Ich bleibe hier

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Erscheinungstermin 24.06.2020 | Archivierungsdatum 31.07.2020

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Zum Inhalt

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele.

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in...


Eine Anmerkung des Verlags

Ein italienisch-deutsches Kapitel, das uns alle angeht

Über die Notwendigkeit, den Stürmen der Zeit zu trotzen – wie der Kirchturm im Reschensee

Der mehrfach preisgekrönte Nr.-1-Bestseller aus Italien, über 100‘000 Exemplare in Italien verkauft, erscheint in 11 Ländern

Ein italienisch-deutsches Kapitel, das uns alle angeht

Über die Notwendigkeit, den Stürmen der Zeit zu trotzen – wie der Kirchturm im Reschensee

Der mehrfach preisgekrönte Nr.-1-Bestseller aus...


Marketing-Plan

- Werbung in Buchhandelskatalogen- Anzeigenkampagne in Lese-Magazinen off- und online- Socia-Media-Kampagne- Buchtrailer- Diogenes Blog- Aktionen bei Vorablesen und Whatchareadin

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Verfügbare Ausgaben

AUSGABE Hardcover
ISBN 9783257071214
PREIS 22,00 € (EUR)

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Rezensionen der NetGalley-Mitglieder

Das Buch ist eine beeindruckende Schilderung des bäuerlichen Lebens in Tirol. Auch die wechselnde Zugehörigkeit zu den verschiedenen Staaten, wird eindrücklich beschrieben. Man wünscht dem Buch viele Leser in Andenken an das untergegange Dorf und seine Bewohner.

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in den 1920igern, In einem kleinen Dorf in Süstirol leben die drei Freundinnen Trina, Maja und Barbara . Es ist ein schweres Leben im Dorf. Der Lebenstraum der Mädchen ist es Leherin zu werden und zusammen zu unterrichten. Doch als sie ihr Diplom haben, hat sich die politische Situation im Dorf geändert, das Dorf gehört jetzt zu Italien und hier herrschrt der Duce mit seinen Faschisten. Die Mädchen gelten als Deutsche und dürfen nicht unterrichten. In Trine regt sich Widerstand und sie unterrichtet heimlich. Als die Regierung einen Staudamm bauen will und dafür etliche Dörfer geflutet werden sollen, regt sich Widerstand. Aber dann kommt 1939 Hitler und die Dorfbewohner stehen vor der Wahl, nach Deutschland oder hier bleiben und Repressalien ertragen.
Der Autor lässt Trine die Geschichte des Dorfes erzählen. Sie berichtet ihrerseits in einfachen Worten ihrer Tochter das Leben der Bewohner unter den Faschisten und dann unter Hitler, sie berichtet von ihrer Flucht in die Berge und später vom Widerstand gegen Staudammbauer.
Eine Geschichte von Heimat, Liebe und den Kämpfen der Einzelnen. Emotional und bewegend, liebevoll gezeichnete Figuren. Bewegend

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Marco Bolzano beschreibt sehr treffend die Überflutung eines Dorfes (1939 bis 1943) zugunsten eines Energiekonzerns. Wer kennt ihn nicht den Kirchturm vom Reschensee? Aber mit dem Widerstand der Anwohner hat der Konzern so nicht gerechnet.

Einfühlsam und mit klarer Sprache beschreibt er das harte und karge Leben während des 2. Weltkrieges in den Alpen. Das Buch ist Kopfkino pur, ich wünsche dem Buch zahlreiche LeserInnen und bedanke mich bei Diogenes für das große Lesevernügen.

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Trine erzählt ihrer Tochter ihre Lebensgeschichte. Es ist nicht nur ihre Geschichte, es auch diejenige ihres Heimatdorfes Graun. Trine und ihre Freundinnen Maja und Barbara haben soeben das Abitur geschafft und träumen davon, zusammen als Lehrerinnen zu arbeiten. Als sie ihre Ausbildung geschafft haben, ist nichts mehr, wie es war. Die Faschisten haben das Zepter übernommen. Deutsch als Amtssprache wird verboten. Doch es kommt noch schlimmer. Es soll ein Staudamm gebaut werden und die umliegenden Dörfer überflutet werden. Diese Pläne können wegen dem 2. Weltkrieg nicht weiterverfolgt werden. Aber aufgehoben ist, ist nicht aufgeschoben. Wie wir wissen, wurde der Staudamm doch noch gebaut.

Der Schreibstil von Marco Balzano ist minimalistisch, aber dennoch atmosphärisch. Ich bin total in Trines Leben eingetaucht und konnte ihre Emotionen spüren. Es ist trotz dem kargen Leben und den verzweifelten Kämpfen – erst gegen den Faschismus und danach gegen den Staudam – ein ruhiges Buch.

Der Autor hat intensiv recherchiert und das spürt man beim Lesen. Es gelingt ihm eindrucksvoll zu vermitteln, wie das Ganze aus der Sicht der Dorfbewohner abgelaufen ist. Dank ihm habe ich wieder ein Stück Geschichte kennengelernt.

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Ein Bergdorf in Südtirol, eine Zwangsumsiedlung, ein Bau eines Staudammes und die Geschichte der Leute vor Ort - Ein tolles Buch - sehr gut geschrieben und erzählt - basierend auf einer wahren Begebenheit. Besonders hat mir gefallen, die Ich-Erzählung. Real und Atmosphärisch. Super Buch!

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Es ist ein karges Tal in Südtirol, wo der Wind oft bläst und die Menschen stets ums Überleben kämpfen mussten. Dann kam der erste große Krieg. Der Faschismus nahm den Menschen ihre Sprache, die Option vielen die Heimat und streute Zwietracht in den Familien. Der Nationalsozialismus brachte anstatt der erhofften Befreiung einen noch viel schlimmeren Krieg. Die Menschen waren Opfer und Täter. Doch ganz am Ende dieses Tales gibt es einen Flecken Erde, wo den Menschen ganz besonders übel mitgespielt wurde. Ihre Heimat wurde im Namen des Fortschritts vernichtet. Zwei Dörfer wurden gesprengt und verschwanden in den Fluten des künstlichen Sees. Nur der Kirchturm schaut noch aus dem Wasser.
Die Geschichte dieser Menschen erzählt Marco Balzano anhand des Schicksals von Trina, der Handwerkertochter, die den ärmsten Bauern im Dorf geheiratet hat, die nie viel vom Leben wollte, aber auch nie etwas bekommen hat. Es ist eine traurige, geradezu tragische Geschichte, die aber erzählt werden will, um nicht vergessen zu werden. Und Marco Balzano erzählt sie ohne zu urteilen oder gar zu verurteilen, nüchtern aber tief beeindruckend.

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Schon der Titel „Ich bleibe hier“ lässt einen Hauch von Stärke und Rebellion erahnen. Und der lebt in Trine von Jugend an. Das Leben in ihrem Dorf in den italienischen Bergen ist nicht immer einfach aber die Menschen sind sehr naturverbunden und glücklich in ihrer Gemeinschaft. Das formt aus Kindern charakterstarke Menschen, die sich auch von den politischen Unruhen in der ersten Hälfte des 20.ten Jahrhunderts nicht beirren lassen. Trines Lebensplan ist es, Lehrerin zu werden. Als die Faschisten an die Macht kommen, kann Trine als Deutschstämmige nur noch heimlich unterrichten. Aber sie gibt nicht auf, geht nicht weg aus ihrem Dorf. Die Gemeinschaft hält weiter zusammen. Erst gegen die italienische Regierung und deren Pläne, das Dorf einem Staudamm zu opfern, später gegen die Nazis, die jetzt die Italienischstämmigen unterdrücken.

Ein schmales Buch. Ein Buch voller Wärme, Klugheit und Wahrhaftigkeit. Ein Buch über eine starke junge Frau, die ihre Heimat nicht aufgeben will und die ganz unspektakulär im Stillen Widerstand leistet. Leseempfehlung.

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Dieser Roman hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Es ist die Geschichte von Trina, die in einem südtiroler Dorf aufwächst, und sich für eine Laufbahn als Lehrerin entscheidet. Doch da sie deutschstämmig ist, wird sie beruflich von den italienischen Behörden ausgegrenzt. Heimlich unterrichtet sie die Dorfkinder in Deutsch, obwohl die Regierung versucht, die Sprache in der Bevölkerung zu verbieten.
Als Mussolini an die Macht kommt und später der zweite Weltkrieg ausbricht, sehen viele Dorfbewohner ausdgerechnet in Adolf Hitler ihren Retter, der ihnen die deutsche Identität zurückgeben könne, doch dies kann nur durch Auswanderung nach Deutschland geschehen.
Trina und ihre Familie entschließen sich zu bleiben. Aber nach Ende des Krieges wird die Situation im Dorf noch dramatischer, als die italienische Regierung beschließt, einen Staudamm zu bauen.
Dieser Roman hat mich dazu angeregt, mich mit der Geschichte Südtirols auseinander zu setzen und nicht nur als schöne Urlaubsregion wahrzunehmen.

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Das Buch ist aus der Sicht von Trina, der Protagonistin geschrieben, die zunächst in Briefen an ihre Tochter von Ereignissen erzählt, dann in Ich-Erzählung ohne Briefform. Ihr Leben in Tirol, als Deutschsprachige in Italien, wird erzählt von ca. den 1920er Jahren bis etwa in die 1950er/60er und im Groben auch noch darüber hinaus. Das Buch widmet sich dem einfachen Leben in einem bäuerlichen Dorf, der Situation als Lehrerin nicht arbeiten zu dürfen ,da nur noch 'italienische' Lehrer/innen arbeiten dürfen, der Angst um ihr Leben unter den Nationalsozialisten, der Flucht vor denselben und dem Kampf gegen den Bau des Staudamms, der droht, das Dorf Graun, in dem sie lebt, für immer zu überfluten. Aus der Beschreibung heraus hatte ich mir vorgestellt, dass dem letzteren Thema mehr Platz eingeräumt wird, für mich trat es aber für weite Teile des Romans in den Hintergrund, als es um die persönlichen Empfindungen und Erlebnisse Trinas ging, insbesondere in der nationasozialistischen Zeit. Das Buch hat trotz der durchaus z.T. schwerwiegenden Thematik eine gewisse Leichtigkeit, was zum Teil in der Perspektive begründet ist. Die Protagonistin wird glaubwürdig als jemand dargestellt, die außer dem Leben in ihrem Dorf wenig darüber hinaus gehendes beschäftigt, oder wenn, dann immer unter der Perspektive, was das mit ihrem Leben im Dorf Graun zu tun hat. Gerade das macht das Buch aber lesenswert. Es ist kein 'schweres' Buch, aber doch eines das bewegt und berührt.

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Das Buch spielt im oberen Vinschgau, in Graun und in Reschen zwischen den 20er und den 50er Jahren des 20. Jh.. Vielen Urlaubern sind diese Orte sicher bekannt vom Vorbeifahren, wenn man über den Reschenpass am Reschensee entlang nach Südtirol fährt. Der alte Kirchturm ragt heute noch aus dem Stausee und ziert auch das Titelblatt des Buches..
Trina beschreibt idas harte, entbehrungsreiche Leben der Bergbauern. Sie macht eine Ausbildung zur Lehrerin, aber das faschistische Regime betreibt mit harter Hand die Italianisierung Südtirols, das ja bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zu Österreich gehörte. Italienisch wird Pflichtsprache in der Schule, Deutsch wird nur noch in verbotenen Untergrundschulen gelehrt. Trina heiratet Erich, der gegen Faschismus und auch gegen den Nationalsozialismus eingestellt ist. Erich kämpft um seine Heimat und Identität. Das Tal ist bedroht vom geplanten Staudammbau. 1939 müssen die Südtiroler "optieren", entweder bleiben oder nach Deutschland übersiedeln. Der Riss geht quer durch die Familien. Erich muß in der italiensichen Armee dienen, nach einer Verletzung desertiert er und versteckt sich mit Trina im Hochgebirge. Nach dem Krieg wird der Staudammbau wieder aufgenommen. Aller Kampf war vergebens, die Heimat versinkt ...
In Italien war das Buch des siziliansichen Autors ein großerErfolg und wurde mti dem zweiten Platz beim renommierten Literaturpreis "Premio Strega" bedacht.
Ein Buch, das Geschichte und indivuduelles Schicksal aufs beste verbindet

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Die Geschichte einer Frau, die im Ort Graun im Vinschgau aufwächst und dort nicht nur die Sorgen und Nöte des 2. Weltkrieges erlebt, sondern ein besonderes Schicksal in Ihrer eigenen Kleinfamilie durchmachen muss. Prägend für ihr Leben erst als junge, dann als ältere Frau ist das Vorhaben des Staudammbaus, der die Existenz der beiden Dörfer Reschen und Graun bedroht. Der verzweifelte Kampf dagegen, gleichzeitig das Ringen ums Überleben als Deserteure in den Bergen, das alles ist durch tolle Stimmungsbilder, realistische Erzählweise und sehr bewegende Schilderungen sehr berührend.
Gerade wenn man die Gegend und den Reschensee mit seinem Kirchturm kennt, ist der Roman sehr faszinierend und mitreißend. Aber auch für Leser, die dort noch nie waren ist es sicher ein toller Roman mit eindrucksvollen Einblicken in die Gegebenheiten von einfachen Südtiroler Menschen rund um die Weltkriege.
Von mir eine absolute Leseempfehlung!

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„Wir hatten uns daran gewöhnt, nicht wir selbst zu sein“ dieser Satz hat sich in mein Gedächtnis gegraben. Mir ist es durch dieses Buch gelungen, endlich die dürren Sätze aus der Geschichte Südtirols mit erlebten und erlittenen Schicksalen zu füllen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr berührte mich die Erzählung der Frau aus dem versunkenen Dorf. Ein hartes Schicksal an der Seite ihres Mannes, immer von ihren nicht gelebten Sehnsüchten begleitet. Der Schmerz um die verlorene Tochter und das Schicksal des durch die politischen Umstände verwirrten Sohnes, der Verlust des Hofes und der Identität und im Hintergrund die geopolitische Grausamkeit einer Grenzregion berühren mich zutiefst.

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Wer von Österreich die italienische Grenze überschreitet, bekommt als erstes Südtirol geboten – ein wunderschönes Land mit beeindruckenden Gipfeln, idyllischen Tälern, Weinbau und geschmackvollen Städten. Idyllisch war es allerdings nicht immer! Das Leben war von harter Arbeit in der Landwirtschaft geprägt und mit der Machtergreifung Benito Mussolinis (des Duces) begann für die Südtiroler die Italienisierungsphase: die deutsche Sprache war verboten, das Lehren in heimlichen Schulräumen wurde schwer bestraft, Italiener aus dem Süden des Landes wurden nach Südtirol versetzt und bekleideten dort Führungspositionen.
In diese Zeit entführt der Autor den Leser mit den Lebensgeschichten der Freundinnen Maya, Barbara und der Erzählerin Trina, die zusammen die Schule für Lehramt besuchten. Die Bewohner von Graun haben jedoch nicht nur mit Faschismus, Nazis und Krieg zu kämpfen, sondern ihr Dorf ist auch noch durch den Bau des Stausees bedroht, der ihnen die Heimat nehmen wird.
Und diese Art von Bau ist nicht gefährdet, „wo das blinde Vertrauen ins Schicksal herrschte, der alles erleichternde Glaube an Gott, die Nachlässigkeit der Menschen, die nur ihre Ruhe haben wollen.“ (=Originalwortlaut!) Bleiben wird ein Glockenturm, der aus dem Reschensee (Lago di Resia) ragt und Touristen beeindruckt!
Ich konnte das Buch nicht mehr aus den Händen legen, so hat es mich den Bann geschlagen! Die Charaktere sind plastisch herausgearbeitet – man hat sie klar vor Augen! Und die Sprache ist so packend, dass der Leser bei den geschilderten Situationen mitfiebert, wider besseres Wissen auf einen guten Ausgang hofft und oft fassungslos nur noch den Kopf schüttelt. Volle Leseempfehlung von mir!

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Eine Geschichte in Form eines Briefes an eine verlorene Tochter.
Die junge Lehrerin Trina lebt im deutschsprachigen Teil Italiens, einem annektierten Grenztal Südtirols.
Pläne zur Nutzung von Wasserkraft durch Stauen dreier Naturseen gab es schon seit den 1920-er Jahren, doch keiner der Bauern konnte sich vorstellen, dass tatsächlich einmal ihr wertvolles Land geflutet werden würde und die Familien enteignet und vertrieben werden könnten. Man hatte ja auch andere Sorgen: die Faschisten italisieren die besetzen Gebiete, schikanieren die deutschsprachige Bevölkerung, verbieten deren Brauchtum und Sprache. Natürlich bildet sich Widerstand, Trina unterrichtet heimlich in deutscher Sprache und Trinas Mann Erich ist einer der Vordenker. Ein klein wenig familiäres Glück ist den beiden beschieden, ein Sohn und eine Tochter werden geboren, doch das Tal wird in den Wirren der Politik zerrieben. Viele Bewohner folgen Hitler als Optanten in eine ungewisse Zukunft, Familien werden zerrissen - so auch Trinas.
Die Dableiber kämpfen um ihre Wurzeln und ums nackte Überleben im nun folgenden Krieg und wieder nimmt niemand die Ingenieure der Wasserbaugesellschaft ernst, die schon Probebohrungen für den Staudamm vornehmen. Bis die Bevölkerung auf Erichs Druck endlich protestiert, ist das Projekt nicht mehr aufzuhalten...
Eine tragische Familiengeschichte vor realem Hintergrund.
Die melancholische, weibliche Erzählstimme bringt all die persönlichen Schicksale zur Geltung, die den großen Scherbenhaufen der Politik ausmachen.
Sehr lesenswert.

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Wie brutal Geschichte sein kann
Marco Balzano liefert mit seinem Roman „Ich bleibe hier“ ein spannendes Stück Geschichte, basierend auf Tatsachen und gibt am Ende in den Anmerkungen einen persönlichen Einblick in seine Arbeit/ Recherche.
Graun im Vinschgau. Ein Dorf wie viele, könnte man meinen. Aber dieses Dorf liefert viel Stoff für eine Geschichte, die ihresgleichen sucht und gleichzeitig auch zeigt, wie brutal Geschichte sein kann. Spannend beschreibt Balzano die Geschehnisse rund um das Dorf. Faschisten, Nazis und ein irrsinniger Staudamm, beziehungsweise dessen Bau. Das Dorf wird von allen Seiten gebeutelt. Und als Leser*innen sind wir mitten im Geschehen. Dass dies so gut funktioniert liegt auch am Schreibstil des Autors. Er zeichnet die Szenen perfekt, lässt die Bilder wirken.
„Wir sollten wegziehen von diesem verfluchten Ort, wo nur eine Diktatur auf die andere folgte und man auch ohne Krieg keinen Frieden mehr fand.“ [144]
Eindrucksvoll zeigt Balzano, dass man für seine Sache kämpfen muss. „Der Faschismus wird enden, diese Leute werden wegziehen, und wir werden wieder unser gewohntes Leben führen.“ [56] Einfach die Augen zu verschließen ist keine Option. „Stillschweigend lassen die Leute jeden Tag zu, dass das Grauen seinen Lauf nimmt.“ [79]
Sein Werk gliedert Balzano in drei Teile, lässt die Charaktere mit Fortgang der Geschichte stärker auftreten und zeigt die zerstörerische Wirkung des Hasses, welche das Dorf mit voller Wucht trifft.
„Wenige in Graun konnten lesen, aber keiner verstand diese Sprache, die nur die Sprache des Hasses war.“ [70]

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Marco Balzano beschreibt in seinem Buch "Ich bleibe hier" die ergreifende Geschichte der Südtiroler Bevölkerung von 1939 bis 1943. Trine und ihre Freundinnen möchten gerne als Lehrerinnen in ihrem Heimatdorf Graun im Vinschgau unterrichten. Doch das wird ihnen von den Faschisten untersagt und unter Strafe gestellt. Doch Trine widersetzt sich und unterrichtet heimlich. Allein die bedingungslose Liebe zu Erich lässt sie Hoffnung schöpfen. Auch als ein Staudamm gebaut werden soll, der wahrscheinlich Trines Heim unter Wasser setzt kennt Trine nur den Widerstand, und an ihrer Seite Erich.

Das Buch habe ich sehr gerne gelesen. Es ging unter die Haut, war sehr ergreifend und hat mich nachhaltig berührt. Für mich das beste Buch zur Zeit. Angelegt zwischen "Bella ciaou" und "Die Bagage"

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Warum bleibt eine junge Deutschlehrerin im 2. Weltkrieg im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Italien? Es sind Jahre der Entbehrung und Gewalt. Als nach dem Krieg das Leben langsam wieder zur Normalität findet, wird der Staudamm gebaut, der ihr Dorf in den Fluten verschlingt.

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Das Buch erzählt durch die Protagonistin Trina das Schicksal eines Südtroler Dorfes.
, Mussolini und Hitler verlangen von den Dorfbewohnern, sich zu entscheiden, bleiben und
Menschen zweiter Klasse zu Italien gehörend zu werden oder nach Deutschland auszuwandern.
Trina ist eine von denen, die bleibt... das karge Leben lebt und fast daran zerbricht.
Ein Stück Zeitgeschichte erzählt mit großer erzählerischer Klarheit und Wucht.
Ein Buch, bei dem man sich in manchen Passagen zwingen musste weiterzulesen, gerade weil alles durch die
klare, schnörkellose Erzählensweise so grausam wurde, ein Buch das aber nicht los lässt und nachhaltig beeindruckt.

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Der aus dem Reschensee herausragende Kirchturm ist inzwischen längst zu einer Postkartenattraktion und einem Touristenmagneten Südtirols geworden, doch das Wieso-Weshalb-Warum dahinter ist weit weniger pittoresk, ist der Turm doch das einzige sichtbare Überbleibsel eines im Rahmen eines eigentlich sinnlosen Staudammprojektes wie auch sein Nachbardorf nahezu vollständig gefluteten Dorfes.
Im Sommer 2020 hat Netflix den Kirchturm international nun noch einmal etwas bekannter werden lassen und wieder ein wenig mehr in den Mittelpunkt gerückt, als der Anbieter die fiktive Kurzserie „Curon“ veröffentlichte, die sich um ein Mysterium, eine Legende, rund um die (nicht vorhandenen) Glocken jenes Turms drehte – Marco Balzano verfolgt in „Ich bleibe hier“ allerdings einen grundsätzlich anderen Ansatz: In seinem Roman erzählt die dort geborene Trina als Ich-Erzählerin ihrer Tochter, die ansonsten aus ihrem Leben zu verschwunden sein scheint, wie es bereits sehr früh durchklingt, die Geschichte ihres Lebens, das mit der Geschichte Grauns bzw. Südtirols eng verwoben ist.

Die Erzählung ist dabei eher nüchtern, was überraschte und mich teils auch irritierte, da Trina quasi inmitten eines aufgewühlten Meeres leben musste und es kaum Ankerpunkte für sie gegeben haben zu schien; ich fand es sehr bewundernswert, wie stoisch sie häufig mit den sich teils sehr plötzlich verändernden Umständen umzugehen schaffte, wobei sie mir manchmal schon zu abgeklärt und unemotional erschien: Persönlich kann ich mir kaum vorstellen, wie man in ihrer Situation nicht irgendwann einfach nur kreuzunglücklich ist.
Im deutschsprachigen Südtiroler Schatten des sich immer weiter ausbreitenden italienischen Faschismus aufgewachsen, der ihre beruflichen Pläne zunichtemacht, wird sie im jungen Erwachsenenleben prompt mit dem deutschen Nationalsozialismus konfrontiert, als windige Ingenieure längst planen, ihre Heimat zu fluten, in der sich die Bewohner ohnehin keiner Nationalität wirklich zugehörig fühlen können: Die Region wird von außen eher als Fremdkörper aufgefasst, eine verbindungslose Insel, die man ohne Rücksichtnahme für sich vereinnahmen kann.
Trinas Widerstand ist dabei wohl ein wenig in ihrem Sturkopf begründet, aber vielmehr darin, dass ihr Ehemann sich von Anfang an beharrlich weigert, seine Heimat jemals aufzugeben geschweige denn zu verlassen: Meines Empfindens nach hat sie sich auch hier eher mit der Lage arrangiert und versucht einfach, das Beste daraus zu machen – und zu überleben, in der Hoffnung, dass der Krug letztlich vorübergehen möge, ohne zu zerbrechen.

Ich fand „Ich bleibe hier“ eine ungemein interessante Erzählung, weil das, was nun unter dem Reschensee verborgen liegt, so deutlich beschrieben wurde, und musste auch ein paar Mal beim Lesen pausieren, weil ich Trinas „Erlebnisbericht“ teilweise einfach sehr bedrückend und belastend fand bzw. sie mitunter einfach wahnsinnig um ihre relative Abgeklärtheit beneidete (um ihr im nächsten Moment ihre Coolness aber doch nicht ganz so sehr abzukaufen).
Die Lektüre empfehle ich zwar gerne weiter; man lernt so viel rund um die betroffene Region; würde aber nicht dazu raten, diesen Roman dann zu lesen, wenn man selbst grad persönlich etwas aufgewühlt oder deprimiert ist: Da wird Trina schnell zu einer Vorbildfigur, an der man gleich scheitert.

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Südtirol: 1920er: Trina träumt davon Lehrerin zu werden und für ihr Studium nach Bozen zu gehen und ihr kleines Vinschgauer Dorf zu verlassen. Doch mit der Machtergreifung Mussolinis wird ihr dieser Weg verwehrt.; den Südtirolern wird mit Gesetzen ihre Sprache und auch ihre Kultur genommen, von der Italienern werden sie als "Nicht-Italiener" verachtet und ausgegrenzt. Viele wandern aus, nach Österreich in die Schweiz, nach Deutschland. Trina bleibt und unterrichtet heimlich weiterhin Kinder. Sie heiratet, bekommt selbst Kinder, sich baut sich mit ihrem Mann trotz aller Widrigkeiten ein Leben auf. Doch irgendwann erreicht auch der Zweite Weltkrieg mit all seinen Gräuel das abgeschiedene Dorf und Trina flieht mit ihrem Mann in die Berge um der Einberufung zu entgehen. Aber auch nach dem Krieg können sie nicht zu ihrem alten Leben auf Dauer zurück, denn die neue italienischer Regierung hat beschlossen, einen Staudamm genau in ihrem Tal zu bauen.

Marco Balzano wirft ein Licht auf ein dunkles Kapitel italienischer Geschichte. Dabei erzählt er unaufgeregt und doch so einfühlsam von einem Leben, das weder einfach oder beschaulich ist und immer wieder von fremden Kräften komplett umgeworfen wird. Trina ist die zentrale Figur, die diese Schicksalsschläge meistert, nicht mit großer Bravour und heroischen Taten, sondern mit einer Zähigkeit, einem unbedingten Lebenswillen und einem Verständnis dafür, dass man trotz Fremdbestimmungen (seitens diktatorischen Regimen, weit entfernten kalten Entscheidungsträgern und persönlichen Schicksalsschlägen) doch ein selbstbestimmtes Leben führen kann und muss.
Ein brillanter Roman, leicht zu lesen mit einer ruhigen Sprache, durch die gerade die Tragik aber auch die Hoffnung in den Vordergrund treten können. Nur zu empfehlen.

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Klare 5 Sterne Empfehlung für: Marco Balzano, Ich bleibe hier
Eine wahre Begebenheit sehr gut in Romanform erzählt. Das Schicksal der Einwohner von Graun geht dem Leser sehr nahe. In diesem schmalen Buch steckt so viel!

