in eine halbmärchenhafte Parabel auf die Geschichte der Großmutter über

All das ist wie gesagt formal überzeugend durchgeführt, die Sprache passt, und dennoch ist es nicht wirklich etwas besonderes. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, diesen Roman schon einmal ähnlich gelesen zu haben, sei es bei Adichie, bei Emecheta, bei einem anderen Autor oder Autorin. Damit will ich nicht sagen, dass es genau diesen Text schon einmal gibt. Er hat einfach etwas thematisch sehr „prototypisches“ an sich, das dann auch formal etwas zu schulmäßig durchgeführt wird, um den Eindruck von etwas wirklich Besonderem zu hinterlassen.
„Mai bedeutet Wasser“ ist als Debüt sicher nicht zu verachten, aber alles in allem ein bisschen gradlinig, kalkuliert, angesichts der thematischen Sprengkraft, die drin steckt.

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Kayo Mpoyi - Mai bedeutet Wasser
Die kleine Adi wächst im Diplomatenviertel von Daressalam, Tansania, auf, zusammen mit zwei Schwestern, der tanzenden Dina und der immer kranken Mai. Ihr gottgläubiger und strenger Vater duldet keinen Ungehorsam, will er doch, dass seine Kinder es weit bringen. Besonders von den Töchtern verlangt er Unschuld und Reinheit. Aber Adi hat ein dunkles Geheimnis.

Meinung
Das Buch erzählt rückblickend und aus der Sicht eines Kindes die hundertjährige Geschichte einer Familie aus Belgisch-Kongo.
Mythen und den wirksamen Flüchen der Ahnen, die Bibel und Gott ergeben eine bemerkenswerte Mischung.
Wir erfahren vom Kolonialismus, vom Prüfungsverfahren der Belgier,die Geschichte Léopoldville und vieles mehr.
Mich fesselt viel Interessantes der Kolonialgeschichte und das Familienleben in diesem Land.
Ich empfehle es gern

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Ein Buch, wie die afrikanischen Sonne. Eine Sonne, die so hell und gleißend ist, dass man die Augen zusammenkneifen muss damit es nicht zu sehr schmerzt, wenn man Adi und ihrer Schwester Mai beim Spielen auf der Dachterasse zusieht. Ein Sonnenlicht, welches gnadenlos alles zeigt, was sonst verborgen bleibt. Aber das Sonnenlicht zieht auch dunkle und tiefe Schatten an, die Adi in ihren Bann ziehen. Und ihr Geheimnis ist duster. Leider bekommt sie keine Hilfe, da sie keine Worte dafür hat. Die Krankheit ihrer kleinen Schwester überschattet das gesamte Familienleben.
Ein sehr faszinierend geschriebenes Buch über ein Mädchen, welches langsam erwachsen wird, und sich sicher ist, dass Gott alles sieht und auch die Geisterwelt immer da ist. Sie ist kein einfaches Kind, eifersüchtig und manchmal gemein zu ihren Schwestern. Aber die Erziehung des Vaters und die Lehrer in der Schule sind sehr streng, Schläge an der Tagesordnung.
Wer Adis Leben folgen will, keine Angst vor Geistern hat und gern den Geschichten Afrikas lauscht, die seit Generationen existieren, der wird begeistert sein, aber die Tränen werden auch fließen.

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Familiendynamik. jugendliche Rebellion, Missbrauchsgefahr und Eltern-Kind-Konflikte, aber auch Mythen und Erzählungen im Rahmen einer afrikanischen Familiengeschichte - all das kommt in "Mai bedeutet Wasser" zusammen. Die schwedische Autorin Kayo Mpoyi wurde im damaligen Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo geboren und wuchs in einer Diplomatenfamilie in Tansania auf, ehe sie mit ihrer Familie im Alter von zehn Jahren nach Schweden zog. Herkunft und Kindheit in Ostafrika hat sie auch mit der Ich-Erzählerin Adi gemeinsam, kein Wunder also, dass sie das Buch ihrem sechsjährigen Ich widmete.

Das Leben Adis im Diplomatenviertel hat allerdings nicht den Glamour, den man im allgemeinen damit verbindet. Zum einen ist ihr Vater wohl eher keiner der Top-Beamten der Botschaft, zum anderen wirkt sich die politisch instabile Lage in der Heimat auch auf die diplomatische Community aus - das Gehalt bleibt mal wochenlang, mal mehrere Monate aus, die botschaftseigenen Häuser kommen allmählich herunter, Geld für die Instandhaltung hat es schon länger nicht mehr gegeben. Adis Familie gehört so eher zum diplomatischen Prekariat.

Liegt es an dieser mangelnden Stabilität, liegt es an eigenen Kindheitserfahrungen? Adis Vater führt ein strenges Regiment, ist sehr religiös, verlangt vor allem von seinen Töchtern Unterordnung und anständiges Betragen. Vor allem Dina, Adis ältere Schwester, bekommt das häufig zu spüren. Ihre Tanzbegeisterung ist dem Vater höchst unlieb, vor allem, da Dina sich für Lingala begeistert. Dazu müsste man vielleicht wissen, dass Lingala-Lieder einerseits ziemlich anzüglich sein können und die Bewegungen durchaus als getanzter Sex zu beschreiben sind.