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Gedankenspiel.. Was wäre wenn ich wissen würde, dass es meinen Ort bald nicht mehr gibt und nur noch der Kirchturm aus dem Wasser heraustreten würde? Graun. Eine Gemeinde in Südtirol, Italien, von der ich vor dem Lesen dieses Buches noch nie etwas gehört habe. Umso erschütternder ist das Schicksal der Bewohner dort. Deutsch sprechend, da Südtirol beiden Seiten einmal angehörte, werden diese Menschen immer mehr dazu gedrängt, nach Deutschland zu gehen. Viele nehmen diese Chance wahr, da die Faschisten und Nazis sie immer mehr drangsalieren. Trina baut sich dort mit Erich und ihren Kindern eine Zukunft auf.Sie ist Deutschlehrerin, was zu diesen Zeiten nicht gern gesehen wurde. Die Jahre vor und während des Zweiten Weltkriegs sind hart. Das Leben unter einer Diktatur, die kargen Jahre danach und dann kommt es noch schlimmer: Der Bau eines Staudamms sorgt unter den Bewohnern für Unruhe. Nach und nach schleicht sich dann die Gewissheit an. Das Dorf wird untergehen... alles was man sich über Generationen hinweg aufgebaut hat, soll unter dem Wasserpegel verschwinden. Erich und Trina versuchen alles, um dies zu verhindern. Doch die Schicksalsschläge zu dieser Zeit machen das Kämpfen umso schwerer.. Der Kirchturm in Graun. Ein historisches Andenken an eine Zeit, die wohl nur die Religion und der Glaube hat überstehen lassen. Sehr symbolträchtig und doch so mit Schuld behaftet.

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Die Sprache sowie die Geschichte haben mich von der ersten Seite an fasziniert. Die Beschreibungen sind wunderbar, die Handlung spannend gehalten. Auch heute ist die Thematik immer noch sehr aktuell und ich empfehle das Buch gerne (an Männer und an Frauen).
Toll!

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Marco Balzano erzählt schlicht und unaufgeregt, und gerade dadurch so berührend und glaubhaft, von einigen einschneidenden Kapiteln der Geschichte Südtirols und seiner von ihr gebeutelten Bewohner.
Der schnörkellose, geradlinige, jedes Pathos vermeidende, fast elementare Stil, der sich ganz nah an der ländlich geprägten Lebenswelt der Protagonisten bewegt, die von den historischen Ereignissen mehrfach wie von einer Lawine gewaltsam überrollt werden, passt wunderbar zu der Erzählerin, die sich Balzano für sein durchaus ambitioniertes Vorhaben, die komplexe Geschichte Südtirols im 20. Jahrhundert literarisch einzufangen, erdacht hat. Sie heißt Trina und erzählt ihre Geschichte und die ihrer Familie und ihres - erst von den italienischen Faschisten, dann von den Nazis, durch Krieg, wirtschaftliche Interessen, nationalistische Ausgrenzung und Polarisierung - vielfach bedrohten und schließlich komplett vernichteten Dorfes in Form von Briefen an ihre verschwundene Tochter.
Um Bindung und Verlust geht es auf vielen Ebenen in dem Roman, und zugleich um Loyalität und Familie, um existenzielle Ängste, Herkunft und Vertreibung, um die Notwendigkeit und den Preis politischen oder gesellschaftlichen Engagements.
Dem scheinbar unbedeutenden individuellen Schicksal wird auf diese Weise die große Geschichte eingeschrieben, die gerade im bescheidenen mikroskopischen Blick auf den Einzelnen ihre erschütternde allgemeinmenschliche Dimension offenbart. Immer wieder gelingen dem Autor auf diese Weise poetisch eindringliche Szenen, in denen sich die existenzielle Bedeutung der Geschichte in einzelnen Momentaufnahmen verdichtet.
So verbirgt sich hinter der durchaus auch sehr unterhaltsam gestalteten, eher episodischen als epischen Oberfläche ein tiefsinniger Text, in dem die großen Fragen des Daseins und Menschseins anklingen.

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Ein Staudamm bedroht die Heimat – und die Faschisten. Die Baustelle bleibt, auch nachdem der Faschismus überwunden ist. Bewegend erzählt.

Faschismus Eins, Faschismus Zwei. Und danach noch immer Kapitalismus.

Den Grauner Kirchturm im Reschensee habe ich in meiner Kindheit gesehen. Ich dachte, wir wären nur daran vorbeigefahren, aber meine Mutter hat mir erzählt, dass wir dort wirklich standen, als ich etwas 7 oder 8 Jahre alt war.

„Im Laufe weniger Jahre ist der aus dem Wasser ragende Kirchturm zu einer Touristenattraktion geworden. Die Sommerfrischler staunen zuerst und wandern dann bald unbekümmert weiter. Sie machen Fotos mit dem Turm im Hintergrund und setzen alle das gleiche blöde Lächeln auf. Als wären unter dem Wasser nicht die Wurzeln der alte Lärchen, die Fundamente unserer Häuser, der Platz, auf dem wir uns versammelten. Als hätte es die Geschichte nicht gegeben.“

So schreibt die Ich-Erzählerin am Ende das Buches darüber.

Ich war auch so eine „Sommerfrischlerin“, aber so unbekümmert bin ich selbst in jungen Jahren nicht damit umgegangen. Vielleicht habe ich die Bedeutung gespürt, vielleicht war einfach nur die Sage, dass manchmal die Kirchglocken tief unten im See noch geläutet werden, einfach zu schauerlich. Der Kirchturm auf dem Cover hat gereicht, dass mich das Buch interessiert hat.

Da wusste ich noch nicht viel mehr. Von unseren Südtirolurlauben als Kind wusste ich auch von den Seperatisten dort, obwohl sich in den 80ern die Lage schon längst beruhigt hatte. Die Geschichte der Menschen ist ein Fluss mit vielen Zuläufen. Was mir gar nicht bewusst war, wie sehr die Seperationsbestrebungen mit den beiden faschistischen Systemen zu tun hatte. Durch das Buch sehe ich nun, wie der Fluss alles verbindet, auch, wenn auf die Seperatisten gar nicht eingegangen wird.

Trina, die Ich-Erzählerin, wollte eigentlich Lehrerin werden. Dann kommt Mussolini an die Macht, Deutsch ist unerwünscht. Trina lernt Italienisch, um doch noch eine Anstellung zu bekommen, aber auch das nützt ihr nichts. Um ihrem Schwarm Erich zu imponieren, unterrichtet sie verbotenerweise Deutsch.

„„Dann lass uns die Kinder nehmen und wegziehen.« »Nein!«, schrie er. »Warum willst du hierbleiben, wenn wir keine Arbeit mehr haben, nicht mehr Deutsch sprechen dürfen und sie unser Dorf zerstören?« »Weil ich hier geboren bin, Trina. Mein Vater und meine Mutter sind hier geboren, du bist hier geboren, unsere Kinder sind hier geboren. Wenn wir weggehen, haben die anderen gewonnen.«“

Viele der Geschehnisse erscheinen in der Gemengelage fast zwangsläufig. Die einzelnen Menschen gehen im Räderwerk der Geschichte unter. Viele Dörfler hoffen lange, dass darin auch die Idee des Staudamms untergehen wird.

Auf den italienischen Faschismus folgt der deutsche. In Trinas Leben wurde irgendwann dazwischen und auch deswegen eine große Leerstelle gerissen. Den Südtiroler:innen, die nicht zuvor „heim ins Reich“ sind, ist auch dieser nicht wohlgesonnen. Manche biedern sich an. Das ist nicht nur für Trina eine schmerzliche Erfahrung.

Dann folgt die Befreiung von den Nazis. Aber keine Befreiung von der Staudammidee. Denn der Kapitalismus wirkt fort und mit ihm auch dessen Begehrlichkeiten.

„Der Mann mit Hut zuckte die Schultern und nickte verständnisvoll. Er kannte sie gut, die Leute, er reiste schon ein Leben lang durch die Welt. Sie waren überall gleich, nur auf ihre Ruhe bedacht. Bloß nichts hören und nichts sehen. Auf diese Weise hatte er schon andere Dörfer geräumt, Stadtviertel entkernt, Häuser abgerissen, um freie Bahn für Gleise und Straßen zu bekommen, Felder zubetoniert, an Flussläufen Fabriken gebaut. Und seine Arbeit war nie krisengefährdet, denn sie florierte, wo das blinde Vertrauen ins Schicksal herrschte, der alles erleichternde Glaube an Gott, die Nachlässigkeit der Menschen, die nur ihre Ruhe wollen.“

Mit Trina bekommt diese Zeit und dieser Ort ein menschliches Gesicht und ich konnte sehr gut mit ihr mitfühlen.

Am Ende fehlte mir vielleicht ein Wenig die Quintessenz: Wie gehen wir damit um, wenn wir so behandelt werden? Vom Faschismus oder vom Kapitalismus. Wenn der Kampf, in dem sich gerade Erich verfängt, die Zerstörung der Heimat nicht aufhalten lässt? Wie gehen wir mit den Vertrieben um, die darunter leiden? (In der gestrigen Nacht, während ich das Buch zu Ende gelesen habe, ist das Flüchtlingslager in Moria abgebrannt)

Marco Balzanos Roman hat mich sehr bewegt. Vielleicht auch gerade, weil er darin als Italiener den Blickwinkel der damals Unterdrückten einnimmt. Neben der Quintessenz waren es mehrere kleinere Aspekte, die zusammenkamen, so dass ich nicht die volle Sternenzahl vergeben habe. Im ersten Drittel gab es mal einen Abschnitt, der mir sehr analenhaft vorkam. Trina und Erich führen für mich eine seltsame Ehe, auch, wenn die Liebe spürbar ist. Irritierend fand ich, wie die beiden überhaupt zusammenkommen. Ich fand Trina eine spannende Protagonistin, aber manchmal fehlte mir die feministische Position und Aussage hinter ihr. Historisch hätte sie sich über vieles vielleicht keine Gedanken gemacht, aber manchmal scheint sie mir zu passiv im Vergleich zu ihrer doch sehr rebellischen Grundhaltung. Dass sie ihre Wurt später zwar in Artikeln und Briefen aufschreibt, aber ihren Namen nicht genannt sehen will, fand ich ebenfalls irritierend. Gestört hat mich zudem, dass sowohl das N- wie auch das Z-Wort benutzt wird. Im ersten Fall markiert es die rassistische Einstellung gegenüber den Süditalienern, im zweiten will die Ich-Erzählerin nicht unordentlich herumlaufen. In beiden Fällen fand ich die Reproduktion dieser rassistischen Begriffe unnötig.

Fazit
Ein hochspannender Ort, bewegend erzählt, über drei Systeme, die aber letztendlich den Protagonist:innen alle die Heimat nehmen. Eine Empfehlung und 4 von 5 Sternen.

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Der Autor versteht es, den Lesen mit seinem Schreibstiel mitzunehmen in das
Schicksal der Hauptperson dieses Buches. Dieses beruht auf Tatsachen.
Er nimmt die Leser mit in ein Dorf in Südtirol zur Zeit vor dem 2. Weltkrieg,
währenddessen und danach im Kampf gegen einen Staudamm, der das Dorf
vernicht wird.

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Das Cover hat mich sofort angezogen, zu oft habe ich dieses Bild schon gesehen. Allerdings fehlten mir fundierte Hintergrundinformationen.
Jetzt bin ich dank dieser spannenden und sprachlich gut zu lesenden Lektüre endlich richtig informiert.
Es handelt sich um die tragische Geschichte der kleinen Dörfer Graun und Reschen und ihrer Bewohner im schönen Südtirol.
Anhand fiktiver Personen, im Vordergrund steht Trina mit ihrer Familie, taucht man als Leser schnell in die schweren Zeiten ein, die damals für die Bewohner herrschten.

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Die wahren Ereignisse in Südtirol sind der Grundstoff für diese fiktive Geschichte. Trina unsere Protagonistin hat Träume und sie werden durch die politische Lage zerstört und die junge Frau erlebt Dinge, die sich nie hätte vorstellen können. Eine ergreifende Geschichte mit tatsächlichem geschichtlichen Hintergrund. Sehr ergreifend und wenn man irgendwann einmal in Südtirol Ferien machen möchte, dann sollte man unbedingt dieses Buch vorher gelesen haben.

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Unglaublich gut und tiefgründig

"Sie machen Fotos mit dem Turm im Hintergrund und setzen alle das gleiche blöde Lächeln auf. Als wären unter dem Wasser nicht die Wurzeln der alten Lärchen, die Fundamente unserer Häuser, der Platz, auf dem wir uns versammeltem. Als hätte es die Geschichte nicht gegeben."

Trina wächst in Graun in Südtirol auf. Dort sind ihre Wurzeln, ihre Familie; dort heiratet sie Erich und bekommt zwei Kinder. Immer wieder wird sie vor die Entscheidung gestellt: will sie gehen oder bleiben? Nach dem ersten Weltkrieg gehört Südtirol zu Italien und wird nach und nach "Italianisiert", die deutsche Sprache wird verboten, die Menschen sind gezwungen Italienisch zu lernen oder auszuwandern. Trina, die vor kurzem die Lehrerausbildung abgeschlossen hat, darf nicht unterrichten. Sie lernt Italienisch und beschließt, die Kinder des Dorfes heimlich auf Deutsch zu unterrichten - ein gefährliches Unterfangen. Immer wieder wird von einem geplanten Staudamm in Reschen und Graun gesprochen. Mit dem zweiten Weltkrieg kommt nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich erneut eine Entscheidung: soll man ins Hitler Deutschland auswandern? Trina und Erich entscheiden sich dagegen. Im Krieg flüchten sie in die Berge und überleben nur knapp. Nach dem Krieg folgt der bittere Kampf der Dorfbewohner gegen den Staudamm - vergeblich.

Dieser Roman wird mich noch lange verfolgen. Ursprünglich erschien er unter dem Namen "Resto qui" und wurde von Maja Pflug ins Deutsche übersetzt. Marco Balzano versteht was vom Schreiben. Seine Sprache ist wunderbar unaufgeregt und doch poetisch. Mir gefällt die kluge und kämpferische Protagonistin Trina und die geschichtlichen Aspekte. Ich bin voll in die Geschichte eingetaucht und wollte nicht mehr hochkommen. Ein wahnsinnig gutes Buch!

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Wer kennt es nicht, dieses Foto vom versunkenen Kirchturm im Reschensee? Marco Balzano beschreibt in diesem eindrücklichen Roman die Geschichte des Dorfes Graun und seiner Bewohner, die mit der Überflutung ihres Dorfes 1950 alles verloren.
Erzählerin ist Trina. In einem Brief an ihre verlorene Tochter beschreibt sie ihr Leben in Graun. Als junge Lehrerin gibt sie den Kindern im Verborgenen Deutschunterricht. Sie und ihr Mann, ein Landwirt, sind mit ihrem Hof und dem Dorf tief verbunden. Als das Deutsche Reich viele Südtiroler nach Deutschland lockt, bleiben die beiden in ihrem Dorf. Im Krieg müssen sie in die Berge fliehen und als nach dem Krieg das scheinbar ewige Projekt des Staudamms Realität wird, leisten die beiden mit Leib und Seele Widerstand. Bis zum bitteren Ende.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

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Ergreifende Geschichte, die durch ihre Erzählperspektive leider oft langatmig wirkt, ihr Ende dafür aber zu schnell abhandelt. Dennoch, nicht nur aufgrund des realen Hintergrundes, empfehlenswert!

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Heimat
"Ich bleibe hier" ist ein Roman von Marco Balzano, der in einem eher ungewöhnlichem Erzählstil geschrieben ist.
Trina erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht in einem langen Brief an ihre verschollene, geliebte Tochter Marica. Das Hierbleiben hat in diesem Buch zwei unterschiedliche und auch tief bewegende Bedeutungen.
Sie wächst in einem Dorf in Südtirol auf, die Bewohner werden im Krieg vor die Wahl gestellt nach Deutschland auszuwandern oder in Italien zu bleiben. Sie bleiben und es sind sehr harte Zeiten, in denen sie den Krieg überstehen, frieren, hungern und sich verstecken müssen. Diese geschichtlichen Aspekte sind hier auch sehr anschaulich beschrieben.
Nach dem Krieg kehren sie in ihr Haus und ihr einfaches und armes Leben zurück und werden schon wieder vor die Wahl gestellt, ein Staudamm wird gebaut, sie können rechtzeitig wegziehen oder den Kampf aufnehmen. Die Entscheidung fällt wieder für ihr Heim und es wird beschrieben, wie die Menschen mit der neuen Bedrohung umgehen. Wie dieser Kampf ausgeht, sieht man schon auf dem Titelbild.
Die Geschichte ist hier sehr interessant aufgearbeitet und beschrieben, mir blieben die Personen leider alle sehr fremd und oberflächig.

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„Ich bleibe hier“ von Marco Balzano hat mich besonders wegen seiner Hauptprotagonistin Trina sehr berührt.
Einer Lehrerin, die trotz aller Widrigkeiten und dem Krieg Mut aufweist.
Eine Familiengeschichte, eine Erzählung über Faschismus und ein Roman über Heimatverlust.
Eine aussergewöhnliche Erzählkunst, Trina richtet das Wort direkt an ihre Tochter, dem ich zurecht eine grosse Leserschaft wünsche.

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Südtirol im 2. Weltkrieg: Gehen oder Bleiben? Trina entscheidet sich dafür zu bleiben und bringt den Kindern des Dorfes heimlich die deutsche Sprache bei. Sie leistet auch Widerstand, als für den Bau eines riesigen Staudamms Felder und Häuser überflutet werden sollen.

Das Buch wird nicht nur dadurch interessant, dass die Geschichte in der Art tatsächlich passiert ist. Es ist auch absolut fesselnd geschrieben, so dass man es nicht aus der Hand legen möchte.

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Sehr gut erzählte Geschichte einer Zeit, die wir nur am rande kennen, wenn übhaupt. Die Sprache bewegt sich auf dem Niveau der Hauptakteurin: "einfache Leute". Ich habe es sehr gerne gelesen.

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Ein sehr eindrücklicher Roman, der mir bewusst gemacht hat, was den Menschen in Tälern, in welchen ein Stausee gebaut wurde, angetan worden ist. Sie haben ihre Heimat "verloren", wurden sozusagen vertrieben und entwurzelt.
Umso mehr kann man die Menschen bewundern, die sich für eine aussichtslose Sache, weil vom Staat so beschlossen, derart einsetzen und bis zuletzt kämpfen.

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Ein großartiger Roman über die Bewohner des Dorfes im Vinschgau und deren Geschichte. Stimmungvoll und schonungslos. Jetzt weiß ich endlich, warum dieser Kirchturm im Wasser steht und das allein ist ein großartiges Verkaufsargument.
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Wenn man im Vinschgau unterwegs ist und das Dörfchen Graun passiert, kommt man an einem Stausee vorbei, aus dem noch der halbe Kirchturm ragt. Dieses Bild ist auf dem Titel des Romans zu sehen, und der Autor ist der Frage nachgegangen, wie es hierzu kam: was verbirgt sich hinter dem Schauspiel des überflutetem Turms und dem Wasser, das die alten Dörfer Graun und Reschen verbirgt? Der Stausee im Vinschgau ist der grösste in Europa, und Balzano zeichnet dessen Entstehungsgeschichte nach. Im Mittelpunkt des Romans stehen aber die Menschen, die es betroffen hat, die Bauern, die in den abgelegenen Tiroler Dörfern lebten, und die ihre Heimat verloren haben, als ihre Häuser, Äcker und Plätze geflutet wurden.
Der Roman ist aus der Sicht von Trine erzählt, die in Graun auf einem Bauernhof zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufwächst, dort ihren Mann Joseph findet, heiratet, und fest in ihrem Dorf verwurzelt ist. Trine berichtet von ihrem Leben, ihren Idealen, ihren Träumen, ihrer Familie und ihren Freundschaften, die auch immer eng mit den politischen Verhältnissen verknüpft sind: In Südtirol folgen bruchlos Faschismus und Nationalsozialismus aufeinander, und als endlich scheinbar Frieden einkehrt in der Region, wird der Staudamm gebaut, dessen Planung schon seit langen Jahren immer wieder dunkle Schatten voraus wirft.
Die Thematik des Romans hat mich interessiert und fasziniert – ich kenne zwar den Staussee im Vinschgau nicht, aber bei uns in Hessen gibt’s den Edersee, und auch bei dem Projekt sind Leute zwangsenteignet worden und man hat Dörfer geflutet. Hier ragt kein Turm mehr aus dem Wasser, aber die Dörfer sind durchaus noch zu sehen, und ich hab mich immer nach den Hintergründen gefragt. Da kam mir „Ich bleibe hier“ sehr gelegen.
Ich muss allerdings sagen, ich bin mit meiner Bewertung etwas zwiegespalten. Einerseits war das ein klasse geschichtlicher Abriss über die Zeiten des italienischen Faschismus und den italienischen, bzw. Tiroler Einsatz im zweiten Weltkrieg, und auch das Projekt Stausee und Zwangsenteignung war sehr gut recherchiert dargestellt. Andererseits hat mich die Geschichte von Trine und ihrem Mann überhaupt nicht gepackt. Die beiden sind für mich recht distanziert beschrieben, und ich konnte keine Nähe aufbauen. Trine ist eine der wenigen ich ihrem Dorf, die halbwegs gebildet sind – sie ist Lehrerin, die meisten Dörfler Analphabeten – aber die Art, in der sie erzählt, ist manchmal eher altbacken illiterat. Dörflerisch eben. Soll wahrscheinlich Authentizität beweisen, ich fands eher anstrengend. Und ich konnte Trine auch öfters emotional nicht nachvollziehen. Ich hab ein paar Anläufe gebraucht, um das Buch zu beenden. Und dabei hat das ebook nur 193 Seiten. Also, interessantes Thema, definitiv, aber die Protagonisten haben mich nicht erreicht, und ich kann den überschäumenden Lobeshymnen, die ich zu diesem Buch gelesen habe, leider keine eigene hinzufügen. Ich hab allerdings schon mehrfach gelesen, dass die Übersetzung ein wenig holprig sein soll, ich kann es nicht beurteilen, da mein Italienisch nicht ausreicht, um das Original zu lesen, aber hey, ich gebe dem Autor durchaus noch weitere Chancen 😉. Ich gebe hier nur eine bedingte Empfehlung, aber Balzano ist der aktuelle Star der italienischen Literaturszene, also mal schauen, was er als nächstes schreibt.

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Marco Balzano macht in seinem Roman „Ich bleibe hier“ Verluste erfahrbar, den Verlust von Identität, von Familie, von materiellem Gut und von Heimat. Er tut dies auf ruhige gelassene Weise, sprachlich knapp und einfach, aus ganz persönlicher Sicht seiner Protagonistin Trina, was dem Roman große Wucht und Eindringlichkeit verleiht.

Die von Balzano erzählte Geschichte des Bergdorfes Graun und einer Familie beruht auf historischen Tatsachen. Von Graun ragt mittlerweile nur noch der Kirchturm aus dem Reschensee, berühmte Touristenattraktion und Selfie-Hintergrund in Südtirol. Verschwunden unter dem Wasser ist das Dorf, in dem vor dem Zweiten Weltkrieg die junge Trina lebt und eine Ausbildung als Lehrerin macht. Mussonlinis Politik nach dem Marsch auf Bozen macht ihr einen Strich durch die Rechnung, er stellt die deutschstämmige Bevölkerung 1939 vor die Wahl zu bleiben oder nach Deutschland auszuwandern. Italienisch wird Amtssprache, Deutsch zu unterrichten ist verboten, und Trina bekommt keine Anstellung. Heimlich, mit Unterstützung des Pfarrers unterrichtet sie dennoch die Kinder in Speichern in der für die Gegend traditionellen Sprache Deutsch.
Trina erzählt die Geschichte in der Ich-Form, manchmal an ihre kleine Tochter gerichtet, die mit Trinas Schwägerin und deren Mann als sogenannte Optanten 1939 nach Deutschland verschwand.
Trina und ihr Mann Erich entscheiden sich 1939 zu bleiben, nach dem Pakt der beiden Diktatoren Hitler und Mussolini, die die Bevölkerung in Südtirol vor die Wahl stellten, entweder nach Deutschland auszuwandern oder in ihren Dörfern zu bleiben und als Menschen zweiter Klasde die Zwangsitalienisierung zu erdulden. Schikane, Verbot der Sprache und zersplitterte Familien bestimmen den Alltag.
Trina und Erich versuchen der Italianisierung ihres Dorfes zu trotzen und fliehen letztlich gegen Kriegsende zusammen in die Berge.
Im letzten Teil des Buches steht das Staudammprojekt im Mittelpunkt, das nach Unterbrechung während des Krieges wieder aufgenommen wird. Die Dorfbewohner veranstalten Proteste, besetzen die Baustelle und wenden sich an Behörden und die Kirche, angeführt von Trinas Mann Erich und vom örtlichen Pfarrer. Sie alle hoffen bis ganz zum Schluß, ihre Heimat retten zu können. Wie die Geschichte ausgeht ist bekannt.
Und erneut muss sich die Familie entscheiden, ob sie bleiben und in winzigen zusammengezimmerten Baracken oberhalb des Sees hausen oder das unterirdische Angebot auf Ausgleichszahlung und Umsiedlung annehmen.

Auf dem Cover sieht man den Kirchturm von Alt-Graun, der aus dem Wasser ragt. Ein Symbol des Widerstandes, ein Mahnmal für Ungerechtigkeit und Heimatverlust, für Verwüstung. Marco Balzano erzählt im Nachwort, dass ihn dieser Anblick zum Roman inspirierte, der eine Familiengeschichte mit der Geschichte Südtirols und Europas verknüpft.
Das Buch lebt von dieser Geschichte ebenso wie von der Protagonistin Trina, die auf eindrucksvolle Weise Verzweiflung, Resignation und Kampfgeist demonstriert. In ihrer Hilflosigkeit, mit der sie und ihre Familie den Machtspielen der Diktaturen, später denen der Bürokraten und Energiekonzerne ausgeliefert ist, vermag sie im entscheidenden Moment zu handeln, kraftvoll und mutig. Sie ist es, die die anmacht der Sprache und der Worte erkennt und an höchster Stelle gehört wird. Sie erkennt die Sprache als Teil der Identität und zugleich als Mauer, die gebaut wird, sieht die Schönheit und den Klang auch im verhassten Italienisch.
Das Besondere an Trina ist, dass sie erkennt, dass sie im Strategiespiel der Mächtigen eine Wahl hat und sich bewusst entscheidet, Dinge zu tun, auch wenn Angst und oft Überdruss und Resignation ihr Leben zeichnen. Insofern ist sie eine äußerst kraftvolle und sehr faszinierende Frauenfigur.

Das Buch ist ein Unterhaltungsroman in bestem Sinn, großartig und packend erzählt, lehrreich ohne zu belehren, mit einer eindrucksvollen Protagonistin. Was will man mehr!

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Rezensionstitel: Wenn ein Dorf im See versinkt

Das Cover:
Der im Reschensee stehende Kirchturm von Graun ist berühmt und zeigt auf dem Buchcover, um was es geht. Ich finde es zusammen mit dem Klappentext eine einladende Buchpräsentation.

Die Geschichte:
Im Vordergrund steht Drina, die Lehrerin, ihr Leben und das ihrer Familie von 1939-1943. In diesen Zeiten werden sie vor die Wahl gestellt auszuwandern, oder als Menschen zweiter Klasse unter den Faschisten im Dorf zu bleiben. Drina unterrichtet heimlich in Kellern und Scheunen, weil es ihr verboten war, ebenso wie die deutsche Sprache. Auch sollen für einen Stausee Felder und Häuser geflutet werden. Eine dramatische Zeit beginnt.
Meine Meinung:
Diese Geschichte hat mich sehr berührt, ich kannte zwar das berühmte Foto mit dem Kirchturm im See, aber nicht die Tragödie der zwei Dörfer und ihrer Menschen, die bereits lange Zeit vorher 1939 begann. Zuviel möchte ich hier nicht aus dem Nähkästchen plaudern, weil ich der Meinung bin, dass man, je weniger man weiß, desto intensiver in den Roman eintauchen kann. Der Autor hat diese wahre Geschichte um die beiden Dörfer mit einer Romangeschichte auf das Feinste verknüpft und Drina als Erzählerin eingesetzt. Er schreibt in einer leicht verständlichen, aber eindringlichen und doch ruhigen Sprache, die das ganze Drama dessen zum Ausdruck bringt, was damals geschehen ist. Das Buch hat mich so fasziniert, dass ich es nicht mehr aus der Hand legen konnte. Eine Geschichte die Gänsehaut hinterlässt.
Heidelinde von friederickes buecherblog

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Nach dem Ersten Weltkrieg hofften die Bewohner eines idyllisches Bergdorf in Südtirol, dass nun alles besser wird. Doch da kamen die Faschisten und die Leute wurden vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina kann sich kein anderes Leben, weit weg von ihrem Heimatdorf, vorstellen und bleibt. Trotz dem ihr aufgelegten Berufsverbot als Lehrerin, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Doch als ein Stausee gebaut werden soll, der ihr Dorf unter Wasser stellen soll, muss sie aktiv werden. Und das, obwohl die Welt in einem weiteren Krieg versinkt.

Es ist immer wieder eindrücklich, wie der Zweite Weltkrieg sich auf unterschiedliche Regionen ausgewirkt hat. Da der Autor sich an Fakten über die echte Gemeinde Graun gehalten hat, erscheint dieser Roman wie ein Zeitzeuge. Da die Geschichte zudem eine Erzählung einer Mutter an ihre verschollene Tochter ist, wirkt sie sehr persönlich. Im Vordergrund steht der Kampf ums Überleben. Vor, während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Und es zeigt sich: Im Leben kann man nicht immer des eigenen Glückes Schmid sein, sondern die äusseren Umständen machen mit einem, was sie wollen.

Ich fand den Roman sehr eindrücklich und da er ziemlich kurz ist, liest man ihn auch schnell weg. Eindeutig empfehlenswert mit 5 Sternen.

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Südtirol im zweiten Weltkrieg und kurz danach die Flutung zweier Ortschaften, deren Bewohner umgesiedelt werden, wenn sie nicht freiwillig die Gegend verlassen.

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Die eigenen Wurzeln

Trina ist eine mutige und engagierte Frau, die trotz ihrer schwer erarbeiteten Ausbildung unter dem Regime der faschistischen Italiener nicht ihrem Beruf als Lehrerin nachkommen darf. Sie entschließt sich heimlich zu unterrichten und begibt sich damit kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges selber in Gefahr. Gleichzeitig kämpft sie an der Seite ihres Mannes gegen einen Energie-konzern, der das Tal mit einen Staudamm fluten möchte und damit den Anwohnern ihre Heimat nehmen wird. Ein ungleicher Kampf um das Schicksal vieler Menschen...

Der erfolgreiche italienische Autor Marco Balzano hat mit "Ich bleibe hier" aus meiner Sicht einen sehr leidenschaftlichen und berührenden Roman geschrieben. Er erzählt die Geschichte in einem sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, die mich schnell in die Zeit des frühen 20. Jahrhunderts entführt hat. Seine Hauptprotagonistin Trina hat schon nach wenigen Seiten als lebensfrohe und engagierte Frau meine Sympathien gewonnen und es machte Spaß ihrem ereignisreichen Schicksalsweg zu folgen. Marco Balzano gelingt es dabei die Lebensgeschichte der gesamten Familie so berührend und durch gut recherchierte historische Fakten authentisch zu schildern, dass es mir kaum gelang, das Buch zur Seite zu legen. Sehr schön arbeitet der Autor den leidenschaftliche Kampf um die eigenen Wurzeln heraus und verleiht der Geschichte damit viel Tiefe.

Insgesamt ist "Ich bleibe hier" ein aus meiner Sicht sehr gut gelungener Schicksals-Roman mit einem interessanten historischen Hintergrund, von dem man sich heute noch mit der markanten Kirche im See ein gutes Bild machen kann. Ich empfehle das Buch daher gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

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Graun, ein kleines Bergdorf im Vinschgau. Seit dem Ende des Ersten Weltkrieges gehört Südtirol zu Italien. Nach der Machtergreifung Mussolinis wird die deutschsprachige Bevölkerung zwangsitalienisiert. Trina, die so wie ihre Freundinnen Barbara und Maja, Lehrerin werden wollte, bekommt nun keine Anstellung, doch im Untergrund unterrichtet sie weiter die Dorfkinder in Deutsch. Trina heiratet Erich Hauser und zieht auf seinen kargen Bauernhof. Die Hausers führen fortan ein Leben im Widerstand: gegen Mussolinis faschistische Schwarzhemden, gegen Hitler, gegen den Bau des gewaltigen Staudamms, der den Untergang für das Dorf bedeutet.
In Trinas und Erichs Leben wird eine große Wunde gerissen, es ist ein Verlust an dem die Familie zu zerbrechen droht.
Der italienische Autor Marco Balzano schreibt in seinem Roman „Ich bleibe hier“ wider das Schweigen. Trina glaubt an das Wort als Mittel des Widerstands. In Graun sind die Menschen hart arbeitende Bauern und Handwerker. Trinas Mutter war eine sehr kategorische Frau, die die Welt mühelos in Schwarz und Weiß einteilen konnte.
„Sie hielt alle, die eine Schulbildung hatten, für unnötig schwierige Menschen. Faulpelze, Besserwisser und Haarspalter. Ich dagegen glaubte, das größte Wissen liege im Wort, besonders für eine Frau….Ich glaubte, sie könnten mich retten, die Wörter.“
Worte können alles sein, Trost oder Waffe, sie können Berge versetzen, wenn alles verloren scheint. Worte bedeuten Freiheit, können Brücken schlagen. Manchmal bleiben aber auch nur Worte, um zu verarbeiten, was das Leben mit einem gemacht hat.
Und so lässt Marco Balzano Trina erzählen, von der Zeit als die Dorfbewohner die italienischen Faschisten hassten und ein Rettung durch Hitlers Nazideutschland herbeisehnten. Sie erzählt vom Widerstand, von Flucht, von Trennung und Verlust. Balzanos Sprache ist schnörkellos, mitfühlend und bar jeglicher Sentimentalität.
Der Kirchturm von Reschen, der aus dem Wasser des Stausees hervorschaut, ist heute eine Touristenattraktion. Auch Marco Balzano hat diesen Kirchturm gesehen. Die Geschichte der Gegend und des Staudamms motivierte ihn „eine private und persönliche Geschichte anzusiedeln, in der sich die historischen Abläufe spiegeln und die (ihm) die Möglichkeit bot, ganz allgemein über Verantwortungslosigkeit, über Grenzen, über Machtmissbrauch und die Bedeutung des Wortes zu sprechen.“
Was bleibt, wenn einem zunächst die Muttersprache, dann das Zuhause, die Landschaft, die Existenz, die Heimat genommen wird? „Vorwärts gehen….das ist die einzige Richtung, die erlaubt ist. Sonst hätte Gott uns die Augen seitlich gemacht. Wie den Fischen.“

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Grandios erzählt ist diese Stück Zeitgeschichte eines Dorfes, das im wahrsten Sinne des Wortes vom Wellengang der Geschichte droht überspült zu werden.

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Fiktiv mit einem wahren historischen Kern

Graun ist ein kleines, idyllisches Dorf in Südtirol. Seit Jahrhunderten zusammengewachsen, werden die Bewohner von 1939 bis 1943 gefragt, ob sie nach Deutschland auswandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben. Die junge Trina entscheidet sich für ihr Dorf. Allerdings darf sie dann nicht als Lehrerin tätig sein, nur heimlich unterrichtet sie auf deutsch in Kellern und Scheunen. Da holt die italienische Regierung eine alte Idee erneut hervor: Ein Energiekonzern soll die Felder und Häuser für einen Stausee überfluten. Mit ihrem Ehemann leistet Trina Widerstand gegen diesen Plan.

Es ist ein bekanntes Bild: der Turm der Kirche, der aus dem See herausragt, passend auch auf dem Titelbild des Buches wiedergegeben. Der Autor Marco Balzano spinnt um die Geschichte der versunkenen Dörfer Reschen und Graun eine Erzählung, die sich an den historischen Hintergrund im letzten Jahrhundert anlehnt. Das Problem der Südtiroler, die weder so richtig italienisch noch so richtig deutsch sind, wird gut dargestellt. Bitter ist die Herangehensweise des italienischen Staates, das über die Bedürfnisse der Dorfbewohner hinweggeht. Das spiegelt Balzanos Geschichte gut wieder. Etwas gestört hat mich der Erzählstrang um Trinas Tochter Marica, es lenkt zeitweise vom eigentlichen Konflikt des Buches ab.

Diese fiktive Geschichte mit einem wahren historischen Kern empfehle ich gerne weiter und vergebe 4 von 5 Sternen.

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Konnte mich leider nicht 100% fesseln

„Ich bleibe hier“ ist ein Roman des italienischen Autors Marco Balzano und befasst sich mit den Ereignissen in einem Dorf in Südtirol, während der Zeit des Nationalsozialismus.
Die Handlung selbst ist dabei in drei Abschnitte unterteilt und wird zwar in Form eines zusammenhängenden Erzählstranges erzählt, ist aber eigentlich ein sehr, sehr langer Monolog oder Brief an die Tochter der Erzählerin.
Dabei besteht mir der Roman persönlich aus zu vielen Beschreibungen vom Gefühlsleben von Trina (der Erzählerin). Es ist nicht so, als wären die Emotionen nicht thematisiert worden, nur wurden sie eher beschrieben als durch die Handlungen der Charaktere wirklich gezeigt. Die Geschichte selbst ist traurig und bedrückend, denn im Kern geht es um die Auswirkungen des Faschismus und des Nationalsozialismus auf das Leben der Menschen in Trinas Heimatdorf und der Umgebung.
Das Buch las sich sehr schnell, aber für mich waren die historischen Hintergrundfakten interessanter als die tatsächlichen Charaktere, die der Autor entworfen hat.
Leider war die Geschichte nicht so fesselnd wie erhofft, die Charaktere zum Teil sehr oberflächlich und in Form von Stereotypen entworfen, die eher eindimensional daherkamen. Irgendwie hatte ich eine andere Erwartung an die Geschichte und war von der tatsächlichen Umsetzung dann enttäuscht. Trotzdem komme ich insgesamt noch auf 3 Sterne.

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Der Autor Marco Balzano war mir bis zu diesem Buch unbekannt. Die Sprache und der Stil von Marco Balzano sind trotz der Geschichte einfach unglaublich. Das Gelesene wirkte durch die Schreibweise sehr lebhaft und absolut emotional. Dieses Buch hat mir trotz sehr gut gefallen, vorallem weil es den nötigen Tiefgang besaß und eine aktuelle Thematik angesprochen hat.
Aufbau sowie Cover habe mir ebenfalls gut gefallen.

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Graun, ein Dörfchen in den Südtiroler Alpen. Die Bewohner führen ein hartes bäuerliches Leben.
Ihr Leben ändert sich, als die Faschisten in Italien an die Macht gelangen. Als später die Nazi-Deutschen kommen, wird alles noch schlimmer. Aber auch nach dem Krieg kann das Dorf nicht aufatmen, denn es soll einem Stausee weichen.
Erzählt wird die Geschichte dieses Ortes über mehrere Jahrzehnte aus der Sicht der Lehrerin Trina und ihrer Familie. Es geht um den Verlust der Heimat und die Ohnmacht gegenüber der Willkür der Mächtigen.
Großartig geschrieben, absolut fesselnd und mitreißend erzählt. Ein kleiner, aber wahrhaft großer Roman.

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Trina erzählt die Geschichte ihres Lebens. Sie ist eine klandestine Lehrerin die in Südtirol zu Zeiten des Duce heimlich Deutsch lehrt. Sie schreibt das Buch für ihre Tochter beziehungsweise richtet sie das Wort direkt an ihre Tochter.

Marco Balzanos schreibt „Ich bleibe hier“ sehr authentisch. Die Landschaft, aber vor allem das Leben und die Häuser der Menschen zu Beginn bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Südtiroler, genauer gesagt in Graun, konnte ich mir sehr gut vorstellen. Die Lebensweise ist einfacher, wenngleich die Arbeit um einiges härter ist.

Die Menschen in der kleinen Gemeinde leben hauptsächlich von der Landwirtschaft. Für große Träume ist kaum Platz. In der Enge des Tales werden diese erdrückte.

Die Schreibweise von Marco Balzanos ist absolut fesselnd. Ich bin nur so durch die digitalen Seiten gerast. Der zweite Weltkrieg rückt immer näher. Vom ersten Weltkrieg bekamen die Menschen in dem abgeschiedenen Dorf recht wenig mit. Wird Sie der zweite Weltkrieg ebenfalls verschonen? All diese Erzählungen rund um den zweiten Weltkrieg, die auch den Hauptanteil des Buches ausmachen, sind top. Mit einem schönen Spannungsbogen versehen, geben Sie tolle Einblicke.

Betrachtet man das Cover sieht man den für Graun beziehungsweise den Reschensee so charakteristischen Kirchturm, der aus dem See ragt. Insofern nahm ich an, dass die Geschichte des versunken Dorfes einen wesentlich größeren Teil der Erzählung einnehmen würde. Doch die Erzählungen zum Staudamm werden die ersten zwei Drittel vom Krieg in den Hintergrund gedrängt.

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Sehr ergreifend und emotional erzählt, dabei das karge Leben und die einfache Lebensweise der Südtiroler Bauern sehr gelungen porträtiert. Der Weg von Trina bis zu ihrer Entscheidung wird nachvollziehbar dargestellt. Ein Roman, der viel zu schnell gelesen war. Ein Autor, den ich im Auge behalten werde.

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- Tolles Setting und traurige Geschichte – leider kamen mir die Gefühle zu kurz! -

* Achtung: Die Rezension enthält Spoiler zum Ausgang der Geschichte (sie geht auf den heutigen Zustand des Ortes ein)! *

Inhalt

In „Ich bleibe hier“ begleiten wir die Südtiroler Lehrerin Trina von ihren Jugendjahren als Studentin bis ins mittlere Alter. Dabei muss die Bäuerin gegen viele Bedrohungen ankämpfen: den italienischen Faschismus, den Zweiten Weltkrieg und den Bau eines Staudamms, durch den ihr Heimatdorf überflutet und für immer zerstört werden soll.

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz
Tiere im Buch: - Es werden Tiere geschlachtet und getötet (sie ertrinken, werden mit einem Stock erschlagen), außerdem gibt es einen Kettenhund, ein Hund wird zurückgelassen und ein Hund wird an einen Schlachter verkauft.
Triggerwarnung: Tod von Tieren, Tod von Menschen, Mord, Blut, Gewalt, Krieg, Diskriminierung;

Warum dieses Buch?

Der Klappentext, der eine starke Protagonistin versprach, hat mich neugierig gemacht – außerdem wollte ich wieder einmal einen historischen Roman lesen.

Meine Meinung

Einstieg (2 Lilien)

„Bis zum Marsch auf Bozen verlief das Leben in den Grenztälern im Rhythmus der Jahreszeiten. Es schien, als käme die Geschichte nicht bis hier herauf. Sie war wie ein Echo, das verhallte.“ E-Book, Position 100

Es fiel mir schwer, in die Geschichte zu finden, weil ich mit dem Schreibstil Probleme hatte. Nach einem Drittel war ich dann endlich im Buch angekommen.

Schreibstil (3 Lilien)

Marco Balzano hat einen flüssigen und angenehm lesbaren Schreibstil. Die Sätze und Beschreibungen sind schnörkellos und klar, was mir gefallen hat. Leider empfand ich die Erzählweise aber auch als sehr nüchtern und emotionslos, was es mir schwer machte, mit den Figuren mitzufühlen und mitfiebern. Die Dialoge wirkten zudem hölzern, küsntlich und nicht besonders lebendig. Ob das wohl zum Teil an der Übersetzung liegt?

Idee, Inhalt, Themen & Ende (3,5 Lilien)

„Ich werde dir berichten, was sich hier in Graun abgespielt hat. An dem Ort, den es nicht mehr gibt.“ E-Book, Position 711

Marco Balzanos historischer Roman „Ich bleibe hier“ basiert auf wahren Begebenheiten. Der einsame Kirchturm, der mitten im Reschensee aus dem Wasser ragt und ein beliebtes Touristenziel geworden ist, bezeugt noch heute den Untergang des idyllischen Bergdorfes Graun, das beim Bau eines Staudammes überflutet wurde. Das Buch behandelt viele ernste Themen und ist nicht immer leicht zu verdauen. Es geht um Krieg, Faschismus, Diskriminierung, Sprache, Heimat, Verlust, Bildung, Mutterschaft, Familie und das Überleben unter widrigen Umständen. Auch das einfache, friedliche, aber auch harte Landleben in dieser Gegend, der Bau des Staudammes und die ungerechte Behandlung der Grauner Bevölkerung werden thematisiert. Für sein Buch hat der Autor sorgfältig recherchiert, was man auch merkt. Er hat dazu mit Augenzeugen gesprochen, aber auch viel schriftliches Material gesichtet.

In Briefen an ihre Tochter erzählt Trina ihre Geschichte. Obwohl die Vorkommnisse objektiv betrachtet teilweise schrecklich sind und obwohl einige Themen durchaus tiefgründig behandelt werden, blieben für mich die Gefühle leider beinahe vollkommen auf der Strecke. Die Geschichte konnte mich weder richtig emotional erreichen noch fesseln. Ich fühlte mich wie eine entfernte Beobachterin. Lediglich das zweite (und stärkste) Drittel des Buches konnte mich überzeugen, da gab es einige sehr starke, schockierende und berührende Momente, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Ein weiterer Grund dafür, dass mich die Geschichte insgesamt etwas enttäuscht zurückgelassen hat, ist, dass der Klappentext meiner Meinung nach irreführend ist. Erstens nehmen der Bau des Staudammes und der Protest dagegen nur einen sehr kleinen Teil der Geschichte ein und werden dann auch schnell abgehandelt, was ich sehr schade fand. Dass das Buch eine halbe Biographie ist und Trina so viele Jahre lang begleitet, habe ich auch nicht erwartet. Zweitens wird die Protagonistin im Klappentext als starke, mutige Rebellin dargestellt, die „mit Leib und Seele“ kämpft – in Wirklichkeit ist sie das aber nur am Beginn, als sie nach dem Verbot heimlich Deutsch unterrichtet. Ab dann wird sie zu einer Mitläuferin, die großteils ihren Mann entscheiden lässt und ihm dann folgt und tut, was er sagt. Ich habe etwas anderes erwartet und bin daher enttäuscht. Vieles lässt Trina scheinbar emotionslos über sich ergehen. Vor allem bei der Szene mit dem Hund – wie konnte sie da zulassen, dass Erich sich durchsetzt? Ich würde mein Tier mit Zähnen und Klauen verteidigen, wenn es mir jemand wegnehmen wollen würde! Das Ende selbst fand ich dann aber wieder rund und gelungen – es hat mir gut gefallen.

Protagonistin & Figuren (3 Lilien & 2 Lilien)

„Es wird schon seinen Grund haben, wenn Gott und die Augen vorne eingesetzt hat! Das ist die Richtung, in die wir schauen müssen, sonst hätten wir die Augen an der Seite wie die Fische.“ E-Book, Position 743

Trina mochte ich als Protagonistin, besonders in ihrer Studienzeit, in der sie noch sehr frei und offen wirkte (später hinterlässt ihr hartes Schicksal seine Spuren an ihr). Ich habe sie gerne begleitet, auch wenn ich das Gefühl hatte, nicht an sie heranzukommen. Es blieb ständig eine gewisse Distanz, ihre Gefühle kamen zu oft nicht bei mir an. Das machte es sehr schwer (und bisweilen sogar unmöglich) für mich, eine emotionale Bindung zu ihr aufzubauen. Bis zum Ende ist mir das nicht richtig gelungen.

Auch die anderen Figuren blieben mir bis zum Schluss fremd. Sie wirkten großteils leblos, farblos und konstruiert, sie waren nicht greifbar für mich. Außerdem war mir Erich irgendwie latent unsympathisch – ich kann nicht genau sagen warum. Für mich sind liebevoll ausgearbeitete Figuren einer der wichtigsten Aspekte bei einem Buch – wenn sie mich nicht überzeugen, hat es ein Roman bei mir sehr schwer.

Spannung (3 Lilien) & Atmosphäre (3 Lilien)

„Das Tal war nicht mehr erfüllt vom Läuten der Kuhglocken und vom Rascheln des Grases. Der Lärm der Lastwagen und Traktoren hatte die Stille getötet.“ E-Book, Position 911

Es ist nicht so, dass ich die Geschichte langatmig fand – es gab durchaus einige Szenen, in denen mir der Atem gestockt hat, aber etwas mehr Spannung und Tempo hätten ihr meiner Meinung schon gutgetan. Der Spannungbogen baut sich im ersten Drittel sehr langsam auf und erreicht im zweiten Drittel seinen Höhepunkt. Auch im letzten Drittel gibt es noch einige spannende Szenen. Dazwischen bricht die Spannung immer wieder ein, was ich aber nicht so schlimm fand, da es sich um einen historischen Roman handelt und nicht um einen Thriller. Hauptsächlich waren es die Schrecken des Krieges, die Unterdrückung, die herannahenden Bedrohungen, die eine subtile Beklemmung und Spannung erzeugten.

Das Setting der Geschichte – ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – und die ruhige, friedliche, aber auch einfache und genügsame Lebensweise dort mochte ich sehr. Teilweise waren die Beschreibungen sehr atmosphärisch und anschaulich, in manchen Momenten hätte ich mir aber auch mehr Details (besonders was das Aussehen von Menschen betrifft) für das Kopfkino gewünscht.

Feministischer Blickwinkel (3 Lilien)

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Hu++

Was den feministischen Blickwinkel auf die Geschichte betrifft, bin ich zwiegespalten. Einerseits ist Trina intelligent, kompetent und durch ihr Studium besser gebildet, als alle Männer in ihrem Umfeld; sie ist in manchen Momenten sehr stark, setzt sich durch und trifft eigene Entscheidungen. Andererseits ordnet sie sich Erichs Meinung viel zu oft unter, lässt ihn viel zu oft entscheiden und lässt sich zu viel gefallen. Ich hätte mir eine emanzipiertere, rebellischere, energischere Trina gewünscht. Damals waren zwar die Geschlechterrollen zwar noch anders verteilt (das sehe ich ein), aber manche Geschlechterstereotypen hätten nicht sein müssen. Gestört haben mich auch Aussagen wie die, dass Erich mit dem Baby nichts anfangen kann, weil es noch nicht reden kann. Na, Glück gehabt, dass Frauen mit ihren Babys etwas anfangen können, denn wer würde sie sonst versorgen? So eine Aussage können sich nur Männer erlauben – ich finde es schade!

Mein Fazit

Marco Balzanos historischer Roman „Ich bleibe hier“ basiert auf wahren Begebenheiten, behandelt viele ernste Themen und ist nicht immer leicht zu verdauen. Ich mochte die Klarheit des angenehm lesbaren Schreibstils, die Protagonistin, das schöne Setting und das starke zweite Drittel des Romans mit seinen berührenden und schockierenden Momenten. Insgesamt lässt mich das Buch aber etwas enttäuscht zurück, was vor allem an der emotionslosen Nüchternheit des Schreibstils, am irreführenden Klappentext, an den hölzernen Dialogen und daran, dass mich das Buch emotional leider nicht erreichen und fesseln konnte, liegt. Von mir gibt es daher keine klare Leseempfehlung – aber da so viele Leser*innen von der Geschichte begeistert waren, solltet ihr dieser Reise nach Südtirol auf jeden Fall eine Chance geben! Vielleicht gefällt sie euch ja besser als mir.

Bewertung

Idee: 5 Lilien
Inhalt, Themen, Botschaft: 3,5 Lilien
Umsetzung: 3 Lilien
Worldbuilding: 3,5 Lilien
Einstieg: 2 Lilie
Ende / Auflösung: 4 Lilien
Schreibstil: 3 Lilien
Protagonistin: 3 Lilien
Figuren: 2 Lilien
Spannung: 3 Lilie
Atmosphäre: 3 Lilien
Emotionale Involviertheit: 2 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 3 Lilien

Insgesamt:

❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir drei Lilien!

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Hut ab Marco Balzano. Ein ganz tolles Buch. Hier passt alles. Eine spannende und
außergewöhnliche Geschichte, interessante Charaktere und eine fesselnde
Erzählweise. Empfehlung für jeden, der ein gutes Buch lesen möchte.

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Trina lebt mit ihrer Familie in Graun. Als Lehrerin in den Katakombenschulen erfährt sie die Unterdrückung der Faschisten am eigenen Leib. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ändert sich ihr Leben von Grund auf und dann gibt es noch die Bedrohung des Staudammes, in dem ihr Heimatdorf versinken soll.

Detailliert erzählt das Buch die Südtiroler Geschichte vom Ende des Ersten Weltkrieges, über die Italianisierung, den Einzug der Nazis und die Nachkriegszeit. Durch die Charaktere Trina und Erich bekommt man einen guten Eindruck, wie die Südtiroler diese Zeit erlebt haben, die sie bis heute prägt. Der Autor schafft es durch seine schnelle Erzählweise, viele Jahrzehnte in wenige Seiten zu packen, ohne das Wesentliche und die wichtigen Ereignisse dieser Zeit aus dem Auge zu verlieren.

Dieses Buch hat mich persönlich sehr berührt. Die Geschichte erzählt von den harten Zeiten der Südtiroler. Von allen Einschränkungen, die sie in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg erfahren mussten. Heute noch zeugt der Kirchturm im Reschensee von den Gräueltaten dieser Zeit und erinnert uns an die Opfer unserer Vorfahren und den langen Weg in die Autonomie.
Ich bin bereits mit hohen Erwartungen an das Buch ran gegangen und wurde nicht enttäuscht.

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sprachlich sehr schön, obwohl im bäuerlichen Milieu spielend. Schöner Lokalkolorit und gute Darstellung der Heimatverbundenheit.

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Eins meiner Highlights der letzten Zeit! Es ist die Geschichte Südtirols, die Geschichte eines Dorfes, das nun verschwunden ist. 'Ich bleibe hier' erzählt die Geschichte der jungen Lehrerin Trina. Es ist ein Buch über schwere Entscheidungen, Zerrissenheit, Zerstörung und Entwurzelung. Aber auch über Mut, Widerstand und den Willen sein Hab und Gut, seine Werte und Traditionen zu verteidigen.

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Ich habe bei der Lektüre dieses Buches noch einiges über die verschiedenen "Besatzer" dieses Landstriches gelernt. Genauso wie über den Bau des Stausees. Das Schicksal der Menschen in dieser Zeit ist nachvollziehbar beschrieben und fesselnd und flott zu lesen. Mir hat das Buch gefallen.