Doch auch Adi muss in der Schule auf harte Weise lernen, wie sehr ein Mädchen von der Gemeinschaft ausgestoßen wird, falls es als "gefallene Frau" gesehen wird. Sie ahnt, dass einige ihrer Erlebnisse und Erfahrungen sie zur Ausgestoßenen machen können.

"Mai bedeutet Wasser" zeigt uns das Leben und die Konflikte in Adis Familie aus der Perspektive eines sechs- bis zehnjährigen Mädchens, zwischen der Eifersucht auf die kleine, immer kranke Schwester Mai und dem Wunsch, von den Großen, sprich Dina und ihren Altersgenossen akzeptiert zu werden. Mit der Ankunft der ätesten, bisher in Zaire lebenden Geschwister, die Adi kaum konnte, kommt eine ganz neue Dynamik in die Familie - die älteste Schwester, die sich nichts gefallen lässt, der ältere Bruder, dessen Konflikte die kleine Adi noch nicht verstehen kann und die schließlich angesichts auseinanderklaffenden Wertvorstellungen aus der Familie fliehen.

Das Zerbrechen der Familie geht einher mit dem Auseinanderbrechen der politischen Stabilität, wobei die Entwicklung in der Heimat nur angedeutet bleibt. Oder ist alles letztlich die Konsequenz eines Fluchs der Urgroßmutter, der eine glückliche Zukunft der Nachkommen unmöglich macht? Die Rolle der Ahnen und die Verbindung zu ihnen, der Glauben an Wassergöttinnen und Geister, der neben evangelikal geprägtem Christentum besteht, die ethnisch-sozialen Spaltungen, die es auch in Tansania gibt - all das wird aus dem Blick des aufgeweckten, fragenden Mädchen erzählt.

Es ist nur konsequent, dass die großen politischen Veränderungen irgendwo am Rand verlaufen, während der Fokus auf der viel kleineren und engeren Welt Adis liegt, die sich bemüht, die Puzzleteile des Ungesagten in ihrer Familie zusammensetzen und in Gesprächen mit Gott - für sie ein Junge mit Brille und Aktentasche - um Klarblick und Verstehen ringt. Dabei kommt beim Blick auf die Vergangenheit der Familie immer auch das koloniale Erbe und die Besonderheiten des Kongo zur Sprache.So erhalten die Leser einen Blick in den Mikrokosmos von Adis Leben in Tansania, aber auch dem Bezug zu Zaire und den Traditionen zwischen Zentral- und Ostafrika.

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Die fünfjährige Adi wächst im Diplomatenviertel von Daressalam auf, der Hauptstadt Tansanias. Ihre Familie stammt aus Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo, ihr Vater arbeitet für die Botschaft von Zaire.
Dieser Familienroman beschreibt das Aufwachsen und die Entwicklung der kleinen Adi über insgesamt fünf Jahre und beginnt im Jahr 1989. Adis kleine Schwester wird geboren und nach einer Urgroßmutter „Mai“ genannt. Adi hält Mai für ein Geisterkind, denn wie ist sie in den Bauch der Mutter überhaupt hineingekommen?
Viele Erlebnisse, die Adi aus ihrer Kindersicht beschreibt, sind geprägt von alten Mythen, Bildern und Erzählungen, die in den Familien weitergetragen werden. Und andererseits vom christlichen Glauben, den Adis Eltern sehr streng praktizieren. Vor allem Adis Vater erwartet Gehorsam und Pflichterfüllung, immer in der Sorge, dass aus seinen Töchtern „lost girls“ werden könnten.
Und so ist „Gott“ immer an Adis Seite. In ihrer kindlichen Fantasie sitzt er häufig direkt neben ihr und spart nicht mit Kommentaren zu kleinen Alltäglichkeiten.
Wir lernen auch Adis ältere Geschwister kennen, Dina, die immer tanzt, singt und sich, zum großen Missfallen des Vaters, gerne schön macht. Und die erwachsenen Geschwister, die in Zaire bei Verwandten untergekommen waren, dort aber nicht bleiben können, für eine Weile mit im Haus in Daressalam leben, vom Vater nach Südafrika geschickt werden und von dort nach Europa gehen, immer auf der Suche nach einem sicheren Ort, an dem sich eine Zukunft gestalten lässt.
Der Roman von Kaio Mpoyi behandelt Themen, über die sich viele Menschen heute Gedanken machen. Die Folgen des Kolonialismus, Migration, Flucht und Vertreibung, die Chancen und Perspektiven von Kindern in Afrika. Dabei trägt uns eine wunderschöne, ausdrucksvolle und poetische Sprache durch die Geschichte, die kleine und große Ereignisse aus Kinderperspektive beschreibt. Es ist berührend und manchmal erschütternd, wenn sich beim Lesen Zusammenhänge auftun, die der kleinen Adi noch gar nicht bewusst sein können.
Die Autorin Kaio Mpoyi ist selbst 1986 in Zaire geboren, in Tansania aufgewachsen und mit zehn Jahren nach Schweden ausgewandert. Ihr Debütroman „Mai bedeutet Wasser“ wurde aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt. Er beschert uns ein beeindruckendes und lange nachklingendes Leseerlebnis.

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