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Ich liebe Bücher, die den Lesern gut recherchiert in Romanform Geschichte näher bringen. Was Balzano in unaufgeregter, ruhiger Sprache schafft, bringt inhaltlich das Blut zum Kochen. Es geht um die Zeit des Faschismus unter dem Diktator Mussolini, dem Nationalsozialismus im Dreiländereck Österreich, Schweiz und Italien. Die Dörfer Reschen und Graun, einst beschaulich, wurde von diesen Ereignissen überrannt und fand sich plötzlich zu Italien gehörig. Die deutsche Sprache wurde verboten, Italiens Erlasse nur in italienischer Sprache verfasst, um die Dörfer auch über politische Entscheidungen im Unklaren zu lassen. Zu allem Übel schwebt über der Gegend auch noch das Damoklesschwert wirtschaftlicher Interessen: ein Staudamm-Projekt droht, die Dörfer im wahrsten Sinne zu verschlucken.
Ruhig und sachlich schildert Balzano die Aussichtslosigkeit gegen die Großen und Mächtigen und den Kampf und Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft. Und lässt den Leser nachdenklich und wütend zurück: Denken über die Kraft weniger, die sich nicht alles gefallen lassen wollen – und wütend über die Skupellosigkeit anderer. Ein lesenswertes Buch und eine wunderbare Charakterstudie!

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Ergreifende Geschichte!
Trina lebt im kleinen Ort Graun in Südtirol und möchte als Lehrerin unterrichten, doch der Faschismus kommt nach Südtirol und Deutsch als Sprache wird verboten. Und dies wird nicht die einzige Problematik sein, die Trina und ihre Familie in den nächsten Jahren erleben wird. Hartnäckig kämpfen sie gegen die Italiener, die Nationalsozialisten und den geplanten Staudamm, der das ganze Dorf unter Wasser setzen kann.
Endlich mal wieder ein tolles Buch, über das man während und nach dem Lesen noch lange nachdenken kann und sich mit den Personen und den historischen Fakten auseindersetzen wird.

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Ein Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht. Dies macht die Geschichte noch berührender. Tolle Sprache, fesselnde Geshcihcte und dennoch so zart und gefühlvoll erzählt. Ein Roman, der man unbedingt lesen muss!

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Eine spannende Epoche, glaubwürdige Personen, die einem ans Herz wachsen und soviel himmelschreiendes Unrecht. Hat mir wirklich sehr gefallen und wird definitiv ein Sommertip. Für alle, die nach Italien reisen und für die, die daheim bleiben.

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Sehr viele Italienurlauber kennen das Titelbild des Buches – den Kirchturm, der aus dem Reschensee ragt und an das ehemalige Dorf Graun erinnert.

Das Buch teilt sich ganz klar in drei Teile – Die Jahre, Auf der Flucht und Das Wasser. Bereits daraus ersieht man die Dramatik der Geschichte.

Um diese Geschehnisse zu erzählen, hat der Autor die Romanfigur Trina aus Graun einen Brief an ihre Tochter Marcia schreiben lassen. Es beginnt mit ihren Träumen an die Zukunft als Lehrerin in Südtirol. Leider kommt Mussolini dazwischen und Südtirol wird italianisiert. Es ist für die Einheimischen eine schreckliche Zeit, denn sie dürfen nicht mehr deutsch sprechen und haben in ihrer Heimat kein Sagen mehr, sondern werden von Italienern bevormundet. Durch den Pfarrer ermutigt, unterrichtet Trina im Untergrund. Dann kommt Hitler und spaltet die Bevölkerung, jede Familie muß sich die Frage stellen, ob sie bleiben will oder ob sie bevorzugt, wegzugehen. Der eventuell bevorstehende Krieg und auch der geplante Staudamm schweben wie ein Damoklesschwert über der Bevölkerung. Nach Kriegsende ist ihre Leidenszeit nicht zu Ende, denn der Staudamm wird gebaut gegen den Widerstand der Dorfbewohner und das Ende des Dorfes ist besiegelt.



Der Mailänder Marco Balzano hat dieses Kapitel der Südtiroler Geschichte in einem Roman verarbeitet. Es finden sich viele historische Fakten und zur Abrundung hat er beispielhaft die fiktive Geschichte von Trinas Familie beschrieben. Sehr eindringlich, bewegend und emotional schildert er die Vorkommnisse. Als Leser konnte man sich sehr gut in die Personen hineinversetzen – hat mit ihnen gelitten und auch gekämpft. Wer will schon freiwillig den Ort verlassen, in dem man aufgewachsen ist, seine Wurzeln hat und eng verbunden ist. Sie wollten bleiben und haben schlußendlich ihren Heimatort verloren und zum Hohn mit einer skandalös niedrigen Abfindung.

Mittlerweile erinnern sich nur noch die Alten an das Ausmaß der ganzen Begebenheiten, gerade deshalb finde ich dieses Buch sehr interessant und lesenswert. Es war für mich ein berührendes Buch, das ich auf jeden Fall in Erinnerung behalten werden und hoffe, daß es viele Leser finden wird.

Von mir auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

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Trina lebt in einem kleinen Bergdorf am Reschensee in Südtirol. Als Mussolini an die Macht kommt, müssen sich die Einwohner in dieser Gegend entscheiden, ob sie in das Nazideutschland umsiedeln wollen oder ob sie dort bleiben und somit fortan fest zum faschistischen Italien gehören wollen. Wer bleibt, darf kein deutsch mehr sprechen und alle Behörden sind ab sofort italienisch. Im Dorf herrscht feindliche Stimmung untereinander. Dableiber gegen Optanten. Trina und ihr Mann Erich entscheiden sich zu bleiben.

Doch ein wichtiger Teil ihrer Familie wird gehen und Trina erleidet einen großen Verlust, den sie im Laufe ihres Lebens nicht mehr heilen kann. An diese Person ist die Lebensgeschichte geschrieben. Ein wunderschönes Stilmittel, was den Roman sehr persönlich macht und tief in die Gefühlswelt blicken lässt. Ebenso die hervorragende und einfühlsame Übersetzung von Maja Pflug.
Während der Krieg tobt und Hitler für viele zuerst als Befreier gilt, wird nebenher der Staudamm geplant. Mit der Hoffnung, dass die Pläne des Baues wie immer im Sande verlaufen, konzentrieren sich die Einwohner eher auf das Kriegsgeschehen. Gegen den Staudamm wird das Beten und Glauben schon was Ausrichten. Mehr braucht es scheinbar nicht zu tun. Doch Erich hält dagegen und er und seine Frau  leisten aktiven Widerstand. 

Beide historisch belegte Gegebenheiten (Politik und Bau des Staudammes) laufen nebenher. Die Figuren und das Schicksal dagegen sind fiktiv. Der Autor hat nach langer Recherche und Befragung einzelner Zeitzeugen versucht nah an der Historik und Ortschronik zu bleiben. Der Roman ist eine gelungene Mischung aus einer frei erfundenen Familiengeschichte und Dokumentation einer Gegend und ganzen Generation. 

Die Ebook Ausgabe habe ich vom Diogenes Verlag als Rezensionsexemplar bekommen und war so begeistert, dass ich mir den Roman sofort nach dem Erscheinen kaufen musste. 

Das Zeitgeschehen ist eingebettet in einem traurigen Familienschicksal und dies macht beides so interessant und lesenswert, dass man den Roman in kurzer Zeit durchgelesen hat.

Balzano schreibt über eine lebenslange Sehnsucht, nach dem was hätte bleiben sollen. Er beschreibt den Wandel und Verlust voller Demut und mit der unerbittlichen Hoffnung auf ein gutes Ende.

Wunderbar geschrieben, sehr gut recherchiert und toll übersetzt. Absolute Leseempfehlung!

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Graun in Südtirol, direkt an der österreichischen Grenze. In den 30ern sind die Bewohner zerrissen, ihrer Identität beraubt, sie fühlen sich nicht als Italiener... dann werden sie vor die Wahl gestellt: nach Deutschland auswandern oder bleiben und sich weiter nicht zugehörig fühlen. Schon da beginnen die Planungen für einen Staudamm. Die Faschisten haben immer mehr das Sagen, es gibt immer mehr Verbote... der Krieg steht vor der Tür. Und mitten drin sind Trina und ihre Familie um die sich dieses Buch dreht... und Trina rebelliert.

Fazit:
Der Kirchturm mitten im Reschensee hat mich schon immer interessiert, allein durch das Cover musste ich das Buch unbedingt lesen. Es hat mich sooo mitgerissen! Schon anfangs als es für Trina immer schwieriger wird zu unterrichten... am meisten werden mir aber die Szenen in den Bergen im Kopf bleiben, bitte sagt mir, dass dieses Buch verfilmt wird!!!
Abgesehen vom mitreißenden Stil war mir das Buch persönlich wichtig. Südtirol und seine Geschichte sind hier so nahe, ich hab mit vielen Südtirolern studiert und doch viel zu wenig Ahnung. Durch Trinas Geschichte kann ich mich besser einfühlen, ich habe das Gefühl, mehr Verständnis bekommen zu haben. Und ich muss jetzt dringend an den Reschensee... ist nur 1,5h entfernt!! 5/5 🌟 und eine klare Leseempfehlung!

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Der Kampf um die Heimat…

Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele. (Quelle: Klappentext)

„Ich bleibe hier“ ist der neue Roman von dem italienischen Autor Marco Balzano – von diesem Buch habe ich im Vorfeld schon viel positives gehört. Und es ist wirklich ein besonderes, sehr berührendes Buch.
Schauplatz ist das kleine Bergdorf Graun in Südtirol, das in den Kriegszeiten zwischen die Fronten gerät: Im Jahr 1922 beginnen die Italiener die Region zu italianisieren, deutscher Unterricht ist ab sofort verboten. Die Deutschen bieten den Bewohnern Jahre später die Auswanderung nach Deutschland an.

„Man erkannte sie sofort, diese Fremden aus dem Süden, die mit dem Koffer in der Hand und der Nase in der Luft nie gesehene Steilhänge und zu niedrig hängende Wolken bestaunten.
Vom ersten Augenblick an hieß es: Wir gegen sie. Die Sprache des einen gegen die des anderen. Die Arroganz der plötzlichen Macht gegen das Pochen auf jahrhundertealte Wurzeln.“ – Seite 25, eBook

Hauptfigur ist die junge Frau Trina, die sich von Anfang an gegen eine Auswanderung und auch gegen das Verbot des Unterrichtens auflehnt. Sie fängt früh an, die Kinder des Dorfes heimlich in Kellern zu unterrichten. Mit den Jahren wird dieses und auch das Leben in dem kleinen südtiroler Bergdorf Graun, immer schwieriger, denn der Krieg rückt unaufhaltsam näher. Neben einem ganz persönlichen Drama, das sie nur schwer verkraften kann, besteht nun die Angst, dass ihr Dorf komplett ausgelöscht werden soll – es soll einem Stausee weichen. Doch sie wehrt sich…
Das Buch ist in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Trina geschrieben und zwar in Form einer Erzählung, die an ihre Tochter gerichtet ist. Es wird oft sehr berührend und im Mittelteil auch sehr dramatisch – sie beschreibt ihr ganzes Leben von der Jugend bis über die schweren Kriegsjahre hinweg. Der Roman ist mit 288 Seiten eher kurz, doch er ist ausdrucksstark, detailreich und intensiv geschrieben. Man ist sofort mitten in der Geschichte und die Schrecken des Kriegs werden spürbar.
Wir lernen auch Trinas Familie sehr gut kennen, aber der Zusammenhalt und gleichzeitig die Zerrissenheit im Dorf wird spürbar. Wie sich alles entwickelt – beginnend in der Vorkriegs- bis hin zur Nachkriegszeit. Trina hat vieles zu verkraften und wächst über sich hinaus…

„Ich dagegen glaubte, das größte Wissen liege im Wort, besonders für eine Frau. Egal ob Fakten, Geschichten, Legenden, Hauptsache war, man legte sich einen Vorrat davon an und hatte sie parat für den Moment, in dem das Leben komplizierter und leerer wurde. Ich glaubte, sie könnten mich retten, die Wörter.“ (Trina) – Seite 13, eBook

Auch die Anmerkung des Autors hinten im Buch ist interessant – er erzählt, wann er den Ort Graun zum ersten Mal besucht hat und erklärt, wie er schließlich die historischen Fakten des Dorfes mit fiktiven Figuren zu einem Roman verwoben hat.

Mein Fazit: Ein sehr berührendes Buch, das mit seinem intensiven Schreibstil von der ersten Seite an fesselt. Beeindruckend ist die starke Hauptfigur, die in den verschiedenen, aber immer schwierigen Zeiten über sich hinauswächst und für den Erhalt ihrer Heimat kämpft. Bewegend und sehr lesenswert!

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Ich bleibe hier“ erzählt die Geschichte von Trina, die Graun im Vinschgau lebt. Ihr Vater ist Schreiner, das Leben ist einfach. Trina wird Lehrerin, doch bevor sie auch nur einen Tag unterrichten kann, nimmt ihr Mussolinis Faschismus diese Möglichkeit. In Südtirol wird alles verboten was deutsch ist, Trina kann zwar Kinder heimlich auf Deutsch unterrichten, allerdings ist das mit großen Gefahren verbunden. 1939 müssen die Südtiroler wählen, entweder bleiben und endgültig italienisch werden, oder die Heimat verlassen und ins Deutsche Reich ziehen. Im Laufe des zweiten Weltkriegs wird auch Südtirol von den Deutschen besetzt, doch auch das bringt keine Freiheit. Und als der Krieg zu Ende ist, gibt es speziell in Graun und in Reschen keinen Frieden. Die italienische Regierung setzt nun die jahrelangen Pläne eines Stausees um.

Der Reschensee mit seinem einsamen Kirchenturm darin, ist mir seit meiner Kindheit ein Begriff, war doch der Reschenpass schon immer die bevorzugte Strecke meiner Eltern um nach Südtirol in den Urlaub zu fahren. Dass für diesen Stausee mehrere Dörfer geflutet wurden, wusste ich schon früh. Durch dieses Buch wurde mir der jahrelange Kampf der Bewohner dagegen, noch einmal näher gebracht. Wobei die Anwohner lange nicht glaubten, dass das Vorhaben tatsächlich umgesetzt werden würde.

Marco Balzano erzählt hier nicht nur die Geschichte des Stausees, sondern auch die ganz Südtriols. Unter den Faschisten Mussolinis war alles deutsche verboten, Kinder wurden in sogenannten Kellerschulen auf Deutsch unterrichtet. Als dann die Option kam, wurde die Bevölkerung noch einmal zerrissen, in die, die bleiben wollte und die Optionierer, die ihre Heimat verließen. Als diese nach dem Krieg teilweise zurückkamen, wurde der Riss in der Gesellschafft noch einmal deutlich, das Gehen wurde ihnen lange vorgehalten.

Ich fand das Buch sehr gut zu lesen, man hatte das Gefühl mit Trina zusammenzusitzen und ihr zu lauschen. Vielleicht braucht es aber auch eine Verbindung zu dieser Region und ein bisschen Vorkenntnis der Geschichte um das Buch interessant zu finden. Für mich war es ein wirklich interessantes Leseerlebnis, das den Blick auf diesen einsamen Turm im See verändert hat.

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Eine Geschichte, die zu Herzen geht
Das Bild eines Kirchenturms, der aus dem endlosen Wasser ragt, schmückt das Cover des Buches. Es gibt diesen im See versunkenen Turm wirklich; er ist das Wahrzeichen der Region Vinschgau in Südtirol. Unter dem Seewasser liegen zwei alte Südtiroler Dörfer, Graun und Reschen, begraben. Die Bewohner der beiden Orte müssten für den Bau des Stausees ihre Häuser und Höfe verlassen, sie verloren ihr ganzes Hab und Gut.

Diese bewegende Geschichte erzählt Marco Balzano in seinem Buch. Er holt weit aus, beginnt mit den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg, mit dem Aufstieg von Mussolini und der Zeit des Faschismus. Damals mussten die Dorfbewohner sich entscheiden: ob sie nach Deutschland auswandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben wollen. Alles was deutsch war, wurde verboten oder vernichtet. Manche Familien gingen deswegen auseinander, Freundschaften zerbrachen.

Die Erzählerin dieser Geschichte Trina, dürfte trotz des abgeschlossenen Studiums nicht als Lehrerin arbeiten. Sie hat dann Deutsch heimlich in Katakomben unterrichtet, was mit drakonischen Strafen, einschließlich Verbannung, geahndet wurde.
Viele hofften in dieser Zeit auf die deutsche Befreiung.
Auch Trinas Familie ist vom Zeitgeschehen und den Schicksalsschlägen nicht verschont geblieben. Das alles wurde in drei Teilen des Buches erzählt, die gleichzeitig die Teile eines Briefes, den Trina an ihre verlorene Tochter schreibt:
1/“Die Jahre“.
2/ „Auf der Flucht“,
3/ „Das Wasser“.

„Ich bleibe hier“ ist eine Geschichte, die tief unter die Haut geht. Trinas persönliches Schicksal, vom Zeitgeschehen geprägt, ist dramatisch. Es hat mich tief erschüttert, als ich erfahren habe, wie und warum Trina und Erich ihre Tochter verloren haben. Wunderschön und bemerkenswert ist die Liebe zwischen Trina und Erich, ihr Zusammenhalt, ihr gemeinsames, alles andere als ein leichtes Leben.

Spannend und ergreifend ist das Schicksal der Südtiroler, die lange noch vor dem Krieg zwischen zwei Fronten standen: wegen ihrer Sprache, ihrer Tradition, ihrer Bräuche. Die Zeitgeschichte brach Veränderungen mit: _„Vom ersten Augenblick an hieß es: Wir gegen sie. Die Sprache des einen gegen die des anderen. Die Arroganz der plötzlichen Macht gegen das Pochen auf jahrhundertealte Wurzeln.“_ (Zitat Seite 22)

Herzzerreißend ist das Schicksal der Menschen aus den überfluteten Orten, die auf einen Schlag ihre Existenzen und alles was ihnen lieb und teuer war, verloren haben.

Trinas Brief in einem ruhigen, nüchternen Stil gehalten ist voller Emotionen. Es ist eine Geschichte, die zu Herzen geht. Sie lässt die Postkartenidylle des heutigen Reschensees mit dem versunkenen Kirchenturm in der Mitte mit ganz anderen Augen betrachten.
FAZIT:
Der Roman von Marco Balzano ist eine ergreifende Geschichte, die man unbedingt lesen muss!

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Bei Urlaubsfahrten nach Südtirol bietet der aus dem Reschensee aufragende Kirchturm ein markantes und nachhaltiges Bild, so dass das Cover des Romans „Ich bleibe hier“ schnell meine Blicke auf sich gezogen hat. Während mehrerer Aufenthalte in der Region bin ich häufiger auf Spuren der schicksalhaften Geschichte der Region gestoßen, so dass der Roman meine Neugierde geweckt hat.
Schwerpunkt der Erzählung ist die Zeit zwischen 1939 und 1943, er setzt jedoch schon ein paar Jahre früher an in der Jugend der Erzählerin Trina, die in Rückblicken ihre persönliche Geschichte zu Papier bringt. Sie richtet sich mit ihren Worten und Gedanken an ihre Tochter und versucht dieser die Lebensumstände der damaligen Zeit nahe zu bringen und den Verlauf ihrer Lebensgeschichte zu erzählen. Trinas Erzählung wirkt oft sehr reserviert und schroff, dennoch berührt ihre Geschichte.
Die unbeschwert wirkende Jugend Trinas und ihrer Freundinnen findet ein jähes Ende, als mit der Machtausweitung der Faschisten unter Mussolini ihre Träume von einer Arbeit als Lehrerinnen zerstört werden. Die Region soll Italienisiert werden, in den Schulen wird nur noch Italienisch unterrichtet, Straßen- und Ortsnamen werden ins Italienische übersetzt, eine gezielte Neuansiedelung italiensicher Bewohner soll die traditionell deutschsprachige Bevölkerung in die Minderheit drängen. Widerstand wird zunehmend gewalttätig geahndet, so dass sich Trina in Lebensgefahr begibt, als sie mithilft, im Untergrund die Kinder der Region in deutscher Sprache zu unterrichten. Gemeinsam mit ihrem Mann Erich bleibt Trina ihrer Heimat in wechselnden Machtverhältnissen treu, sie übersteht schicksalhafte Zeiten, nicht zuletzt der zweite Weltkrieg stellt für die Bevölkerung Norditaliens eine harte Probe dar. Auch die Pläne und Arbeiten zum Bau eines Staudamms, die bereits seit den 1920er Jahren die Region mit großflächigen Überschwemmungen bedrohen, sorgen nach Ende des Krieges für neue Unruhen.
Marco Balzano versteht es, mit einer schnörkellosen und gleichzeitig sehr präzisen und eindringlichen Sprache den Leser an dem oft entbehrungsreichen und durch wechselnde politische Einflüsse geprägten Leben der Bewohner dieser Region teilhaben zu lassen. Er fängt ihr Wechselspiel der Gefühle ein zwischen Resignation, Ohnmacht und erbitterter Wut. Vieles dreht sich in dem Roman um Entscheidungen, die den Lebensweg prägen und um die Optionen, die den Menschen trotz aller Unterdrückung bleiben.
Der Roman hat mich ausgesprochen beeindruckt und mein Verständnis wachsen lassen für den gelebten Stolz in der Region und ihr Bestreben für Unabhängigkeit.

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Das Buch spielt in der Zeit von 1939 bis 1943. Trina lebt in Südtirol und ist der Willkür der Faschisten ausgesetzt, die die Leute vor die Wahl stellen, in Deutschland oder in Italien zu lesen. Sie verliert ihren Job als Lehrerin, als sie sich für Italien entscheidet und leistet von Stund an massiv Widerstand. Mir hat das Buch richtig gut gefallen. Es spielt in einer interessanten und spannenden, wenn auch schlimmen Zeit. Die Figur der Trina ist sehr lebendig und stark dargestellt. Es macht Spaß sie bei ihrem Widerstand zu begleiten. Auch der Schreibstil und das Cover sind schön.

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Cover



Das Cover ist ein typisches Verlagscover, das sehr schön zum Inhalt des Buches passt. Aber man sollte wissen, dass die ganze Geschichte zwar auf den Bau des Staudamms ausgelegt ist, jedoch trotzdem nur einen eher geringen Teil des Geschehens ausmacht.


Inhalt



Im kleinen Örtchen Graun in Südtirol führte Trina von Kindheit an mit ihrer Familie ein wunderschönes Leben. Doch dann kamen Mussolinis Faschisten und alles wurde anders. Trina, die zusammen mit ihren Freundinnen Barbara und Maja das Lehrerdiplom besitzt, dürfen nicht unterrichten. Ein Pfarrer spricht sie darauf an, dass sie in Verstecken Deutschunterricht für Kinder geben können, denn Deutsch reden ist verboten. Die drei jungen Frauen lassen sich darauf ein, aber nicht für alle nimmt das ein gutes Ende.



In Graun hofft man derweil darauf, dass der Krieg den Ort von den Faschisten erlöst und das sie durch Hitler wieder frei sein können. Außerdem will ein Energiekonzern einen Staudamm bauen, wodurch das Dörfchen überflutet werden würde. Wer nicht freiwillig geht, soll Zwangsenteignet werden. In Graun hofft man, dass die Nazis sie nicht nur befreien, sondern auch den Bau des Staudamms verhindern.





Meine Meinung


Am Anfang kam ich nicht ganz so gut in die Geschichte rein, aber das war meine eigene Schuld, denn ich war nicht wirklich vertraut mit der Geschichte Südtirols während dem 2. Weltkrieg. Darüber wurde im Buch auch nicht viel erklärt, es wurde vorausgesetzt, dass man sich damit auskennt, damit die Geschichte auch richtig versteht. Als ich dann aber erst mal im Buch drin war, konnte ich sehr gut und sehr flüssig lesen, denn der Schreibstil ist sehr einfach und lässt dies somit ganz einfach zu. Das Buch ist als sehr langer Brief geschrieben, den Trina an ihre Tochter schreibt, dadurch wird die ganze Geschichte aus Trinas Sicht in der ersten Person erzählt.



Teilweise passiert alles sehr schnell, was einerseits gut ist, da das Buch so sehr schnell voranschreitet, andererseits wusste ich teilweise gar nicht, wo wir von der Zeit her gerade standen. In einem Moment war es noch Winter und im nächsten Moment schon Sommer. Das war nicht wirklich störend, hätte man aber vielleicht durch genauere Zeitangaben über den Kapiteln etwas übersichtlicher machen können.



Durch die Entwicklung von Trina selbst, ihrer Familie und der Geschichte um den Krieg herum ist das Buch unheimlich spannend und fesselnd. Aber teilweise fand ich es auch recht oberflächlich. Ich kontte Trinas Verhalten, vor allem im Bezug auf ihre Tochter, nicht immer nachvollziehen. Ich fand, den Charakteren hat oft die nötige Tiefe gefehlt, die so ein Buch gebraucht hätte.



Fazit



Bis auf ein paar Kleinigkeiten hat mir das Buch wirklich sehr gut gefallen. Es war schnelllebig, sehr gut und einfach geschrieben und sehr fesselnd. Aber wie schon erwähnt kam ich mit den Charakteren nicht immer klar. Mir war auch nicht von Anfang an klar, ob die Geschichte fiktiv oder real ist. Erst im Nachwort habe ich herausgefunden, dass die Geschichte des Ortes Graun tatsächlich passiert ist, aber das Trina und ihre Familie erfunden wurden. Dies erklärt somit, warum mir hier einfach einige Emotionen im Bezug auf die Charaktere gefehlt haben. Mir kam es so vor, als wollte man zwingend eine Geschichte um den versunkenen Turm von Graun erzählen. Diese Geschichte ist meiner Meinung nach einerseits gut gelungen, aber wie schon erwähnt, teilweise auch etwas zu oberflächlich. Trotzdem empfehle ich das Buch gerne weiter, denn die Geschichte Grauns ist wirklich sehr interessant.

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Entscheidung zwischen Bleiben oder Gehen

Nach der Machtergreifung Mussolinis werden die deutschen Einwohner Südtirols vor die Entscheidung gestellt, entweder nach Deutschland zu gehen, oder zu bleiben – doch dann quasi als Mensch zweiter Klasse. Trina entscheidet sich bei ihrem Mann Erich zu bleiben, während ihre Tochter Marcia heimlich mit der Familie von Erichs Bruder Lorenz flieht.
Den Krieg in den Bergen versteckt überstanden, holt sie die Vergangenheit rasch wieder ein. Das Projekt Staudamm wird wieder in Angriff genommen und auch die Italiener dominieren weiter die daheimgebliebenen Deutschen.
Dieses Buch zeigt die innere Zerrissenheit zwischen Gehen und Bleiben der Bewohner am Beispiel Trina's Familie sehr deutlich auf, wobei dies auch exemplarisch für die verschiedenen Generationen stehen kann. Wer (seine Heimat aufgeben) kann, zieht nach Deutschland, worin vor allem die Jungen ihre Zukunft sehen. Die die zurück bleiben (müssen), werden in den Mühlen der Politik zermahlen. Was diese Umstände mit den Menschen machen, wird in diesem Buch sehr deutlich. Meines Erachtens ist Marco Balzano damit ein ergreifendes Buch zu einer Thematik gelungen, die vielleicht noch zu wenig bekannt ist. Sehr gern empfehle ich dieses Buch weiter!

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Eine Südtirolerin notiert ihre Geschichte: Trina ist Witwe. Sie lebt in einer 2-Zimmer-Wohnung. Auf den Grabstein ihres Mannes hat sie nichts eingravieren lassen. Die Worte, die sie notiert, richtet sie an Marica, ihre ferne Tochter. Trina hatte sie bereits als Kind verloren - nicht an den Tod, sondern an das Deutsche Reich. Auch ihren Sohn, Michael, hatte sie an den "Führer" verloren.

Trina, die Unzugängliche, war schon immer anders als die Leute in ihrem Dorf, die nicht lesen und nicht schreiben konnten. Sie wollte eigentlich keinen Mann heiraten, vielleicht lieber eine Frau.

Trina glaubte, die Wörter könnten sie retten. So ging sie zur Schule, so studierte sie, so wurde sie Deutschlehrerin - und heiratete dann doch Erich, das Waisenkind mit dem kleinsten Grundstück im ganzen Dorf.

Mussolini, der Duce, hatte sich ungebeten bereits zum Schulabschluss in Trinas Leben gebohrt und seine Richtung verändert. Annexion.

"Im Frühjahr 1923 bereitete ich mich auf die Reifeprüfung vor. Mussolini hatte extra mein Examen abgewartet, um die Schule umzukrempeln. (...) Mussolini ließ Straßen, Bäche und Berge umtaufen (...) Sie haben unsere Namen italienisiert (...)."

Um nach dem Examen überhaupt als Lehrerin arbeiten zu können, musste sie Italienischunterricht nehmen. Niemand im Vinschgau sprach diese Sprache, doch ging die Rechnung nicht auf:

"Um bloß nicht uns nehmen zu müssen, stellten sie lieber halbe Analphabeten aus Sizilien und dem ländlichen Venetien ein. Ob die Tiroler Kinder etwas lernten, kümmerte den Duce herzlich wenig."
So erinnert sich Trina voller Bitterkeit.

Deutsch zu sprechen war nun bei Strafe verboten. Deutschunterricht nur heimlich in den von der Kirche eingerichteten "Katakombenschulen" möglich. So wurde Trina eine klandestine, eine konspirative Lehrerin. Wer erwischt wurde, zahlte einen hohen Preis, bis hin zur Verbannung.

Doch für Trina und ihre Familie sollte es noch viel ärger kommen. Südtirol war wohl der einzige Ort auf der Welt, an dem der Nationalsozialismus den Faschismus ablöste. Nach dem Sturz Mussolinis übernahmen die Nazis nahtlos - und teilten Südtirol in deutsche "Optanten" und italienische "Dableiber" auf. Trina und ihr Mann wehrten sich bis aufs Blut gegen beide Optionen. Weder wollten sie zweitklassige Italiener sein, noch ins deutsche Nazireich aufbrechen müssen.

"Du musst auf die Augen schießen. Und genau so musst du es bei den Deutschen machen. Und auch bei den Italienern. Wenn du überleben willst, musst du immer auf die Augen schießen."

Die Figur der Trina ist fiktiv, doch die Geschichte Südtirols, die der Mailänder Autor Marco Balzano in "Ich bleibe hier erzählt", ist echt.

Der Ort, aus dem Trina stammt, hat traurige Berühmtheit erlangt, nicht nur wegen des Doppelfaschismus. Es ist das Dorf Graun im Vinschgau, dessen 600 Jahre alter Kirchturm bis heute so eigenartig auf dem Wasser des Reschensees zu schwimmen scheint. Das Postkartenmotiv Südtirols schlechthin, dort im Dreiländereck zwischen Österreich, Italien und der Schweiz.

Die Pläne, einen Stausee zu bauen, reichten weit in den Beginn des Faschismus in Italien und damit in Südtirol zurück. 1939 dann hatte der Elektrokonzern Montecatini einen Antrag eingereicht, den Reschen- und den Grauner See um 22 Meter zu stauen. 22 Meter, das bedeutete Flutung der Orte Reschen und Graun.
Hatte der Zweite Weltkrieg das Projekt noch verzögert, wurde 1947 weitergebaut - 1950 wurden dann die Schleusen geschlossen. 677 Hektar Grund und Boden wurden überflutet, beinahe 150 Familien praktisch enteignet, so gering fiel die Entschädigung aus. Die Menschen konnten auswandern oder in ein Barackenlager umziehen, das so spät fertig wurde, dass manch einem nur eine Woche blieb, um das Eigentum zu retten. Es war wie ein weiterer Krieg, mitten im Frieden. Die Häuser, die Kirche wurden gesprengt. Nur der Kirchturm blieb stehen - aus Gründen des Denkmalschutzes.

Nichts und niemand konnte diesen Wahnwitz aufhalten, nicht einmal der Papst in Rom.

Der Roman, der auch die Geschichte des Stausees erzählt, ist eine Warnung. Eine Warnung vor dem Irrsinn von Krieg, Nationalismus und staatlicher Willkür. Er wendet sich gegen Mauern und Grenzen, vor allem in den Köpfen, und er feiert das Wort als scharfe Waffe.

Die Region um den Reschensee hat sich mit ihrem Schicksal abgefunden und längst begonnen, mit dem Turm im See zu werben.
Wer sich in diesem Sommer mutig nach Südtirol aufmacht, der soll sich nicht wundern, wenn er dort auf lauter Pensionen trifft, die "Corona" heißen. Das ist kein böser Spaß, sondern einfach der romanische Name des Ortes Graun. Er bedeutet "runder Felskopf".

Wer also in den Sommerferien dort hinfährt, am gefluteten Kirchturm vorbei, sollte unbedingt diesen zu Herzen gehenden Roman mitnehmen. Es handelt sich um eine Reiselektüre der besondereren Art, die natürlich aber auch an allen anderen Orten wirken kann, wo aufrechter Widerstand nötig ist.

Bitte lesen!

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Wer kennt sie nicht, die berühmte versunkene Kirche im See in Südtirol. Doch was heute so idyllisch erscheint, hat einen ernsten Hintergrund, den Marco Balzano in seinem Roman „Ich bleibe hier“ nacherzählt. In den 1930er Jahren gehört das deutschsprachige Südtirol bereits zu Italien, wo die Bewohner Bürger zweiter Klasse sind und nun soll auch noch ein Staudamm gebaut werden, der das Dörfchen Graun überfluten und auslöschen wird. Die Bauern sind verärgert, aber nicht nur das belastet sie. Der aufkommende Faschismus in Italien drängt ihre Sprache immer weiter zurück und Trina und ihre Freundinnen können nur im Untergrund heimlich auf Deutsch unterrichten. Im Norden erstarken derweil die Nationalsozialisten, können sie eine Hilfe gegen den Druck aus dem Süden sein? Welcher Seite wollen sie sich zuschlagen, wer wird den Ort retten, an dem ihre Familien schon seit Jahrhunderten von Land- und Viehwirtschaft leben? Oder sollen sie doch gleich ganz woanders hingehen? Der Krieg nimmt ihnen die Entscheidung ab, aber das letzte Wort um den Stausee ist noch nicht gesprochen.

Die Protagonistin und Erzählerin Trina ist zu Beginn der Erzählung ein lebensfrohes junges Mädchen, die sich gemeinsam mit ihren Freundinnen Barbara und Maja aufs Unterrichten freut. Doch schnell zerstört die politische Lage ihre Träume. Auch die kommenden Jahre werden für die Frau nicht einfach, insbesondere die Kriegsjahre fordern ihr alles ab. Dinge, die sie sich nie hätte vorstellen können, muss sie tun, um zu überleben. Am Ende ihres Lebens blickt sie zurück, traurig, aber nicht bitter, durchaus mögliche alternative Wege, die sie hätte gehen können, sehend, aber ob diese ihr Leben wirklich glücklicher hätten verlaufen lassen?

Der italienische Autor verknüpft so die fiktive Geschichte einer Frau mit der einer zwischen Landesgrenzen zerriebenen Region. Das bauliche Großereignis ist eine Belastungsprobe für das Dorf, aber ebenso die Frage, ob sie Mussolini oder Hitler folgen wollen oder ob es doch noch einen Ausweg irgendwo dazwischen geben könnte. Man weiß, wie die Geschichte ausgeht, das Resultat lässt sich im Italienurlaub bestaunen, der Preis jedoch, denn die Menschen vor Ort gezahlt haben, den sieht man heute nicht mehr, wenn man schöne Erinnerungsfotos knipst.

Der Roman wird von einer melancholischen Grundstimmung getragen. Balzano setzt die einfache und bescheidene Lebensweise der Bauern sprachlich ebenso reduziert ohne hochtrabende Metaphern um und spiegelt so die Lebenseinstellung überzeugend wider.

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Brillant

Ein starkes, hochkonzentriert geschriebenes Buch, das mich nachhaltig beeindruckt hat.
Den Zwiespalt, in den die Südtiroler Einwohner während der Kriegsjahre gerieten, wird nachdrücklich gezeigt.

Der Roman wird stark von der spröden, trockenen Erzählstimme geprägt. Icherzählerin ist die Lehrerin Trina, die Erich heiratet, der sehr stark mit dem Dorf verbunden ist und sich entscheidet, auch in schweren Zeiten zu bleiben.

Die Geschichte des Bergdorfs umfasst die Jahre 1923 bis 1950 und besteht aus 3 Teilen: Die Jahre, Auf der Flucht, Wasser.

Marco Balzano schreibt sorgfältig, macht kein Wort zu viel. Dennoch lässt sich der Roman gut lesen. Dieser Autor ist wirklich eine Entdeckung.

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Zum Inhalt:

Eigentlich ist in dem kleinen Bergdorf alles gut, bis die Bewohner sich im zweiten Weltkrieg entscheiden müssen, ob sie auswandern oder Bürger zweiter Klasse in Italien bleiben. Trina will unter allen Umständen bleiben und kämpft mit allen Mitteln.

Meine Meinung:

Diogenes steht für hohe Qualität und anspruchsvolle Romane und dieser passt zum Verlag. Eindringlich geschrieben vermittelt das Buch mit ungeheuer gutem Schreibstil die Zeit des Faschismus und das Leid, dass die Familien erdulden mussten und lässt die Zeiten fast lebendig werden. Man ist dankbar, dass man solche Zeiten nicht erleben musste und gleichzeitig beeindruckt, wie manche Menschen alles mögliche erdulden, um ihre Ziele zu erreichen.

Fazit:

Beeindruckend

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Mich hat der Roman um Trines Familie wirklich sehr berührt. Was in Graun und dem heutigen Südtirol durch die wechselnden Machthaber und den Bau des Staudamm geschehen ist, lässt den Leser sehr gut mitfühlen, wie zerrissen die Menschen sein mussten.
Die Flucht in die Berge war sehr zermürbend zu lesen.
Besonders traurig fand ich zum Ende des Buches, dass es leider kein Wiedersehen mit der Tochter gibt.

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Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, weil ich wissen wollte, wie Italien den zweiten Weltkriege erlebt hat. Bisher kenne ich eigentlich nur Bücher, die in Deutschland spielen und natürlich das, was jeder hier in der Schule über diese Zeit lernt. Leider hat das Buch meine Erwartungen nicht so ganz erfüllt.

Wenn man die Geschichte kennt, die in dem Buch erzählt wird, kann erkennt man, was das Cover darstellt. Es ist der Kirchturm von Graun in Südtirol. Was daran so besonders ist? Der Kirchturm ist das einzige Überbleibsel des ursprünglichen Dorfes Graun, denn der 1950 eröffnete Reschenstausee überflutete das Dorf komplett.

Das Buch beginnt kurz nach dem ersten Weltkrieg. Die Hauptperson, Trina, unterrichtet heimlich Deutsch in versteckten Klassenzimmern, weil es mittlerweile verboten ist, deutsch zu sprechen. Die Einwohner des Dorfes werden bestochen, damit sie den Ort verlassen und wo anders ihr Glück suchen. Dies geschieht nur, weil der Montecatini-Konzern den Reschensee stauen möchte und Graun für dieses Vorhaben sehr ungünstig liegt.
Wenn man schon mal im Vinschgau war und sich mit dem versunkenen Dorf befasst hat, weiss man, dass die Rettung, die Trina anstrebt, umsonst war. Das Buch enthält sehr viele Beschreibungen von Diffamierungen, Hass gegenüber denen, die anders sind oder anders sein wollen, es ist eben ein typisches „Kriegsbuch“.

"Ich bleibe hier" ist in Briefform geschrieben. Trina berichtet ihre Geschichte an ihre für den Leser namenlose Tochter. Überhaupt sind sehr viele Menschen in dem Buch namenlos. Sie heißen beispielsweise „Mann mit Hut“, „die Alte“ oder „der Vater von Maria“. Mir hat sich bis zum Ende nicht erschlossen, wann jemand einen Namen bekommen hat und wann nicht. Ich muss leider sagen, dass ich die Umsetzung des Buches nicht sehr gelungen fand. Ich habe mich die meiste Zeit gelangweilt, obwohl ich das Thema eigentlich total interessant finde. Am Ende habe ich nur noch quer gelesen, weil ich die Geschichte des Dorfes nicht kannte und wissen wollte, wie es dazu kam, dass es so endet wie es eben endet. Der Autor hat für die Recherche mit den letzten Augenzeugen der damaligen Zeit gesprochen und ich vermute, dass er aus diesem Grund Trina als alte Frau ihrer Tochter hat Briefe schreiben lassen.

Eigentlich bin ich ganz froh, dass das Buch nur knapp 230 Seiten hat, denn ansonsten hätte ich es wohl abgebrochen und mich anderweitig über die damaligen Vorfälle informiert.

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Der Kirchturm im Reschensee ist heute ein Touristen-Hotspot. Als Denkmal aber erinnert er daran, dass hier einmal ein Dorf stand und dass für den Stausee Häuser, Bauernhöfe, Familien "umgesiedelt" werden mussten. Von den näheren Umständen und der Bedeutung für die Menschen, die seinerzeit davon betroffen waren, hatte ich bislang nur eine sehr vage Vorstellung. Der Roman hat mir die Augen geöffnet und mich tief berührt:
Am Beispiel einer Bauernfamilie beschreibt Marco Balzano, wie die Menschen mit der ganzen Brutalität der Politik konfrontiert werden. Er erzählt von den direkten Auswirkungen zweier Weltkriege, von der Willkür Hitlers und Mussolinis, von der Profitgier der Investoren, Und er beschreibt, wie ein auskömmliches Bauernleben in Südtirol, wie Familienglück und Heimatliebe dem Bau der Staumauer geopfert werden müssen. "Ich bleibe hier" sagen die, die sich nicht vertreiben lassen wollen. Doch eine Wahl haben sie nicht...
Klar, präzis und eindringlich ist der Schreibstil von Marco Balzano. Gleichzeitig erzählt er aber auch so spannend und so einfühlsam, dass mich die Geschichte noch lange nicht loslässt! Ein beindruckendes Buch!

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Seit ich klein bin fahre ich mit meinen Eltern nach Südtirol in den Urlaub. Auf dem Weg dahin fahren wir immer über den Reschenpass und kommen damit automatisch am Reschensee vorbei. Schon als ich klein war hat mich der Kirchturm der ehemaligen Gemeinde Alt-Graun, der als einziges Gebäude heute noch aus dem See herausschaut, total fasziniert. Als ich von dem Buch “Ich bleibe hier” von Marco Balzano gehört habe, dass die Geschichte von Trina erzählt, welche damals in Alt-Graun gelebt hat, bevor das Dorf für den Stausee geflutet wurde, wusste ich direkt, dass ich es lesen muss. Das Buch erzählt Trinas Lebensgeschichte zur Zeit des faschistischen Regimes Mussolinis in Italien, zur Zeit des zweiten Weltkriegs und der Besetzung durch die Nationalsozialisten und auch zur Zeit der Nachkriegszeit und der tatsächlichen Überflutung des ihrer Heimat. Geschichtlich ist das Buch wahnsinnig informativ und ich konnte mit den Personen mitfühlen, als sie auf der Flucht vor den NAtionalsozialisten in die Berge geflüchtet sind. Der Schreibstil Balzanos hat mir auch sehr gut gefallen, allerdings wurde ich trotzdem leider nicht hundertprozentig mit den einzelnen Personen warm. Das Buch bekommt von mir 3,5 von 5 Sternen.

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Wer jemals den Reschenpass in Richtung Südtirol gefahren ist, wird sich beim Anblick des Titelbildes unweigerlich an den aus dem Stausee ragenden Kirchturm erinnern!
Eine unglaubliche Geschichte von Krieg und Faschismus.
Eine traurige Geschichte von Trine, ihren Freundinnen, ihrem Mann und das Dorf in dem sie leben.
Sie wehren sich gegen den Entschluss der Regierung zwei Dörfer zu sprengen, den Staudamm
zu bauen und das Tal überfluten zu lassen. (1939-1943 )
Marco Balzano hat ein tief beeindruckendes Buch geschrieben
welches ich nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Absolut lesenswert!

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Graun in Südtirol ist ein kleines Bergdorf, vor dem auch die Nazis und die Faschisten nicht Halt machen. Die Bewohner des Örtchens werden vor die Wahl gestellt – entweder nach Deutschland zu emigrieren oder als Bewohner Italiens immer ein Mensch zweiter Klasse zu sein. Doch damit nicht genug, denn der Ort soll geflutet werden, weil ein Energiekonzern einen Stausee bauen möchte, um somit Strom für die umliegenden Dörfer zu gewinnen. Trina entscheidet sich, in ihrer Heimat zu bleiben, doch um welchen Preis…

Auch ich bin schon oft am Reschensee vorbeigefahren, habe den stolzen Kirchturm aus dem Wasser ragen sehen und mich immer gefragt, wie es den Dorfbewohner ergangen ist, als sie ihren Wurzen entrissen wurden.
Marc Balzano verwebt hier gekonnt die historischen Fakten mit einer fiktiven Geschichten und lässt so den Leser hautnah alles miterleben, wie es sich damals zugetragen haben könnte.
Irgendwie fühlt es sich so an, als würde man zu Trinas Füßen sitzen und ihren Worten lauschen, denn Balazno wählt ein geschicktes stilistisches Mittel. Er lässt Trina ihre Erinnerungen erzählen, spricht den Leser somit direkt an und verwandelt seine Worte in Bilder.
Das kleine Dörfchen Graun wächst vor meinem inneren Auge und ich bin ein Teil der Dorfgemeinschaft, die immer wieder durch äußere Einflüsse erschüttert wird. Sei es durch die Schwarzröcke oder den Krieg, den Hunger in den Kriegswintern oder die Angst vor den braunen Schergen.
Angst und Entbehrung sind ständige Begleiter und dadurch wird das Buch zu einem unglaublich intensiven Leseerlebnis. Trinas Erinnerungen werden zu meinem Lebensweg und ich leide mit ihr mit, zittere vor Kälte, spüre den bohrenden Hunger und fühle die unendliche Erleichterung, dass der Krieg endlich vorbei ist.
Doch damit nicht genug, denn mit dem immer wieder verschobenen Bau es geplanten Stausees keimt erneut die Hoffnung auf, dass alles wieder gut wird. Balzano lässt hier sehr schön das kleine Pflänzchen Hoffnung aufblühen, bevor er die Bewohner von Graun erneut dem Leid aussetzt. Wie haben sie gekämpft, um doch noch ihr kleines Dorf zu erhalten- doch gegen Macht und Geldgier sind die Bauern machtlos.
Der Autor schildert mit ungeschönten Worten, wie hart man hier vorgeht, um den vermeintlichen Fortschritt voranzutreiben – falsche Versprechungen, Enteignungen und das Brechen des ungezähmten Willens der Bewohner sind an der Tagesordnung, nur um endlich ans Ziel zu kommen.
Der Glockenturm im See ist bis heute Mahnmal und Erinnerung zugleich – eine unglaublich berührende, emotionale Geschichte, grandios erzählt!

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Eine fiktive Lebensgeschichte, eng verknüpft mit den historischen und politischen Ereignissen in Südtirol, zeigt am Beispiel des Kirchturms vom Reschensee, wie brutal Geschichte sein kann.

Zuerst die Faschisten, dann die Nationalsozialisten und nach dem Krieg dann die Politiker – alle hatten in Südtirol nur ihre eigenen Interessen im Kopf, ohne Rücksicht auf Region, Tradition oder menschliche Schicksale.

Immer wieder droht den Einwohner von Graun die Überflutung ihres Dorfes zugunsten eines riesigen Staudamms und immer wieder begehren die Dorfbewohner dagegen auf. Jahrzehntelang geht es hin und her, bis im Dorf keiner mehr so recht daran glauben möchte, dass das Projekt irgendwann Realität werden könnte – bis auf Trina und ihren Mann Erich.

In einem Brief an ihre Tochter, die vor Jahren das Dorf verlassen hat, erzählt Trina, wie es der Familie seitdem ergangen ist: Die Unterdrückung durch die Faschisten, die Flucht vor den Nazis, der letztendlich verlorene Kampf gegen das Staudamm-Projekt und somit der Verlust der Heimat – alles in allem also ein überaus entbehrungsreiches Leben – und wofür?

Ein halbes Jahrhundert Südtiroler Geschichte, überaus beklemmend geschildert aus der sehr persönlichen, nüchternen und niemals klagenden Sicht einer Frau, die sich nie geschlagen gegeben hat.

Ein sehr ernstes Buch, das es wert ist, gelesen zu werden.

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Südtirol zur Zeit des italienischen Faschismus und des Zweiten Weltkriegs, ist ein histo-topografischer Bereich, mit dem ich mich noch nie zuvor beschäftigt habe. "Ich bleibe hier" von Marco Balzano hat diesen Umstand zum Glück geändert, denn die Geschichte zum berühmten Kirchturm im Reschensee mit den menschlichen Schicksalen dahinter, ist es mehr als wert, erzählt zu werden.
Die Ich-Erzählerin Trina erzählt ihrer Tochter Marcia die Geschichte ihres Lebens, dessen geografischer Mittelpunkt Graun im Vinschgau, Südtirol, war. Eines Lebens, das geprägt war von den politischen Interessen der Faschisten, der Nationalsozialisten und später der Politik der Nachkriegsjahre. Mussolinis Schergen wollten die Dörfer im Dreiländereck Italien-Österreich-Schweiz italianisieren und kappten den einheimischen Tirolern ihren Zugang zu Arbeit und freier Bildung. Mit der Machtergreifung der Nazis entzweiten die "Heim ins Reich"-Parolen und falschen Versprechen des NS-Regimes die Bevölkerung. Die Familie der Erzählerin Trina gehört zu den "Dableibern" - bis auf Tochter Marica, die nach Deutschland verschleppt wird. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem Kriegseintritt Italiens gibt es Pläne, im Gebiet von Graun und Reschen einen Staudamm zu bauen, dessen "Opfer" die Dörfer selbst werden - und natürlich ihre Bewohner. Doch dann müssen Trina und ihr Mann vor den Nazis fliehen und später dann ihr Haus verlassen zugunsten des Stausees.
Trotz des schwierigen, ernsten Themas, erzählt Marco Balzano die Geschichte mit einer bestechenden Leichtigkeit und einnehmenden Natürlichkeit. Die Wahl des Briefes als Erzählmedium und die Tatsache, dass es eine bestimmte Adressatin gibt, an die die Geschichte gerichtet ist - nämlich Trinas Tochter - verleiht dem Ganzen eine sehr persönliche Komponente. Niemals wirkt das Geschriebene artifiziell und immer wie eine wahrhaftige Lebensgeschichte einer Betroffenen. Das Leben in der deutschsprachigen Enklave, die von allen Seiten bedroht und eingeschüchtert wird, wird anschaulich dargestellt, die Atmosphäre im kleinen Südtiroler Bergdorf ist beklemmend. Vor allem die Flucht von Trina und Erich hat mich tief bedrückt und beeindruckt. Krieg ist einfach unglaublich schlimm für die betroffenen Menschen und das wird in "Ich bleibe hier" mehr als deutlich.
Lange hat mich kein Buch mehr derart emotional berührt und aufgewühlt. Eine absolute Leseempfehlung!

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Ein Buch, in dem einem die Tragik erneut bewusst wird wenn Leute ihre Heimat verlieren. Anhand der Geschichte eines Ehepaars wird dem Leser ein Stück historische Vergangenheit aus dem Südtirol nahe gebracht.

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Wer kennt diesen Anblick als Alpenüberquerer nicht... der Kirchturm im Reschenbergpass Stausee. Die Geschichte dazu verpackt Marco Balzano in eine spannende und bewegende Geschichte. Sowohl inhaltlich wie auch sprachlich ein Lesegenuss. Herzlichen Dank.

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"Ich bleibe hier" von Marco Balzano erzählt die Geschichte der beiden Dörfer Graun und Reschen in Südtirol in der Zeit mit Hauptaugenmerk auf das Leben von Trina Hauser.

Trina Hauser, die Leherin werden möchte und auch die Prüfung besteht. Nachdem sie diese bestanden hat, verändert sich die Welt um sie herum. Deutsch sprechen und Lehren wird verboten. Daraufhin unterrichtet sie die Kinder im Untergrund in den sogenannten Katakomben und es ergeben sich einige brenzlige Situationen. Ihre beste Freundin, ebenfalls Lehrerin wird nach ihrer Entdeckung verbannt.
Sie heiratet Erich, einen Bauern aus dem Dorf und bekommt mit ihm 2 Kiner, einen jungen und ein Mädchen. In dieser Zeit greift der Faschismus immer weiter um sich und die Bewohner werden aufgefordert ihr Dorf zu verlassen, damit ein Staudamm gebaut werden kann. Erich und Trina bleiben und setzen sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mittel gegen den Bau ein.

Ich bleibe hier zeigt nochmal die Auswirkungen des Faschismus auf einfrigliche Weise anhand des Lebens von Trina und dem Dorf und was davon übrig blieb.
Der Schreibstil von Marco Balzano war eindringlich, realistisch und erzeugte dadurch die Bedrückung und die Angst in dieser grausamen Zeit.
"Ich bleibe hier" ein Buch gegen das Vergessen, welches ich sehr gerne weiter empfehlen werde.

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Idyllisch und ruhig liegt das kleine Bergdorf Graun in den Bergen. Doch ruhig dürfen die Menschen hier nicht leben. Die Faschisten zwingen die deutschstämmigen Bauern italienisch zu sprechen und verbieten deutsche Schulklassen. Für die gerade erst als Lehrerin tätige Trina ein Unglück. Drohend hält sich das Gerücht, dass ein Stausee gebaut werden soll, der Land und Gut überfluten könnte. Durch den 2. Weltkrieg geht ein Bruch durch das kleine Dorf. Viele flüchten nach Deutschland, doch Trina trotzt den Kriegsgefahren und bleibt ihrer Heimat und Graun treu.

Viele sind schon am Reschenstausee vorbeigefahren. Haben den Kirchturm mitten im Wasser bestaunt, ein Foto gemacht und sind weitergefahren. Marco Balzano gibt diesem geheimnisvollen Ort in Südtirol ein Gesicht. Seine beeindruckende Recherche verleiht dieser Geschichte einen besonderen Reiz. In Graun haben sich unglaublich traurige und leidvolle Dinge zugetragen, die durch diesen bewegenden Roman lebendig werden.

Hauptfigur ist die Erzählerin Trina, die ihre Geschichte durch Briefe an ihre Tochter lebendig werden lässt. Glückliche Kindertage weichen schnell der Angst vor den Faschisten. Die kleine deutschstämmige Minderheit in den Bergen ist der italienischen Regierung ein Dorn im Auge. Man fühlt diese Bedrohung in jeder Zeile, Kinder und Lehrerinnen verstecken sich, um deutschsprachigen Unterricht abhalten zu können. Trotz des kargen Lebens gibt es aber auch eine Zufriedenheit, die man wohl nur fühlt, wenn man in den einsamen Bergen aufgewachsen ist. Der Nationalsozialismus zerreißt die Ruhe endgültig. Südtirol wird zum Spielball der Kriegsnationen. Ein Schicksalsschlag nach dem anderen ereilt Trina, die sich am Ende in die Winterkälte der weißen eisigen Gipfel flüchtet, um zu überleben.

Doch wer meint, der Krieg hätte schon genug Schaden angerichtet, der liegt falsch. Ein Energiekonzern nimmt sich dem lange brachliegenden Stauseeprojekt an, gepuscht von den Schweizern, rollen Maschinen und Arbeiterlawinen ins Tal. Zu spät wachen die Bergbauern aus ihrer Lethargie auf und jeder Versuch sich zu wehren, wird zunichtegemacht. Trina, als sprachbegabte Lehrerin, setzt unzählige Schreiben auf, kämpft weiter für ihren Heimatort.

"Ein so reiches, friedvolles Land wie das unsere für einen Staudamm zu opfern sei einfach unmenschlich. Einen Staudamm kann man anderswo bauen, .... eine einmal verwüstete Landschaft kann nie mehr auferstehen."

Mich hat dieser Roman sehr bewegt. Ich wandere gern durch Südtirol. Muss aber gestehen, dass ich mich nie intensiv mit der Geschichte auseinandergesetzt habe. Trina steht für viele Südtiroler, die Heim und Familie verloren haben. Deren Geschichte niemand mehr erzählt.

Geschichte wird hier beeindruckend zum Leben erweckt, regt zum Nachdenken und Recherchieren an.
Danke, für diesen wundervollen Roman.

#diogenesverlag #NetGalleyDE

Zum Weiterstöbern:
http://www.reschensee.it/index_htm_files/Geschichte-Alt-Graun-04-2015-1.pdf

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Nachdem ich das Buch angefangen hatte, konnte ich nicht mehr aufhören.
Eine sehr ergreifende Geschichte, basierend auf realen geschichtlichen Tatsachen.
Man tacht schnell ins Geschehen ein, man lebt mit den Personen.
Beschreibungen - sowohl der Personen als auch der Landschaft und des Geschehens - sind so realistisch, dass man den Eindruck hat, mittendrin zu sein.
Ich werde das Buch für meinen Buchladen bestellen und meinen KundInnen empfehlen.

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Im Zweiten Weltkrieg werden die Südtiroler zum Spielball der politischen Verhältnisse. Hitler und Mussolini treffen eine Abmachung und die Südtiroler sollen wählen, ob sie in ihrer Heimat bleiben oder auswandern ins „Deutsche Reich“. Viele Wandern aus, aber die junge Trina beschließt zu bleiben. Als ihr verboten wird, weiter als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Sie bleibt in ihrer Heimat. Doch später will ein Energiekonzerneinen Stausee errichten und ihr Dorf soll überflutet werden. Trina leistet Widerstand mit aller Kraft.
Dies war mein erstes Buch des Autors Marco Balzano und es hat mich sehr beeindruckt. Die Beschreibungen lassen Bilder entstehen, die auf mich authentisch, aber auch ziemlich düster wirken. Das Leben in Südtirol ist hart und der Krieg trägt auch noch seinen Teil dazu bei. Als das alles überstanden ist, kommt der nächste Schlag – die Zurückgebliebenen sollen weichen, da ihre Heimat überflutet werden soll.
Das was dort in Südtirol geschehen ist, ist real, wie der Kirchturm beweist, der aus dem Rechensee ragt. Trina allerdings ist eine fiktive Person.
Wer am Rande des Braunkohltagesbaus lebt wie ich, kann gut nachvollziehen, was es bedeutet, wenn einem die Heimat genommen wird. Trina ist tief mit ihrer Heimat verwurzelt. Sie ist eine mutige und starke Frau, die es ihr Leben lang nicht leicht hat und vieles ertragen muss. Doch trotzdem kämpft sie und hat doch keine Chance, denn was können die Menschen schon gegen die wirtschaftlichen Interessen eines großen Konzerns ausrichten. Auch die anderen Charaktere sind authentisch dargestellt.
Diese sehr emotionale Geschichte stimmt sehr nachdenklich und hallt noch lange nach. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen und ich kann ihn nur empfehlen.

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Dieser Roman behandelt gleich mehrere schwierige Kapitel in der neueren Geschichte Südtirols: Die Verdrängung der deutschen Sprache durch die Faschisten Mussolinis, die Option nach Nazi-Deutschland auszuwandern sowie die Zwangsräumung mehrerer Orte zu Gunsten des riesigen Stausees, dem Reschensee. Vielen von uns Lesern ist das beeindruckende Foto des aus dem Reschensee ragenden Kirchtums von Alt-Graun ein Begriff.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht der jungen Trina, die in der Zeit nach dem Großen Krieg, wie man den Ersten Weltkrieg damals nannte, Lehrerin in der kleinen Südtiroler Gemeinde Graun wird. Doch mit der Machtergreifung von Mussolini und seinen Faschisten, wird die deutsche Sprache verboten, die deutschen Namen und Bezeichnungen durch italienische ersetzt. Als immer mehr regimetreue Italiener aus allen Teilen Italiens im deutschsprachigen Südtirol angesiedelt werden, unterrichtet Trina in den sogenannten Katakombenschulen heimlich deutsch. Doch als ihre Freundin erwischt und deportiert wird, hält sie sich bedeckt.
Trina ist inzwischen mit Erich verheiratet, und Mutter eines Sohnes und einer Tochter Marcia.

Dann kommt das verlockend Angebot Nazi-Deutschlands, alle „Deutschen heim ins Reich zu holen“. Diese Option teilt das Dorf Graun in zwei Welten: die Dableiber und die Optanten, die in Deutschland das versprochene „Land, in dem Milch und Honig fließt, sehen.
Erich und Trina bleiben und werden wenig später zu Flüchtlingen, da Erich desertiert ist. Der Sohn ist ein begeisterter Anhänger Hitlers und Marcia, verschwindet ohne ein Wort des Abschieds mit ihrer Tante und dem Onkel nach Innsbruck.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges kehren einige der Optanten enttäuscht zurück. Nichts ist mehr so, wie zuvor. Die einzige Konstante ist die Bedrohung Grauns durch den Bau den Reschenstaudamms, der seit Jahrzehnten wie das Damolkesschwert über dem Tal schwebt.

Trina und einige ander Dorfbewohner leisten sowohl passiven als auch aktiven Widerstand gegen das Bauvorhaben. Doch alles vergebens. Der Staudamm wird im Namen des Fortschritts gebaut und die Orte Graun sowie Reschen den Fluten preisgegeben. Mahnendes Denkmal bleibt der Kirchturm von Graun, der aus dem Wasser ragt.

Meine Meinung:

Das Buch ist in drei große Kapitel geteilt.

„Die Jahre“
„Auf der Flucht“
„Das Wasser“

Durch die schnörkellose Sprache in der Autor Marco Balzano seine Trina erzählen lässt, ist der Leser mitten drinnen im Geschehen und kann die leidvolle Geschichte der Vinschgauer miterleben, die mehrmals alles verloren haben. Die Sprache, die Identität, ihr Einkommen und letzten Endes ihre Häuser und die Heimat. Manchmal hat mich schon die schiere Wut auf die Politik und Politiker gepackt, wie Menschen verachtend und rücksichtslos ihre Interessen durchgesetzt werden.

Inzwischen ist ja ein Miteinander eingekehrt. Es gibt deutsche und italienische Schulen, beide Sprachen sind als Amtssprachen zugelassen. Das ist ein großes Verdienst von Landeshauptmann Silvius Magnago (1914-2010), der nahezu 30 Jahre diesen Posten bekleidet hat und als Vater der Südtirol-Autonomie bezeichnet werden darf.

Fazit:

Ein berührendes und beeindruckendes Buch, das unbedingt gelesen werden sollte. Gerne gebe ich 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Ich bleibe hier, Roman von Marco Balzano, EBook 197 Seiten, erschienen im Diogenes Verlag.
Balzanos Geschichte ist eine Geschichte des Widerstands und der engen Verbundenheit mit der Heimat.
Trina ist eine junge Frau aus Graun im Vinschgau, sie will Lehrerin werden, doch Mussolini und die Italianisierung Südtirols kamen dazwischen, es durfte kein deutscher Unterricht mehr stattfinden so konnte Trina keine Anstellung als Lehrerin bekommen, alles bekam italienische Namen und die deutsche Sprache war verboten, die Faschisten verfolgten diese Vorschriften mit bitterer Härte. Trina heiratet und bekommt Kinder, doch als der 2. Weltkrieg beginnt, wird ihr Erich eingezogen, sie flieht mit ihm in die Berge, um seinem Dienst in der Wehrmacht zu entgehen. Eine Region in der Faschismus und Nationalsozialismus direkt aufeinanderfolgen. Als der Krieg vorbei ist, beginnt der Bau des Stausees, der immer wieder aufgeschoben wurde. Politisches und ökonomisches Interesse wird durchgesetzt, ohne dass die Bevölkerung etwas dagegen ausrichten kann. Viele gehen fort, aber Trina bleibt hier.
Das Buch ist mir in erster Linie, wegen des gut gewählten Coverbildes aufgefallen. Bei unseren Reisen nach Südtirol, sind wir schon oft am Reschensee vorbeigekommen, in dem der Kirchturm des überschwemmten Dorfes Graun aus dem Wasser ragt. In Zukunft werde ich diese Touristenattraktion mit anderen Augen betrachten. Am Anfang ist eine Karte eingezeichnet, die ich aber beim EBook nicht nutzen konnte. Der Plot ist in 3 Teile aufgeteilt: 1. Die Jahre, 2. Die Flucht, 3. Das Wasser. Innerhalb dieser Teile gliedert sich der Roman in diverse überschaubare Kapitel, die mit Kapitelzahlen versehen sind. Balzanos Landschaftsbeschreibungen ziehen den Leser hinein in diese Erzählung. Er bedient sich des Personalen Erzählstils aus Sicht der Protagonistin, Trina erzählt ihre Geschichte, die ihrer Angehörigen und die ihres Dorfes so, als schreibe sie Briefe, die an ihre Tochter gerichtet sind. Von der Charaktertiefe der Protagonistin und der anderen Figuren bin ich beeindruckt. Jeden einzelnen Charakter, ein Beispiel - die des Ingenieurs mit Hut, konnte ich mir bildhaft vorstellen. Mir hat sehr gut gefallen, wie der Autor seine Figuren in die Handlung integriert hat, so authentisch glaubhaft, dass man meint, genauso ist es auch passiert – lebendig und flüssig zu lesen.
An einem Tag habe ich das Buch gelesen, ich konnte den Reader kaum aus der Hand legen, in der Zwischenzeit hat mich das Gelesene nicht losgelassen. Auch nach der Lektüre wird mich das Buch noch eine Zeit lang beschäftigen, es hat mich auch zu weiteren Recherchen angeregt. Immer wieder haben mich einzelne Szenen oder Sachverhalte erschüttert, zu Tränen gerührt oder nachdenklich gemacht. Nie wieder werde ich am Reschensee vorbeikommen, ohne an das unsägliche Leid und die Ungerechtigkeit zu denken, das den Bewohnern von Reschen und Graun widerfahren ist. Den beschriebenen kleinen Friedhof oberhalb des Dorfes in den die Toten umgebettet wurden habe ich selbst schon besucht. Die Geschichte Südtirols fasziniert mich schon lange, dies ist ein wichtiger Abschnitt davon. Die heimlichen „Deutschschulen“ nach dem ersten Weltkrieg kannte ich von den Erzählungen unseres „Gastgeber-Uropas“. Ein wahrlich schmerzliches Kapitel in der Geschichte Italiens. Der Roman erzählt über den jahrhundertelangen Kampf der Bergbewohner um ihre Heimat und über ihr hartes Leben. Die Geschichte der Bewohner Südtirols und besonders der Orte Graun und Reschen, wird in diesem wunderbaren Buch anschaulich und nachvollziehbar anhand der Lebensgeschichte Trinas erzählt. Berührend und nachdenklich machend. Eine absolute Lese- und Kaufempfehlung, von mir 5 wohlverdiente Sterne.

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Der Kirchturm im See

Viele Häuser sind unter dem Wasser begraben. Was würden sie uns wohl erzählen? Über ein hartes Leben in Zeiten von Mussolini? Anschliessend über den Nationalsozialismus und dann über das Sterben als das Wasser kam?

In diesem Buch spielen Trina und Erich die Hauptrollen, eine Lehrerin und deren Mann, der Bauer war. Wir erfahren wie sie um ihr Leben, ihr Land, ihre Freiheit und noch um vieles mehr gekämpft haben. Ein Kampf,
den sie verloren haben.

Meine Meinung:

Unspektakulär und in leisen Tönen erzählt der Autor dem Leser die Geschichte über die Einwohner und das Dorf mit dem Kirchturm im See. Sehr anschaulich und genau werden die Personen sowie die Handlungen dargestellt. Wir lernen Trina kennen und leiden und kämpfen mit ihr, bis am Schluss eine Leere und Hoffnungslosigkeit bleibt.

Es ist ein Buch, das ich jedem Leser empfehlen kann. Es ist ein Buch das wirkt und eher still rüber kommt. Es ist aber auch ein Buch, das zwar spannend war, ich aber auch wieder gut zur Seite legen konnte.

Das Cover ist durch den Kirchturm im See ein Hingucker, weil der Kirchturm ein Sujet ist, das bekannt ist. Gefällt mir sehr gut.

4 Sterne und eine Kaufempfehlung für alle Leser, die nicht Mord und Totschlag, Brutalität und Blutgemetzel benötigen.

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Der Kirchturm im Reschensee inspirierte den Mailänder Autor und Gewinner des italienischen Literaturpreis Premio Campiello , Marco Balzano für seinen neuen Roman.

Trine, die Protagonistin des Buches, lernt schnell die ungeliebte Sprache und hofft wieder auf einen Einsatz als Lehrerin. Doch sie hofft vergeblich und immer eindringlicher werden die Gerüchte, man wolle das Tal fluten, um Strom erzeugen zu können. Während sich viele Dorfbewohner auf den gewohnten Müssiggang im fernen Rom verlassen, beginnt ihr Ehemann immer mehr zu rebellieren gegen die Großbaustelle mit ihren uneinschätzbaren Auswirkungen. Schließlich eskaliert die politische Lage mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und die Wirren und politische Zerrissenheit erreicht auch die malerischen Bergtäler Südtirols. Trine und ihr Mann müssen ihr Haus verlassen und flüchten in den Kriegswirren in die Berge. Auf dem Weg in die sichere Schweiz geraten sie in größte Not.
<p>Geschickt baut Marco Balzano den spannenden Handlungsbogen auf, sodass man das Buch fast nicht mehr aus der Hand legen kann. Das Buch ist flüssig geschrieben und die knapp 300 Seiten sind kurzweilig zu lesen.

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Geraubte Heimat

Ich muss gestehen, auch ich war bisher einer der Touristen, die den Reschensee mit seinem halb versunkenen Kirchturm fotografierten und anschließend Urlaub im wunderschönen Südtirol gemacht haben. Zwar war mir die Geschichte des Orts im Großen und Ganzen bekannt, die wahre Geschichte aber über ein fiktives Schicksal vermittelt zu bekommen, geht doch deutlich unter die Haut.
Erzählt wird aus der Perspektive Trinas, die Lehrerin werden möchte und ein ruhiges und beschauliches Leben mit wenig Abwechslung in Graun verbringt. Doch mit der Machtergreifung Mussolinis wird die Lebenssituation der deutschsprachigen Südtiroler komplett umgekrempelt. Die deutsche Sprache wird verboten, Namen werden italianisiert, nur italienisch sprechende Lehrer an den Schulen zugelassen, die die Schüler nicht verstehen.
Trina, die sich zum Unterrichten berufen fühlt, lernt die fremde Sprache, in der Hoffnung, doch noch eine Stelle zu bekommen. Doch diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Stattdessen unterrichtet sie in den Kriegsjahren heimlich in einer sogenannten Katakombenschule Deutsch, was für sie, aber auch für ihre Schüler ein großes Risiko darstellt.
Mit ihrem Mann Erich, der nie aus Graun fort will, bekommt sie eine Tochter und einen Sohn. Die Tochter verlässt später ohne Abschied die Familie, worunter Trina ihr Leben lang leidet.
Erzählt wird auch die leidvolle und entbehrungsreiche Zeit, in der Erich als Deserteur heimkehrt und die beiden in die Berge fliehen, um nicht verhaftet und getötet zu werden.
Eine sehr wichtige Rolle spielt immer der Staudamm, der über Jahrzehnte hinweg geplant, verworfen, letzten Endes aber doch gebaut wird. Das ganze Tal wird geflutet, die Dörfer Graun und Reschen verschwinden und die Menschen werden für immer ihrer Heimat beraubt.
Trina erzählt ihr Schicksal in einer nüchternen, schnörkellosen Sprache, was das unsagbare Leid und die Ungerechtigkeit, die den Bewohnern der Region zugefügt wurden, aber auch ihr persönliches Leid, fast dokumentarisch wirken lässt und einen dennoch tief berührt.
Für mich ist ,,Ich bleibe hier" ein sehr trauriges, aber starkes Buch, das man unbedingt lesen sollte.

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Ein kleines Dorf in Südtirol. Drei Freundinnen planen nach abgeschlossenen Ausbildung gemeinsam eine Zukunft als Lehrerin aufzubauen. Als dann die Faschisten an die Macht kommen, wird alles anders. Trine und ihre Freundinnen sind deutschstämmig und ihnen wird so gut wie alles genommen, auch ihre Sprache.
Es werden Umsiedelungen geplant, Familien auseinandergerissen und es regt sich der Widerstand. Als dann auch noch das heimische Dorf droht, im Rahmen der Industrialisierung überflutet zu werden, ist nichts mehr so wie es war.
Ein äußerst stimmungsvolles Buch, das einem die damalige Zeit eindringlich näherbringt, eine klare Leseempfehlung.

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Balzanos "Ich bleibe hier" spielt im Südtirol der 30er und 40er Jahre. Die deutschsprachige Kultur der Region wird unterdrückt, kann nur im Verborgenen gelebt werden. Seit Menasses "Eva schläft" ist dieser Konflikt nicht mehr so gut im Roman illustriert worden.

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Der #diogenesverlag ist bekannt für seine stimmigen Cover. Auch bei diesem Buch mit dem Titel „Ich bleibe hier“, trifft die Aussage zu. Schon auf den ersten Blick erkennt der Leser, welches Thema ihn erwartet. Der Kirchturm, welcher aus dem Wasser ragt, ist mehr als ein Symbol. Er zeugt vom Untergang eines Ortes, welcher mit Sicherheit nicht ohne Tränen erfolgte.

„Ich bleibe hier“ ist in der Ich-Form geschrieben. Trina, eine junge Lehrerin, berichtet vom Leben zwischen den „Fronten“. Im kleinen Dorf am Reschenpass haben die Einwohner unter dem Faschismus zu leiden. Sie sind Deutsche, werden aber als solche nicht anerkannt. Trina darf nicht in deutscher Sprache unterrichten und immer wieder wird ihr und ihrem Mann nahegelegt, dass sie nach Deutschland auswandern sollen. Einige ihrer Nachbarn ziehen auch weg, aber Trina will bleiben, wo sie geboren wurde. Und nicht nur die Italiener sorgen für Kopfzerbrechen. Auch die Leitung eines großen Konzerns machen den Menschen das Leben schwer.

Und wieder mal las ich ein historisches Buch, bei dem ich einiges über die Vergangenheit lernte. Was am Anfang des letzten Jahrhunderts in Südtirol los war, das wusste ich nicht. Dabei besuchte ich die Orte Meran und Bozen bereits vor über 50 Jahren. „Ich bleibe hier“ zeigt deutlich, wie unterschiedlich Menschen mit brenzligen Situationen umgehen. Auch die Tatsache, wie die Politik täuscht und enttäuscht aber auch welche Macht Demagogen hatten, kommt zum Ausdruck. Und beim Lesen zog ich immer wieder Parallelen zur heutigen Zeit. Eigentlich änderte sich nicht viel. Konzerne beeinflussen die Menschen und werden immer reicher. Aufklärung ist Mangelware, einzig Demonstrationen und Demonstranten werden immer mehr.

Das Buch empfehle ich, da es angenehm zu lesen ist und Ereignisse schildert, die tatsächlich passiert sind. Zwei Faschisten, die viel Leid über ihre Anhänger brachten, gehören zu den Hauptfiguren der Geschichte. Nein, sie agieren nicht direkt. Nur das Ausmaß ihrer Macht und die Wirkung ihres Einflusses, nahm mich als Leser gefangen. #NetGalleyDE

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Viele Jahre fuhren wir über den Reschenpass ins Vinschgau in den Urlaub und der Kirchturm des versunkenen Ortes Reschen war immer ein Hingucker. Und nun dieses Buch um den Bau dieser Staumauer, die dazu führt, dass 2 Orte im Reschensee verschwinden. Graun, einer der Orte, ist der Lebensmittelpunkt von Trina und ihrer Familie im 20. Jahrhundert. Ihr Leben ist nicht leicht, ihnen wird sogar durch Mussolini verboten, deutsch zu sprechen. Als Lehrerin unterrichtet sie die Kinder heimlich. Erschwert wird diese Zeit auch durch den Kampf um ihr Dorf, dass geflutet werden soll.
Dieser Roman ist in der Ich-Form geschrieben. Einfach, so wie die Leute im Roman, ist die Sprache. Passend!
Das Schicksal von Trina, Erich und den anderen beeindruckt, das Buch lässt den Ort Graun wieder auferstehen.Sehr schön. Den Kirchturm im Reschensee werde ich jetzt mit anderen Augen sehen.

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Ein leicht lesbares Buch zu einem schwierigen und auch beklemmenden Thema; Wie können ein Dorf und seine Menschen, gebeutelt durch Faschismus und Nationalsozialismus, sich gegen Machtausübung, Berechnung und Profitdenken wehren? Allen Widrigkeiten zum Trotz und oft voller Verzweiflung bleibt die Protagonistin in ihrem Heimatdorf, um Zeugnis abzulegen von den Geschehnissen und die Erinnerung hochzuhalten.

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Die Lebensgeschichte von Trina, die sich selbst mit einer Schildkröte vergleicht und die lernt, dass Vorwärtsgehen die einzige Richtung ist, die erlaubt ist. Mit jedem Kapitel zieht die Geschichte den Leser mehr in seinen Bann. Natürlich kennt man als Südtirol Urlauber den Turm im See. Jetzt erfährt man die Hintergründe und welche vielschichtigen Folgen das für die Enteigneten hatte. Ein Buch, das ich gerne empfehlen werde.

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Seine Leser erwartet bei diesem Buch ein wenig beleuchtetes Kapitel aus einem alpenländischen Dreiländer-Eck, mitten in Europa. Die Wechselfälle der Geschichte und der Politik treffen die Bewohner dieser abgelegenen Gegend hart und wirken bis in die Gegenwart fort. Gut recherchiert und zu einem berührenden, nicht leicht zu vergessenden, Roman gemacht.

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Südtirol ein Spielball der Geschichte. Was hat Südtirol nicht schon alles erlebt, die Abtrennung von Österreich, Mussolini, die tiefe Spaltung durch die Option von Hitler-Deutschland nach Deutschland oder Österreich auszuwandern, der Krieg und dann später noch die Autonomiebewegung, die den dezeitgen Status von Südtirol mit ermöglicht hat. Mittendrin die Geschichte von Graun und Trina. Sie erlebt die Entmündigung Süditrols, verliert ihre Tochter an die Optanden, flieht mit ihrem Mann in die Berge und kehrt zurück, um einen neuen Kampf zu kämpfen, gegen die Überflutung ihres Tals.
Das alles ist in einer kargen Sprache, die vielen Bücher über Südtirol eigen ist, vielleicht hier auch der Übersetzung aus dem Italienischem geschuldet. Aber die Unaufgeregtheit passt und zermürbt doch.
Vielleicht werden mehr Menschen kurz innehalten wenn sie die Kirche aus dem See ragen sehen. Symbol einer Vertreibung.

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Es wird unmöglich sein, diesen Roman nicht zu mögen.
Die Orte Graun und Reschen in Südtirol haben eine wechselvolle Geschichte. Sie waren nicht immer schon touristisch erschlossen wie heute, sondern ursprünglich fruchtbares Bauernland, Land in dem feste Traditionen und Gebräuche sich jahrhundertelange gehalten hatten und die ansässigen Menschen sich seit Generationen und Generationen kannten und mit viel Mühe und einer gewissen Bescheidenheit dem Land ihren Unterhalt abrangen. Man hatte nicht viel, nur, was man brauchte, aber man hatte, was man brauchte.

Doch dann wird ein Staudamm gebaut und alles, was den Menschen lieb und teuer war, ist überschwemmt. Davon handelt der Roman, den Marco Balzano sehr sorgfältig komponiert hat und für den er auch akribisch recherchiert hat. Noch heute sieht man den Kirchturm des Dorfkirchleins aus dem Wasser ragen!

Der geschichtliche Hintergrund: Als Mussolini an die Macht kommt und der Faschismus seinen Herrschaftszug durch Italien antritt, wird Südtirol von den Italienern in Anspruch und Beschlag genommen. Die beiden Sprachen, deutsch und italienisch, beide auf ihre Weise wunderschön, sind plötzlich zu Waffen geworden. Der deutschen Bevölkerung wird untersagt, ihre Sprache zu benutzen, öffentliche Bekanntmachungen werden nur noch in italienisch verlautbart und damit am deutschen Bevölkerungsteil vorbei und es ist verboten, auf deutsch zu unterrichten.

Doch drei Bauernmädchen hatten einst Größeres im Sinn, studierten auf Lehramt und waren gerade mit ihrer Ausbildung fertig geworden als die Historie sie aus dem Sattel wirft. Sie bekommen keine Anstellung. Was tun? Jedes der Mädchen entscheidet sich anders. Trina, inzwischen mit Erich, einem der Landwirtschaft und der Viehzucht verschriebenen Bauern verheiratet, entscheidet sich dafür, in den Untergrund zu gehen.

Fast gleichzeitig zur Verschärfung der politischen und gesellschaftlichen Lage in Südtirol, verursacht durch die Weltpolitik, bedroht das ehrgeizige Projekt des Staudammbaus die Existenz der beiden Orte. Schon oft hat die italienische Regierung dazu angesetzt, es zu verwirklichen, aber nie ist es zur Ausführung gelangt. Deshalb wiegt man sich auch diesmal in Sicherheit als eine Armada von Arbeitern anrückt. Doch diese Sicherheit ist trügerisch.

Balzano ist es gelungen auf recht wenigen Seiten sogar, einen intensiven historisch-fiktiven Roman hinzusetzen, der auf allen Ebenen mitnimmt und auf jeder Ebene stimmt, sowohl auf der individuellen, der sprachlichen wie der historischen.

Die Lehrerin Trina ist Erzählerin und Trägerin einer Familientragödie. Alles Geschehen wird stets vor dem sehr begrenzten lokalen Hintergrund geschildert. Wir als Leser bleiben bei Trina und ihrem Leben und gleichzeitig erleben wir Mussolini, Hitler und die Nachkriegszeit. Liebe, Schicksal, Trauer, Widerstand, Fatalismus. Mehr geht eigentlich nicht.

Fazit: Was Balzano mit seinem kleinen Romanlein liefert ist wieder einmal das ganz große Kino. Hoffentlich wird das Buch schnell verfilmt.

Kategorie: Historischer Roman
Verlag: Diogenes, 2020

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Inhaltlich geht es um die jugendliche Trina, die mit ihren Eltern auf einem Hof im Vinschgau in Südtirol lebt. Wir begleiten Sie, wie sie sich in den Schäfer Erich verliebt, mit ihm dann auch eine Ehe eingeht, zusammenzieht und eine Familie gründet. Trina studiert mit ihren zwei besten Freundinnen Lehramt auf Deutsch und ist motiviert, nach dem Studium als Lehrerin zu arbeiten. Als die Faschisten an die Macht kommen, muss sie italienisch lernen und auch das Unterrichten wird ihr nicht gestattet. Manche Nachbarn wandern aus, um vor den Faschisten zu fliehen, doch Trina bleibt. Da sie keinen Job findet, unterrichtet sie heimlich Kinder auf deutsch. Neben der Regierung der Faschisten gibt es für Trina und Erich noch eine weitere Bedrohung, denn der Reschensee soll zu einem Staudamm ausgebaut werden, was die teilweise Flutung des Dorfes bedeuten würde. Trina hat kein leichtes Leben, denn Erich ist zeitweise im Krieg, sodass sie ihr Leben und den Hof alleine meistern muss. Als Erich zurück kommt, ist er nicht mehr der Alte. Die Machtergreifung der Nazis spitzt die Situation der Familien in Südtirol weiter zu. Erich will auf keinen Fall nochmal in den Krieg und so beschließen sie, in die Berge zu flüchten und zu desertieren. Die Flucht ist, nicht zuletzt wegen des Winters, sehr hart und verlangt den beiden alles ab. Doch auch nach Kriegsende ist nicht alles gut, denn der Bau des Staudamms wird tatsächlich umgesetzt, und die Lebensgrundlage von Trina und Erich bricht weg, und sie stehen vor einem belastenden Neuanfang.


Für mich war die Geschichte um Trina und Erich von der ersten Seite an spannend. Ich kannte die politische Vergangenheit Italiens und auch die Geschichte des Staudamms, sodass die Einzelschicksale der Familien für mich sehr ergreifend. Zu lesen, wie einfach und anders als heute das Leben damals war, ist mir sehr nahe gegangen und mir ist mal wieder richtig bewusst geworden, wie privilegiert wir heutzutage leben. Die einfachen Lebensumstände, das Rollenbild von Männern- und Frauen, aber auch die politische und wirtschaftliche Lage waren einige Themen, die mich immer wieder nachdenklich gestimmt und tief ergriffen haben. Während der Zeit des Krieges wird anschaulich dargestellt, wie sich Ansichten und Moral in diesen schlimmen Zeiten verändert haben und was das mit den Menschen machte.


Die Charaktere hat Bolzano sehr authentisch und vielschichtig erschaffen, was mich sehr beeindruckt hat. Da die Geschichte aus Trinas Sicht geschrieben ist, konnte ich mich vollkommen in sie hineinversetzen und war an einigen Stellen entsetzt, öfter noch zu Tränen gerührt. Der Schreibstil ist so tiefgründig und mitreißend, dass ich mir die geschilderten Ereignisse sehr gut vorstellen konnte und das Buch nur zum Nachdenken aus der Hand gelegt habe.


Mittlerweile ist es über einen Monat her, dass ich das Buch beendet habe und ich habe seitdem immer wieder über das gelesene nachgedacht und (wenn Reisen wieder möglich sind) einen Urlaub in Südtirol geplant, um mir nochmal diese besondere Gegend anzuschauen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für dieses beeindruckende, ergreifende Buch, dass definitiv eines meiner Lesehighlights im Jahr 2020 ist.

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Ich bleibe hier erzählt die Geschichte einer Südtiroler Familie vom 1. Weltkrieg bis zum Beginn der Fünfzigerjahre. Südtirol wurde nach dem Ende des österreichischen Kaiserreichs Teil Italiens. Dabei wurde alles italienisiert: die Orte bekamen italienische Namen, Deutsch wurde verboten und Italiener aus dem Süden des Landes wurden in die Bergregion umgesiedelt. Im Dorf Graun versuchen Trina und ihr Mann Erich Widerstand gegen Mussolini und später gegen Hitler zu leisten. Schließlich soll sogar ein Staudamm gebaut werden, in dessen Fluten das Dorf versinken wird.

Die Geschichte lässt sich schnell und gut lesen und Trina und Erich sind sehr sympathische Charaktere. Allerdings ging mir vieles zu schnell und wurde nicht ausführlich genug erklärt und beschrieben. Der ganze Roman hat weniger als 200 Seiten, umfasst aber eine Zeitspanne von über 30 Jahren. Dass dabei vieles nur knapp beschrieben werden kann, ist klar. Ich fand auch den Teil mit der verlorenen Tochter nicht ganz gelungen. Einerseits schreibt Trina den Bericht an ihre Tochter, andererseits vernichtet sie alles, was sie noch für ihr hat und verdrängt sie ganz aus ihrem Leben. Dieses Verhalten finde ich ein wenig unschlüssig. Ich hätte mir insgesamt mehr von diesem Buch erwartet. Es ist aber gut geschrieben, sodass ich es dennoch empfehlen würde.

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Für alle, die sich für Südtirol interessieren und gut unterhalten werden möchten.Spielerisch lernt man, warum Südtirol zu Italien gehört, aber eigentlich die Österreicher dort immer noch zu Hause sind....Empfehlenswert!

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Ein tolles Buch.
Marco Bolzano beschreibt hier die Überflutung eines Dorfes in Südtirol in den Jahren 1939 - 1943..Trine lebt mit ihrer Familie in diesem kleinen Dorf .Ihrer und auch der Wunsch ihrer engen Freundinnen ist es Lehrerin zu werden.Sie geben alles dafür.Als die Abschlussprüfungen geschafft sind, das Diplom in der Tasche, erlaubt es die neue politische Situation nicht, dass sie unterrichten dürfen.Hier regiert nun in italienischer Macht der Faschismus.Und hier beginnt nun der Widerstand.Sie unterrichtet heimlich.
des Weiteren plant die Regierung einen Staudamm zu bauenden Bewohnern der alten Häuser ,die nun im Weg sind, wird entweder eine Abfindung angeboten oder ein Fertighaus zu beziehen, welches ausserhalb der Baustelle in einer neu angesiedelten Häuseranordnung liegt.
Die Geschichte erzählt sich in grösstenteils Briefform.Trine erzählt ihrer Tochter, die nicht bei ihr aufwuchs, was sich zugetragen hat und was sie fühlte....
Sehr schön geschrieben.,Geschichte der damaligen Zeit wird nochmal vergegenwärtigt.Flüssiger Schreibstil.

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Wer macht sich schon groß Gedanken darüber, wenn er den aus dem Reschensee rausragenden Kirchturm sieht, welch traurige Geschichte dahinter steckt? Autor Marco Balzano widmet sich in dem Buch der sehr bewegenden Geschichte des Dorfes Graun in Südtirol. Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt und es wird abschnittsweise, anhand von Protagonistin Trina erzählt, die ihrer Tochter ihre Lebensgeschichte schildert. Es war sehr berührend und unglaublich, was diese Gegend alles durchmachen musste. Die Bergidylle wird jäh gestört, als der Krieg ausbrach. Die Faschisten machen den Bewohnern das Leben schwer, die Deutschen wollen sie nach Deutschland holen. Wer bleibt, wird diskriminiert. Sehr emotional beschreibt Trina, wie sie gemeinsam mit ihrem Mann Erich gegen diese Diskriminierungen ankämpfen und in die Berge flüchten. Alle sind glücklich, dass das Staudammprojekt nun auf Eis liegt. Doch nach dem Krieg wird dieses Projekt wieder vorangetrieben, auf Kosten der Menschen, der Tiere und der Natur. Mir hat der Einblick in die geschichtlichen Details der Gegend sehr gut gefallen. Der Autor schreibt zwar etwas sachlich, aber die Geschichte bietet auch nicht sonderlich viel erfreuliches. Das Buch ist sehr berührend und hat mir gut gefallen.

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Ein Lesehighlight

Der Autor Marco Balzano widmet sich in seinem neuen Roman um ein grauenhaftes Stück der jüngeren Geschichte Südtirols. Viele Touristen im Vinschgau bestaunen den halb versunkenen Kirchturm im Reschensee ohne sich großartig darüber Gedanken zu machen, wie viel Leid dahintersteckt. Marco Balzano zeigt hier mit seiner Geschichte rund um das Dorf Graun auf, welche Verbrechen hier Faschismus, Nationalsozialismus und ein rücksichtsloser Kraftwerksbau begangen haben. Begleitet wird diese Erzählung von den fiktiven Charakteren Trina und Erich.

Trina und ihre Freundinnen Maja und Barbara erfüllen sich den Traum, als Lehrerin zu arbeiten – zumindest solange bis die Faschisten verbieten, Deutsch zu unterrichten und überall die Spione des Duce für Unheil sorgen. Trina gründet mit Erich eine Familie und versucht sich den Gegebenheiten anzupassen, zu sehr ist sie mit der Region verwurzelt als dass irgendein anderen Leben für sie infrage kommen würde. Auch als dann die Nazis beginnen ihr Unwesen zu treiben, die Südtiroler Familien zum Auswandern „überredet“ werden, beschließen Trina und Erich im Dorf zu bleiben und den Versprechen des Regimes nicht zu folgen. Als Erich zum Militärdienst müsste, beschließen die beiden, sich in den Bergen zu verstecken um diesem Krieg zu entkommen. Nur mit Mühe können sie dort überleben und müssen viel Leid ertragen.

Ebenso versuchen Trina und Erich gegen das von langer Hand geplante Kraftwerksprojekt anzugehen, kämpfen auf verlorenem Poste – wie sie letztendlich erkennen müssen.

Der Autor gibt Trina die Stimme der Bevölkerung, die um ihr Zuhause, ihre Kinder, ihren Beruf kämpft. Sie erzählt oft sehr poetisch ihre persönliche Geschichte, die sie auch einem Notizbuch anvertraut, um für ihre verloren gegangene Tochter den Lauf des Lebens festhalten zu können.

Wer den Stil Balzansos kennt, weiß wie authentisch die Charaktere gezeichnet werden mit welcher Sprachgewalt er den Leser in die Geschichte zieht und wie diese noch lange nachhallt.
Für mich ein Lesehighlight, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe!

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Die Geschichte des Reschensees und der Gemeinde Graun war mir als langjährige Urlauberin in dieser Region bekannt, jedoch nimmt man in dieser Alpenidylle die Konflikte der damaligen Zeit nicht wahr.
Anhand des harten und kargen Lebens der Protagonistin Trina werden die historischen Ereignisse erzählt. Gedemütigt und ausgebremst von den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen der Zeit, dem Faschismus und dem 2. Weltkrieg, bezieht Trina ihre Kraft aus dem ständigen Streben nach einem selbstbestimmten Leben. Beim Leser entsteht der Eindruck von Bitterkeit, die nur zu gut nachvollziehbar ist und die dem Glauben an das Gute im Menschen bzw. der Gesellschaft tiefe Risse verleiht. Bolzano entlässt den Leser in eine Nachdenklichkeit über die Frage nach dem Sinn einer aufrechter Haltung in einer apathischen Gesellschaft einerseits sowie über die Fähigkeit zur Transformation, die einen die eigenen Zweifel überleben lässt, andererseits. Fazit: Ein Lehrstück über die Gesellschaft, das seine Wirkung weit über den Ort des Geschehens hinaus entfaltet!

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Das Buchcover sieht aus wie eine kunstvolle Fotomontage, ist aber tatsächlich Realität. Der Turm der Kirche von Alt-Graun in Südtirol ragt aus dem Reschensee als morbide Kuriosität, Touristenattraktion und als Mahnmal. Wie es dazu kam erzählt dieses Buch sehr anrührend, das und noch sehr viel mehr.
Hier geht es um Südtirol, das nach dem Ersten Weltkrieg zwar von Mussolinis Italienern annektiert wurde, das dadurch aber noch längst nicht italienisch war.
Im verschlafenen Graun ignoriert man die Italiener nach Kräften und hofft auf Hilfe aus Deutschland oder Österreich. Diese Nationalsozialisten könnten das Zeug haben, die Faschisten aus dem Land zu treiben, ist die allgemeine Meinung.
Erich und Trina sind beide in Graun aufgewachsen, sehen aber eher besorgt den Entwicklungen entgegen. Auch die Gerüchte um den Staudamm, der in ihrer Gegend errichtet werden soll, gefallen ihnen nicht.
In einem langen Brief an ihre Tochter erzählt Trina von all diesen Ereignissen. Es ist eine Art melancholische Lebensbeichte, die schonungslos und anrührend ihre Lebensgeschichte erzählt und gleichzeitig den Untergang eines Tiroler Bergdorfes, das dem Fortschritt im Weg stand.
Mit Erich und Trina lernt man was es damals hieß, unter Faschisten in Tirol zu leben. Die Sonderstellung der Tiroler in diesem Gefüge war mir bislang nicht klar. Man durchleidet auch den Zweiten Weltkrieg aus einer ganz ungewohnten Perspektive.
Dieses Buch hat von allem ein bisschen, plastische Historie, viel Lokalkolorit, lebendige Figuren, Liebe und Leid, und präsentiert es anrührend in wunderbarer Sprache.
Dies ist ein kleines Buch mit ganz viel Inhalt. Es könnte zu meinen Jahreshighlights gehören.

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Ein ungewöhnlich karges Buch, kein Wort zuviel - und doch wird alles gesagt. Trina, die Hauptfigur, schreibt tagebuchähnlich an ihre Tochter, die gegangen ist, die nicht bleiben konnte.
Vordergründig erzählt sie die Geschichte ihres Lebens, ihrer Familie in Südtirol, erzählt von den Schwierigkeiten, der Unmöglichkeit als Lehrerin arbeiten zu können zur Zeit des Faschismus, als Südtirol Spielball zwischen Deutschland und Italien war, vom Erleben, als dem Bau eines Staudammes Dörfer geopfert wurden und von der Entscheidung zwischen Gehen und Bleiben.
Und eigentlich ist der Roman ein Nachdenken über Machtmissbrauch, Willkür, darüber, wie Heimat ein Leben bestimmt und vor allem ein Nachdenken über die Macht der Sprache und Worte.
Karg, melancholisch und unbedingt lesenswert!

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Ein ergreifender Roman, der die Extreme Südtirols widerspiegelt. Während des zweiten Weltkriegs ist eine kleine Dorfgemeinde erst den italienischen Faschisten, dann den deutschen Nazis ausgesetzt. Und schließlich bedrohen wirtschaftliche Aspekte der benachbarten Länder Deutschland, Italien und der Schweiz die Natur und den Bestand dieser Alpengemeinde. Es geht um Heimat, Kampf, Verlust und Aufopferung.

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Ich nutze Netgalley für einen ersten Lesedruck, dann, im besten Fall, das Buch ganz zu lesen und anschließend zu besprechen!
Nicht immer beeindrucken mich die Bücher positiv.
Dann nehme ich von einer Beurteilung Abstand.
Mein Credo ist eben #liesdichglücklich.
Ein grundsätzliches Dankeschön an den Verlag und Netgalley!

Alle positiven Besprechungen finden sich als Buchempfehlung
bei Instagram #fraumitzopf

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An sich spricht das Cover schon für sich: Es geht um Reschen bzw. Graun, ein Dorf in Südtirol, und wir befinden uns im 2. Weltkrieg, genauer gesagt in der Zeit zwischen 1939 und 1943. Die Bewohner von Reschen haben die Wahl, ob sie nach Deutschland umsiedeln oder in Italien bleiben – mit allen daraus erwachsenden Konsequenzen. Eine der Einwohnerinnen ist Trina: Sie ist Lehrerin und wild entschlossen, zu bleiben. Eines Tages verbieten ihr die Faschisten, zu unterrichten, und wecken damit ihren Widerstandsgeist. Trina unterrichtet „im Untergrund“. Doch damit nicht genug, denn dann kommt auch noch ein Energiekonzern und will das Dorf fluten, um einen Stausee anzulegen. Trina kämpft mit Leib und Seele, doch das Ergebnis ist bekannt …
Mit „Ich bleibe hier“ schafft Marco Balzano neben einer starken Protagonistin eine beachtliche Geschichte, wie es damals in Reschen zugegangen sein könnte, aber auch, wie Menschen sich heute, selbstverständlich anders nuanciert, fühlen dürften, wenn sie in einem Dorf wohnen, das dem Kohleabbau, dem Bau von Stauseen oder anderen Interessen im Wege steht. Balzano erzählt bedacht und unaufgeregt vom Geschehen und dem Leben der Reschener: einem besonderen Leben, das geprägt ist davon, dass man zwischen der faschistischen Regierung im Norden und der im Süden aufgerieben wird, einem Leben, das schlicht keine Rolle spielt im großen Plan höherer Interessen, einem Leben, das dazu bestimmt ist, zu scheitern. Der unaufgeregte Tonfall Balzanos macht die eigentlich unerträgliche Geschichte noch erträglich, wobei das nicht heißt, dass sie nicht erzählenswert ist. Allerdings fehlte mir durch die nüchterne, teils rauhe Sprache etwas, um es als literarisches Schwergewicht einzustufen (daher auf 4 aufgerundete 3,5 Sterne). Man könnte nur deprimiert aus der Lektüre herausgehen, weil letztlich eine der Lektionen, die die Reschener lernen müssen, ist, dass ihr Kampf sich nicht lohnte. Um einen Einblick in diese sehr besondere Situation zu bekommen, ist das Buch jedoch ein Gewinn.

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Marco Balzano greift ein Stück mitteleuropäischer Geschichte auf, die Zeit zwischen 1939 und 1943, dominiert von zwei Themen, die den Roman prägen. Die ‚große Option‘ ist das gedankliche Kernmotiv; die Entscheidung zu treffen, in der Heimat zu bleiben und die nationale Identität zu verlieren, oder alles zurück zu lassen und sich in Deutschland eine neue Existenz aufzubauen und die alten Traditionen zu pflegen. Die zweite Herausforderung für die Vinschgauer ist der bevorstehende Bau eines Stausees, der die Dörfer überfluten wird. Trinas Familie steht stellvertretend für viele Familien, die während dieser Zeit geblieben sind und Widerstand gegen das ehrgeizige Projekt des Energiekonzerns Montecatinis Widerstand geleistet haben.

Beide Handlungsstränge sind in der Sprache der einfachen Vinschgauer Bevölkerung formuliert, gefühlsmäßig feinziseliert, fast poetisch. Der Stolz der Grauner Bewohner auf ihre Traditionen, ihre Sprache und ihre Kultur, damit verbunden der Wille dies zu erhalten und gegen die Ursupatoren zu verteidigen klingt kraftvoll zwischen den Zeilen mit.

„Ich bleibe hier“ ist ein Buch, das anregt über den Heimatbegriff nachzudenken. Hervorragend formuliert und von Maja Pflug mit Verve übersetzt, hallt es noch lange nach. Wiederholt zu lesen.

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"Ichbleibe hier" von Marco Balzano ist einfach umwerfend. Es ist die Zeitgeschichte Südtirols in den 40er, 50ern Jahren,eine Zeit zwischen italienischem Faschismus und deutschem Nationalsozialismus.Dazwischen die Menschen dort im Norden Südtirols, hin und hergerissen, arme Bergbauern, die eigentlich nur ihre Heimat lieben.
Der Bau des großen Stausees ist der Zankapfel der Bewohner, und am Ende sind sie die Verlierer. Balzano faßt diese Schicksale der "kleinen Leute" in eine klare, fast poetische Sprache, die unter die Haut geht. Ein ganz besonderer Buchtipp, nicht nur für Südtirolkenner. Absolut lesenswert!
Karin Kersten

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Wow. Bislang hat mich zwar noch kein einziges der im Diogenes Verlag erschienenen Bücher enttäuscht, dennoch gibt es natürlich solche, die besonders herausstechen - Marco Balzanos Buch ist mit Sicherheit eines davon.
Um es auf zwei Sätze herunterzubrechen: Es geht um eine Heimat, wie sie jeder von uns auf irgendeine Weise hat, und darum, sie zu verteidigen, zu ihr zu halten, um den (verzweifelten) Versuch, sie zu erhalten. Aber auch um die Menschen, die nach uns kommen und nie wissen werden, wie viel uns einzelne Orte unserer Zeit bedeutet, wie viel Liebe und Schmerz wir dort bereits Jahrzehnte, vielleicht sogar Jahrhunderte, vor ihnen gefühlt haben.
Ein großartiges, zutiefst bewegendes Buch, und ich rate jedem, sich erst nach der Lektüre ein Bild der Stadt Graun im Vinschgau anzusehen - mich hat es zu Tränen gerührt.

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Darum geht es:
Ein kleines, idyllisches Bergdorf in Südtirol und seine wechselhafte Geschichte.
Im Mittelpunkt steht Trine, die dort geboren ist. Sie erlebt alles mit, von der Machtergreifung Frankos über den 2. Weltkrieg bishin zur Flutung des Dorfes.

„Ich bleibe hier“ von Marco Balzano ist ein starkes Buch, das sensibel die Geschichte von Trine erzählt.
Trine will Lehrerin werden, doch als Mussolini die Macht ergreift, darf sie als Deutschstämmige nicht mehr unterrichten. Also unterrichtet sie heimlich in Scheunen, Kellern und unter freien Himmel.
Als Hitler an die Macht komm und der zweite Weltkrieg das Dorf streift, weigern sie sich das Dorf wie die anderen Deutschen zu verlassen und ihr Leben in Deutschland fortzusetzen.
Sie bleibt in ihrem Dorf.
Nur der Bau eines Stausees und die Flutung ihres Dorfes, schafft es Trine zum Umzug zu bewegen.

Marco Balzano erzählt diese Geschichte mit viel Feingefühl, so dass der Leser stets mit Trine mitfühlt und die Ungerechtigkeit kaum ertragen kann.

Ich habe es geliebt, dieses Buch zu lesen auch wenn ich mir mehr Seiten gewünscht hätte.

Das Buch bekommt von mir

4 von 5 Sterne

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Ein schmerzliches und bedrückendes Stück Geschichte - interessant, berührend und unterhaltsam verpackt: Faschismus, Nationalsozialismus, ein Staudamm-Projekt, ein versinkendes Dorf und der Verlust eines Kindes.

Der 288 Seiten lange Roman spielt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Graun im Vinschgau, eine kleine Gemeinde in Südtirol am Länderdreieck Italien, Österreich, Schweiz.

Es sind die Zeilen einer Mutter an ihre Tochter. Die Ich-Erzählerin Trina, eine ehemalige Lehrerin, bringt ihre Erinnerungen und Gedanken zu Papier.

Sie erzählt von ihrer Jugend mit ihren Freundinnen Maja und Barbara und wie sie sich in den Bauern Erich verliebte, den sie später heiratete und der der Vater ihrer beiden Kinder Michael und Marica wurde.

Trina erinnert sich an die einschneidenden Veränderungen, Zerstörungen und Verwüstungen durch die Faschisten unter Mussolini in den 1920er Jahren, durch die sich das ruhige Leben in den deutschsprachigen Grenztälern massiv verändert hat.
Straßen, Bäche, Berge und Grabinschriften wurden ins Italienische umbenannt. Deutsch zu sprechen wurde verboten. Alles musste italienisch werden, obwohl bis dahin italienisch in Südtirol eine nahezu exotische Sprache und Kultur war.

Trotz ihres abgeschlossenen Lehramtsstudiums werden Trina und ihren Freundinnen Anstellungen als Lehrerinnen verwehrt. Den „richtigen Italienern“ wird auf dem Arbeitsmarkt der Vorzug gegeben.
Sie beginnen abends heimlich zu unterrichten, was ein höchst gefährliches Unterfangen ist, und bringen den Kindern, die tagsüber in die italienische Schule gehen müssen, Lesen und Schreiben bei. In Deutsch!

Und dann greifen die Faschisten, die immer gewalttätiger und extremer werden, den seit Jahren im Raum stehenden Plan auf, einen Staudamm zu bauen, für dessen Verwirklichung Graun und der Nachbarort im Weg stehen. Ein Plan, der die Bewohner erschüttert, denn sie müssten umziehen oder auswandern, damit das Gebiet des Vinschgau überflutet und die Strömung des Flusses zur Energiegewinnung genutzt werden könnte.
Die Gefahr der Zwangsenteignung steht im Raum.

Aus anfänglicher Wut über das faschistische Regime wird Melancholie und Resignation. Der Kampf ums Überleben beginnt und die Hoffnung, dass Hitler die Bewohner von Mussolini befreit, wächst.Die Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten. Der zweite Weltkrieg trifft auch Trina und ihre Familie hart...

Trina erinnert sich auch an die Jahre mit ihrer Tochter Marica und erzählt zärtlich von dieser Zeit.

In dieser turbulenten Phase ziehen Anita und Lorenz Erichs Schwester und ihr Mann, in den Ort. Die beiden sind kinderlos und haben einen Narren an Marica gefressen. Das Mädchen verbringt viel Zeit bei Tante und Onkel, die sie nach Strich und Faden verwöhnen.
Als eines Tages Trina ihre 11-jährige Tochter dort abholen möchte, trifft sie auf ein leeres Haus…

Trotz oder vielleicht sogar wegen des nüchternen und melancholischen Tonfalls werden die Protagonisten lebendig und man sieht das Erzählte vor sich:
den Ort, die Landschaft, die Personen.
Mit kraftvoller, schnörkelloser, einnehmender, eindrücklicher Sprache und präzisen Formulierungen vermittelt die Autorin die zunehmend bedrückende Atmosphäre und ein immer gefährlicheres Klima.

Interessant und neuartig war für mich, das Kriegsgeschehen literarisch aus einer ganz anderen, ungewohnten Perspektive zu erleben und eine ganz besondere und neue Leseerfahrung war diese unmittelbare Verknüpfung der Themen Faschismus und Nationalsozialismus.

Der Roman begeisterte mich und ist unbedingt lesenswert!

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Ganz tolles Buch! Über die quasi Staatenlosigkeit Südtirols während des zweiten Weltkriegs war mir nichts bekannt. Ich habe es mit großem Interesse gelesen und werde es unseren Kunden auf jeden Fall empfehlen!

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Wir lesen und erleben das Leben von Trina. In einer recht ruhigen und aber dennoch auch ab und an mit etwas Humor bestückter Art und Weise bekommen wir die Zeit während des 2ten Weltkrieges mit in dem sich die Menschen in Italien entscheiden müssen ob sie nach Deutschland auswandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina möchte ihr Dorf nicht verlassen, darf jedoch auch nicht mehr als Lehrerin tätig sein.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen. Auch wenn es sich um einen Roman handelt, bekommt man die Zeit und das Leben gut mit und kann sich (zumindest einen Hauch) vorstellen wie es damals wohl gewesen ist. Trina als starke Protagonistin hilft ungemein die Hoffnung nicht aufzugeben, dass sich doch noch alles zu einem Guten wenden kann. Von der internen Familiengeschichte über das Dorfleben hinzu zu dem Kampf gegen das Regime ist das Buch absolut lesens- und empfehlenswert.

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Eine bewegende Zeitreise an den Reschensee

Ich habe noch nie im Vinschgau Urlaub gemacht und muss ehrlich gestehen, ich weiß nicht ob, wenn ich in Graun vorbeigefahren wäre, nicht auch nur unüberlegt über den halb im Reschensee versunkenen Kirchturm gestaunt hätte ohne das Gesehene genauer zu hinterfragen. Dies wird sicher nicht mehr passieren.

Marco Balzano entführt mit seinem Roman genau in dieses südtiroler Bergdorf, das in seiner Geschichte nicht nur einer ganz besonderen Dynamik, in der Faschismus und Nationalsozialismus bruchlos aufeinander gefolgt sind, ausgesetzt war, sondern dann auch dem Gewinnstreben eines Energiekonzerns zum Opfer gefallen ist, das die Dörfer Reschen und Graun rücksichtslos überfluten hat lassen, um diesen Staudamm zu bauen.

„Du weißt nichts über mich, und doch weißt du viel, weil du ja meine Tochter bist.“ Trina, die ihre Tochter schmerzlich vermisst, erzählt ihr hier ihre Lebensgeschichte. In einem ersten Teil „Die Jahre“, erfährt man von ihr, ihren Freundinnen Maja und Barbara, deren Traum als Lehrerin zu arbeiten, und auch, wie sich die Ehe zwischen Trina und Erich anbahnt. Einige Zeit gilt, „Bis zum Marsch auf Bozen verlief das Leben in den Grenztälern im Rhythmus der Jahreszeiten, es schien als käme die Geschichte nicht bis hier herauf. Die Sprache war Deutsch, die Religion christlich.“ Als dann aber der Duce die Macht ergreift, ändert sich einiges. „Mussolini ließ Straßen, Bäche und Berge umtaufen…Sogar die Toten haben sie gestört, diese Mörder indem sie die Inschriften auf den Grabsteinen änderten.“. Auch eine Stelle als Lehrerin ist für die drei jungen Frauen trotz erfolgreichem Diplom und Italienisch-Kenntnissen nicht mehr drin, denn „Um bloß uns nicht nehmen zu müssen, stellten sie lieber Analphabeten aus Sizilien und dem ländlichen Venetien ein.“ Das Staudammprojekt, das bereits 1911 schon einmal angedacht war, wird von der Regierung wieder aufgegriffen und hängt somit wie ein Damoklesschwert über dem Dorf. Für die Bevölkerung heißt es jetzt, wir „Dämmerten tatenlos und unterdrückt bis zum Sommer 39 dahin, als Hitlers Deutsche erschienen, um uns zu verkünden, dass wir, wenn wir wollten, Italien verlassen und ins Deutsche Reich kommen könnten.“, aber für Trinas Ehemann Erich steht felsenfest, „Ich würde nie aus Graun fortwollen, sagte er und wies auf das Tal.“, und damit ist es auch für Trina keine Frage mehr, auch wenn sie und ihre beiden Kinder sich vielleicht mit dem Gedanken anfreunden könnten. Im zweiten Teil, „Die Flucht“ wird man dann Zeuge, wie der Krieg auch vor dem Bergdorf keinen Halt macht, die Deutschen von vielen als Befreier gefeiert werden und schließlich Erich eingezogen wird, aufgrund seiner Erfahrungen aber nie mehr kämpfen will, und die beiden deshalb tief in die Berge fliehen. Das Staudammprojekt, das in diesem Teil brachliegt, wird dann im letzten Abschnitt „Das Wasser“ zum zentralen Moment. „Wir müssen die Baustelle sabotieren, bevor sie uns ertränken.“, ist hier nur ein Beispiel einer Idee neben vielen Briefen, Kampagnen und anderer Versuche, die vom erbitterten und letztendlich leider erfolglosen Kampf der verbleibenden Bevölkerung gegen den Staudamm erzählen.

Der atmosphärisch dichte Schreibstil des Autors hat mich sofort in die Geschichte gezogen. Ohne große Worte drumherum, schafft er es einen emotional sehr gefangen zu nehmen. Ganz oft hat er mich mit seiner ergreifenden Geschichte sehr berührt, teils auch richtig schockiert. Sätze wie „Einen Nazi zum Sohn zu haben sei das Schlimmste, was einem passieren könne.“, da will ich nicht zu viel verraten oder die Erfahrung als Trina mit ihrem Katakomben Unterricht auffliegt und gefangen genommen wird. „Als Pa´ mich abholen kam, rissen sie ihm den Schnurrbart aus, wie sie es immer machten, bei denen, die ihnen nicht passten.“, sind nur zwei Beispiele dafür. Als Leser darf man mit auf die Reise gehen und zwar nicht nur landschaftlich, sondern auch geschichtlich. Die Atmosphäre, die Ängste sowie Meinungen der Bevölkerung, wie gehen sie mit dem Machtwechsel, mit dem Hin und Her um und welche Auswirkungen haben die Ereignisse werden direkt erlebbar und somit ein Stück tragische Geschichte lebendig. Sehr gut hat mir zudem gefallen, dass Marco Balzano seine Geschichte auch mit einer feinen Prise Humor würzt, die das Lesen, trotz der schrecklichen Vergangenheit von der er berichtet, zu einem Vergnügen macht. „Um die Diskussion abzubrechen, zog sie an seiner Knollennase. >>Die ist ja noch länger geworden<<, sagte sie zu ihm. >> Und bei dir ist der Arsch dicker geworden!<<, erwiderte er. Má wurde dann laut: >>Da sieht man mal, was ich geheiratet haben, einen Trottel!<<, ist ein Dialog, der das ganz gut zeigt.

„Mit der Zeit ist man nah am Wasser gebaut. Und ich hasse es zu weinen, weil es idiotisch ist und weil es mich nicht tröstet.“ Trina ist eine starke Frau, die unendlich viel Leid erfahren muss, aber stets ohne sich zu beklagen versucht, sich mit den Bedingungen bestmöglich zu arrangieren. Gefühle werden bei ihr und Erich unter dem Deckel gehalten, der Autor lässt sie aber zwischen den Zeilen sehr gut erkennen. Auch in seiner Figurenzeichnung schafft er hier mit wenig enorm viel.
Und das gilt auch für die Nebendarsteller, wie z.B. Trinas resolute Mutter, „Deine Großmutter war kantig und streng, sie hegte über alles klare Vorstellungen, unterschied mühelos Weiß von Schwarz und fällt wie mit dem Beil ihr Urteil….“ Erwähnen möchte ich auch noch deren Spruch „Es wird schon einen Grund haben, wenn Gott und sie Augen vorne eingesetzt hat! Das ist die Richtung, in die wir schauen müssen, sonst hätten wir die Augen an der Seite wie die Fische!“, weil der mir sicher noch lange im Kopf bleiben wird.

Der Autor hat in seinem Roman die bewegende und persönliche Geschichte von Trina und ihrer Familie erzählt und mir damit einiges über die Geschichte des Bergdorfs Graun, das Leben der einfachen Dorfbevölkerung unter den Faschisten und dann unter Hitler, einer gefährlichen Flucht in die Berge und später vom erbitterten Widerstand gegen die Staudammbauer nähergebracht und mich dabei viel über Verantwortungslosigkeit, über Grenzen und über Machtmissbrauch und die Bedeutung des Wortes nachdenken lassen. Völlig begeisterte fünf Sterne.

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Mich hat das Buch beeindruckt.
Die Figur der Trina war genauso wie man gern sein möchte. Stark , kann Schwäche zeigen, weiß für sich was richtig und falsch ist. Die anderen Personen bilden einen perfekten Hintergrund ab, sie sind eigenständig, sind besonders und mit Trina eine Einheit so das man das Geschehen, was heute ein Schauspiel für Touristen und Historiker ist versteht.
Eher zurückhaltend beschreibt der Autor das harte und karge Leben der Bergbauern in Tirol, ein Leben zwischen faschischtischten Regierungen, ein Leben das für andere unwichtig ist, wenn der Staat Interessen durchsetzen will. Er schreibt über einen Kampf der von Anfang an verloren ist, aber der Kampf ist wichtig, damit die Menschen nicht ihre Menschlichkeit verlieren und zu geistlosen Geschöpfen verkommen.
Die Stille wo es eigentlich laut sein soll, die Ruhe anstelle von Aufregung, die Verzweifflung alles das macht das Buch eindringlich.

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Wie viel Geschichte passt in ein Leben? Was passiert wenn ein Dorf im Weg steht? Zu was ist eine Dorfgemeinschaft fähig? Gehen Sie mit auf eine besondere geschichtliche Reise.

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Graun eine Gemeinde im Südtirol, wo heute der Reschensee ist, bei dem nur noch der Kirchturm herausschaut, erlebt die Kriegsjahre und danach die Zeit des Untergangs. Marco Balzano erzählt in sehr berührender Sprache diese Erlebnisse. Die Kriegsjahre und die Zeit des Wiederaufbaus sind für viele Menschen die schlimmsten ihrer Geschichte. Wenn man dann noch vertrieben wird aus der eigenen Heimat muss das unbeschreiblich sein. Dieses Buch hat mich sehr berührt weil die Menschen soviel trauriges erleben mußten. Es regt zum Nachdenken an. In unserer Zeit wo wir alles haben und trotzdem unglücklich sind. Eine klare Leseempfehlung.

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Als Südtirol Liebhaber hat mich dieser Roman sehr berührt. Den Reschempass kenne ich gut, und die Hintergründe habe ich erahnt. Aber dieser Roman schildert das ganze Drama viel ausführlicher und anschaulicher. Es befremdet mich, dass ich selber an der Gedenktafel gestanden habe, ohne mir Gedanken über die Tragweite für die betroffenen Menschen im Detail zu machen. Welche Schicksale dahinter stehen, welche Gefühle.
Das Drama im 2. Weltkrieg hat das ganze noch mehr erschwert. Der Schmerz des Verlustes, nicht nur der gefallenen Soldaten, sondern auch der verlorenen Tochter werden nachvollziehbar und eindrucksvoll geschildert. Das Schicksal der Tochter bleibt offen und macht die Geschichte noch trauriger.
Traurig, dass der Staudamm nicht die Erwartungen erfüllt hat und Elektrizität aus Frankreich importiert wird. Das ganze Leiden war also eigentlich umsonst.
Ein sehr beeindruckender Roman.

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Ich selbst habe diese Kirchturmspitze im See vor vielen Jahren im Winter gesehen. Der Anblick ist beeindruckend und auch hier auf dem Cover ein Hinkucker. Marco Balzano hat diesen besonderen Anblick erst im Jahr 2014 zum ersten Mal gesehen. Ich finde es bemerkenswert, dass sich ein junger Autor daran macht, diesen historischen Hintergrund zu erforschen und ihn in Romanform aufzuarbeiten.

Anhand der jungen Lehrerin Trina wird die Geschichte des Dorfes Graun erzählt. Die Bewohner haben wegen ihrer deutschen Sprache und der Lage direkt an der österreichischen Grenze wenig Bezug zu Italien und sind der Willkür und Gängelung durch die Faschisten ausgesetzt. Unmittelbar anschließend ist es der Nationalsozialismus, der das Dorf und die Familien entzweit.
Aber der gravierendste und unfairste Eingriff geht vom Italienischen Staat und einer Großfirma aus, die den vorhandenen See in einen riesengroßen Stausee zur Stromgewinnung umwandeln will. Das Endergebnis sehen wir heute: Alt-Graun ist vollkommen verschwunden, die Kirchenspitze ragt wie ein Mahnmal aus der Wasseroberfläche. Alles an der Vorgehensweise der Firma war erbärmlich. Es gab keine Baugenehmigung, die Informationen an die Menschen gab es nur in einer ihnen fremden Sprache, die Bevölkerung wurde beschwichtigt und belogen, die späteren Entschädigungszahlungen waren nahezu wertlos.

Die Grundstimmung der Erzählung ist traurig und deprimierend. Aber angesichts des harten Schicksals sehr stimmig. Ich bin froh darüber, dass solche Vorgehensweisen heute nicht mehr möglich sind und wir beispielsweise durch Demokratie und Pressefreiheit vielerlei Mittel hätten, uns zu wehren.

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Sehr beeindruckend führt der Autor am Beispiel einer Familie vor, welche Auswirkungen die Einverleibung Südtirols durch Italien auf die Menschen in Südtirol hatte. Die Erzählerin gibt ihrer Tochter, die sich für ein Leben in Deutschland entschieden hatte, einen Bericht darüber, wie ihr Leben und das der ganzen Familie - durch Politik und Krieg stark beeinflusst - verlaufen ist. In schnörkelloser, offener Sprache gewinnt der Leser einen Eindruck von Entbehrungen, Aufbegehren, Verfolgung und Enteignung. Ein sehr eindrücklicher und lange nachhallender Roman.

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"Wenn du dich nicht um Politik kümmerst, kümmert Politik sich um dich."
Eine Südtiroler Lehrerin/Bäuerin erzählt auf sehr lakonische Weise über ihr Leben von den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts über die Zeit unter Mussolini bis in die 60er Jahre. Die Familie wird von den politischen Veränderungen, von denen keine für sie etwas Gutes brachte, umhergestoßen. Aus jeder Zeile spricht aber auch der starke Wille Lebensweise und Kultur zu bewahren und trotz schwerer Schicksalsschläge weiter zu machen: "Gott hat die die Augen vorn gemacht, um nach vorn zu schauen"
Ein eindringlicher Roman, der einen sehr nachdenklich zurücklässt.

Wir haben Südtirol in den 90er Jahren kennengelernt und schätzen Land und Menschen bis heute sehr. Einige, mich seltsam anmutende Verhaltensweisen, kann ich jetzt besser verstehen.

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Der erste Satz eines Buches muss den Leser fest in den Griff nehmen, und genau das ist in diesem Buch der Fall. Die Athmosphäre der Umbruch-Zeiten in Süd-Tirol wird in diesem Buch auf gespenstische Weise greifbar, bis zum Schluss hofft der Leser auf einen guten Ausgang in der Aussichtslosigkeit des Kampfes gegen den Bau einer Staumauer.
Bis zum Schluss gelingt es, sich mit der Erzählenden zu identifizieren, mit der Erzählenden auf ein Wiedersehen mit dem "Du" in der Geschichte zu hoffen.
Und noch haben sich die Bruchstücke, die ich noch aus dem Geschichtsunterricht zur Geschichte Süd-Tirols im Kopf hatte, so sehr zu lebendigem Geschichtswissen verwandelt, als wäre ich selbst dabei gewesen.

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!ein Lesehighlight 2020!

Südtirol. Ein wunderschöner Flecken Erde aber der Schein trügt, denn die Zeiten sind hart und beschwerlich. In den Jahren zwischen 1939 und 1943 gibt es für die Bewohner nur eine wichtige Entscheidung: bleiben sie in Italien, in ihrer Heimat oder wandern sie nach Deutschland aus, das Land indem Adolf Hitler versucht die Weltmacht ansichzureißen. Für Trina gibt es nur eine Entscheidung - sie will in ihrer Heimat Italien bleiben, in ihrem Zuhause. Aber die Faschisten machen ihr das Leben schwer und verbieten ihr ihre Arbeit als Lehrerin. Trina ist gewieft und unterrichtet heimlich in Kellern und Scheunen und geht dabei das größte Risiko ein, das es nur geben kann. Und als dann auch noch ein Kraftwerk gebaut werden soll, leistet sie einen Widerstand der sich gewaschen hat....

Marco Balzano hat eine Geschichte aufgeschrieben die auf realen Tatsachen basiert. Wenn man im Buch angekommen ist und sich auf die Geschichte einlässt, kann man eigentlich kaum glauben was man da liest. Das Verhalten der italienischen Faschisten, dieser bescheuerte Kraftwerkbau und diese irre Angst von Trina, lassen einen oft das Atmen aussetzen, so schockierend und bewegend ist die Geschichte. Balzano hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Er ist klar und frei von Schnörkel. Er zieht die Leser schnell in den Bann und bleibt immer beim Thema. Seine Protagonistin Trina hat er sehr gut für diese Geschichte geformt und die Tatsachen, die der Realität entsprechen, perfekt miteinander verbunden. Balzano schreibt sogar so gut, das man sich regelrecht in den Zeilen vergisst. Er beschreibt eine Angst, einen Hass der kaum nachvollziehbar ist, wenn man es nicht selbst erlebt hat. Wir können nur alle hoffen, das wir niemals so eine Angst und so einen Hass je erleben müssen...
Eine Geschichte so zu erzählen, bedarf nicht nur viel Feingefühl sondern auch Mut und Kraft. Marco Balzano hat hier ein kleines Meisterwerk geschaffen!
Dieses Buch erhält 5 von 5 Sterne!

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Obwohl ich schon ein paar Mal am See vorbeigefahren bin und den Kirchturm betrachtet habe muss ich gestehen, dass ich mir nie Gedanken über die Geschichte dahinter gemacht habe.
Marco Balzano hat es mit seinem Roman "Ich bleibe hier" geschafft mich sehr nachdenklich zu stimmen.
Er erzählt die Geschichte von Trine und Erich, die zwischen Faschismus und Nationalsozialismus, zwischen Italien und Österreich, zwischen Italienisch und Deutsch quasi eingeklemmt sind und versuchen an ihren Wurzeln und an ihrem Dorf festzuhalten.
Weder der Verlust der Tochter Marica noch die Flucht vor dem Krieg können ihre Heimatliebe erschüttern und vorallem Erich versucht bis zum Schluss sich gegen Enteignung und Staudamm zu wehren.

Ein sehr eindrucksvoller Roman der berührt, nachdenklich stimmt und auch dankbar macht, dankbar dafür in Frieden leben zu dürfen.

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Marco Bolzano hat den Menschen in Südtirol eine Stimme gegeben, die mitansehen mussten, wie ihr Dorf dem Staudamm geopfert wurde und die zuerst im Faschismus und dann im Nationalsozialismus gezwungen wurden, Italiener zu werden. Grossartig geschrieben und sehr gut recherchiert.

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Ein Stück Südtiroler Geschichte - packend erzählt. Die sehr gut recherchierte Geschichte beleuchtet nicht nur das Grauner Dorfleben vor und während der Mussolini-Zeit, sondern auch die Angst, die Hilflosigkeit und der letztendlich nutzlose Widerstand der Anrainer bei dem immer größer werdenden Projekt Reschensee. Leseempfehlung!

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Ein hervorragender Roman, der uns das wohl tragischste Kapitel der Südtiroler Geschichte nahebringt und darüber hinaus von einer Frau erzählt, die trotz allen Repressalien versucht, nie ihre Freiheit und Identität zu verlieren.
Ein Muss für den nächsten Südtirol Urlaub.

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Wieso steht der Kirchturm im Wasser? Mit diesem Roman erfahren wir die Hintergründe dieses Phänomens. Es geht um drei junge Frauen, die sich als Lehrerinnen ausbilden lassen, aber mit dem Einfallen der Mussolini-Anhänger wird das ganze Gebiet von italienischen Faschisten überrollt, in den Schulen darf nur noch italienisch unterrichtet werden und alle Behördenstellen werden von Italienern besetzt. Die Frauen geben verbotenerweise weiterhin Deutschunterricht in dunklen Kellern und die eine, aus deren Sicht der Roman geschrieben wird, heiratet einen Bauern im Dorf. Dann kommt der 2. Weltkrieg und das Dorf wird von den Faschisten bedroht. Als die Männer zur Armee eingezogen werden, flüchten sie in die Berge, immer mit der Angst, entdeckt und getötet zu werden, erst nach Kriegsende trauen sie sich wieder in die Dörfer zurück. Doch das Leben im Dorf wird vom Bau einer Staumauer erschüttert, der das ganze Dorf überfluten wird. Die Bauern versuchen sich zu wehren, doch ihr Kampf ist aussichtslos. Das Buch erzählt von einer mutigen Frau und dem Kampf einfacher Bauern gegen eine Bauindustrie, die ohne Rücksicht auf die Bewohner ihr Dorf und das Leben dieser Bauern zerstört. Das alles wird sehr spannend erzählt und wir erfahren viel über die Geschichte Südtirols. Ein eindrückliches Buch, das unter die Haut geht!

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Historische Fakten gut verpackt!
„Ich bleibe hier“ ist ein Roman von Marco Balzano, der im Diogenes Verlag erschienen ist.
Zum Klappentext:
Ein idyllisches Bergdorf in Südtirol – doch die Zeiten sind hart. Von 1939 bis 1943 werden die Leute vor die Wahl gestellt: entweder nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Klasse in Italien zu bleiben. Trina entscheidet sich für ihr Dorf, ihr Zuhause. Als die Faschisten ihr verbieten, als Lehrerin tätig zu sein, unterrichtet sie heimlich in Kellern und Scheunen. Und als ein Energiekonzern für einen Stausee Felder und Häuser überfluten will, leistet sie Widerstand – mit Leib und Seele.
Wer schon mal am Reschensee war, dem ist der Kirchturm, der aus dem See ragt, ein Begriff. Ich selbst habe mich bei diesem Anblick schon gefragt, wie es damals der Bevölkerung des Dorfes wohl zumute war, als sie erfahren mussten, dass ihr Zuhause einem Stausee geopfert werden soll.
Marco Balzano befasst sich mit dieser Fragestellung und den Hintergründen. Er nimmt uns mit in die Vergangenheit. Wir begleiten Protagonistin Trina durch deren Leben. Aufgewachsen in Reschen bzw. Graun, einem Dorf in Südtirol, erlebt Trina die politischen Schwierigkeiten dieser Region am eigenen Leib. Unter Musolinis Regime verlieren die Südtiroler als Italiener 2. Klasse ihre Arbeit und werden benachteiligt. Auch Protagonistin Trina, die Lehrerin werden wollte, darf nicht mehr unterrichten und verliert so ihre Existenz.
Trina ist eine fiktive Protagonistin, jedoch zeigt ihr Schicksal sehr plastisch, wie ungerecht und verzweifelt die Situation der Bevölkerung Südtirols während des 2. Weltkriegs war. Historische Fakten vermittelt durch eine spannende Geschichte.
Eine klare Leseempfehlung!

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Die Geschichte Trinas im kleinen Dorf, das zum Spielball der Mächtigen wird, liest sich sehr eindrücklich. Die zeitgeschichtlichen Hintergründe sind gut recherchiert und man bekommt als Leser einen Einblick in die Zerrissenheit der Protagonistin. Besonders gefiel mir, dass die Geschichte nicht nur in schwarz - weißen Farben gemalt wurde, Trina hadert mit ihrem Schicksal, mit ihren Entscheidungen, sie ist nicht die unnahbare Kämpferin in gleißendem Licht. Diese Menschlichkeit und Zerrissenheit hat mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

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1939-1943 ein idyllisches Bergdorf in Südtirol. Das Leben dort ist hart, doch die Bürger haben die Wahl nach Deutschland auszuwandern oder als Bürger zweiter Wahl in Italien zu bleiben.
Trina will bleiben, es ist ihr Zuhause.Doch die Faschisten verbieten ihr weiter als Lehrerin zu arbeiten. Sie läßt sich das nicht verbieten und unterrichtet heimlich in Kellern und Scheunen. Dann soll das Dorf für einen Stausee weichen, geflutet werden. Trina und ihr Mann Erich organisieren den Widerstand….

Fazit:
Der Autor, Marco Balzano, hat eine tollen Schreibstil. Der einen dieses karge Leben, all die Zwänge und die gleichzeitig die Schönheit dieses Ortes spüren läßt. Durch den Kniff mit Trinas Leben, Kindheit und Jugend, in die Geschichte einzusteigen, man lernt ihren Blick auf das Dorf, ihre Freundinnen und den Zusammenhalt kennen. Die schleichende Gefahr des Krieges, die durch die besondere Lage des Südtirol verstärkt wird und die Entscheidung von Trina, Widerstand zu leisten…erst im Kleinen, in Form des Unterrichts, dann im Großen, weil sie mit ihrem Mann dieses Organisiert, kann man gut verstehen.
Geschickt sind geschichtliche Fakten in die Geschichte verwoben, was ich persönlich sehr interessant fand. Dieser Roman zählt nicht zu meinem üblichen Lesefutter, doch die Figuren und das Thema haben mich neugierig gemacht und das Buch läßt sich gut lesen.
Einzig der Mittelteil läßt mich einen Stern abziehen, denn was soll ich verstehen, wie schwer es für die Bewohner für Südtirol in dieser Zeit war? Das Grauen allgemein?
egal…lesen…

4 STERNE

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Eine große Entdeckung, von der ich eigentlich gar nichts erwartet hatte, die aber nach Beendigung noch lange nachklingt und dazu einlädt, mehr über das Thema zu recherchieren.
Sehr inspirierend und beeindruckend!

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Ein wirklich guter Roman über das Verschwinden der Dörfer Reschen und Graun in Südtirol. Nicht nur die Geschichte der Dörfer wird hier erzählt, die nach dem 2. Weltkrieg dem Staudamm weichen mussten, sondern Balzano ist hier ein sehr feinfühliger und persönlicher Roman über das Leben einer Familie gelungen. Erst gab es den Faschismus durch Mussolini, dann die Herrschaft der Nationalsozialisten. Der Kampf der Sprachen, der Kampf gegen Verfolgung, Hunger und Krieg. Der Umgang mirt Verlusten und das stete Weiterleben, Nicht-Aufgeben. Besonder gut hat mir gefallen, wie Balzano den Roman aus der Sicht einer Frau geschrieben hat; in Briefform an ihre Tochter gerichtet. Sehr ergreifend und fesselnd!

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Wer kennt ihn nicht, den Stausee am Reschenpass mit der heraus ragenden Kirchturmspitze.? Die Geschichte darüber berichtet der Autor in einer wunderbaren Sprache. Ein Roman über Menschen, die für ihre Heimat kämpfen. Schicksale, die berühren, eine ganz klare Leseempfehlung!

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CN für rassistische Beschreibungen für Sinti und Roma, sowie das N-Wort
Ein ergreifender Roman über Faschismus, Widerstand und die vielen Entscheidungen, vor die einen das Leben stellt. Hat mir sehr gut gefallen.

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Welche Geschichte steckt hinter dem versunkenen Kirchturm?

Jeder der schon einmal am Reschensee in Südtirol war oder vorbeigekommen ist, kennt ihn: den aus dem See ragenden Kirchturm. Dieser Kirchturm gehört zur alten Grauner Pfarrkirche St. Katharina. Marco Balzano hat die Geschichte hinter dem Kirchturm gesucht und gefunden und daraus einen sehr beeindruckenden Roman gemacht. Die Geschichte wird aus Sicht von Trina erzählt, die während Mussolinis Faschismus als Lehrerin in geheimen Verstecken den Kindern Deutsch beibringt und die während Hitlers Feldzug zusammen mit ihrem Mann in die Berge flieht. Doch das Kriegsende bringt keinen Frieden für die Familie. Mehr als einmal steht die Familie vor der Entscheidung gehen oder bleiben. Die fiktive Geschichte von Trinas Familie verwebt Balzano geschickt mit den wahren historischen und politischen Begebenheiten der damaligen Zeit. Mich hat die Geschichte von der ersten Seite an fasziniert, da ich mich schon als Kind im Urlaub gefragt habe, welche Geschichte wohl hinter der versunkenen Kirche im Reschensee steckt. Die Geschichte Südtirols wird im Roman beklemmend und auf sehr nüchterne Weise erzählt, aber es lohnt sich auf jeden Fall! Mich hat diese Geschichte nachhaltig beeindruckt und ich lege sie jedem ans Herz.

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Der Roman erzählt auf eindrückliche Weise von einer wahren Begebenheit - ein ganzes Dorf, das unter Wasser gesetzt wird. Es zeigt die Auswirkungen des Krieges, die die Menschen vor schwierige Entscheidungen stellen: Flüchten oder Ausharren, Akzeptanz oder Widerstand.

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Puh, sehr viel "Stoff" für ein Buch, aber Marco Balzano schafft es, Familien-, Dorf- und Zeitgeschichte so zu schreiben, dass ich mich als Leserin nicht überfordert gefühlt habe. Er tut dies durch Briefe der Ich-Erzählerin Trina an ihre Tochter, in denen sich persönliche Schicksale in historischen Ereignissen spiegeln. Dadurch werden die Ereignisse in Südtirol und die besondere Situation (Faschismus wird unmittelbar von Nationalsozialismus abgelöst; Bau eines Staudamms/Überflutung des Dorfes), speziell auch bezüglich der deutschsprachigen Bevölkerung, für die LeserInnen viel greifbarer. Es geht um Heimat und Wurzeln, die die sehr bodenständige Trina gegen verschiedene machtmißbrauchende "Feinde" (politische und ökonomische) nicht aufgeben will/kann. Sehr glaubhaft und empathisch geschrieben.

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